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Die Sache mit der Schrittlänge

Erstellt am: 05.08.2015 12:30 / hn

Neuer Kontrollpunkt für die Athleten im Anlauf

Seit diesem Sommer geschieht die Kontrolle der Schrittlänge oben im Anlauf, direkt vor dem Start.

Gemessen wird im Anlauf die Schrittlänge der Sprunganzüge. Die Schrittlänge wird zwar schon seit vielen Jahren gemessen, bisher aber nach dem Sprung im Rahmen der allgemeinen Materialkontrolle.

Warum das so ist erklären wir hier:

1.) Warum und was wird  gemessen? 
Das gesamte Procedere dient nur einem Zweck: der Chancengleichheit

Bei der Messung im Anlauf geht es ausschließlich um die Schrittlänge des Sprunganzuges. Alle anderen zu messenden Größen werden wie bisher stichprobenartig nach dem Sprung gemessen.

Grundsätzliches zur Erklärung: Jeder Athlet wird vor der Saison komplett vermessen (Erfasst werden beispielsweise Körpergröße, Armlänge, Beinlänge, Schrittlänge, Gewicht etc.). 
Entsprechend dieser hinterlegten Daten darf nun im Wettkampf das passende Material, darunter Skier und Anzug verwendet werden.

Im konkreten Fall geht es um ein  Maß: die Schrittlänge. Laut Regelwerk darf der Anzug im Schritt höchstens 3 Zentimeter Abstand vom Körper haben. Dieser Wert wird im Anlauf kontrolliert.

Beträgt also beispielsweise die Schrittlänge eines Athleten 80 cm (das ist der in der vor der Saison gemessene individuelle Wert), dann darf bei der Messung mit Anzug der Abstand zwischen Boden und Unterkante Anzug höchsten 77 cm betragen. 
Ist das Maß geringer, ist zwangsläufig die erlaubte Toleranz von 3 Zentimetern überschritten -> der Anzug ist zu groß. Der Weg nach unten geht über den Lift, nicht den Anlauf.

 

Warum ist dieses Maß wichtig?
Problematisch ist das deshalb, weil jeder Zentimeter mehr Anzug (eben besonders im Bereich des Schrittes) gleichzeitig mehr Flugfläche, vergleichbar  mit der Tragfläche eines Flugzeuges bedeutet.
Durch den Messpunkt im Anlauf wird nun ausgeschlossen, dass ein Athlet den eigentlich korrekten Anzug nach unten zieht oder anderweitig verändert und dadurch mehr Fläche an seinem Anzug erzielt.
Die Anzüge sind elastisch und lassen eine derartige Manipulation zu. Nach der Landung kann durch verschiedene Körperbewegungen (strecken, dehnen etc.) der Anzug wieder auf das ursprüngliche, korrekte Maß gebracht werden. 

Nach der Kontrolle im Anlauf darf der Anzug nicht mehr "manipuliert", also zurechtgezogen oder anderweitig verändert werden.

 

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Das sagen die Trainer und Walter Hofer zu Berkutschi:

 

Alexander Stöckl (Chefcoach NOR): 
"Der Vorteil vom neuen Messpunkt ist, dass es mit Sicherheit weniger Spekulationen darüber gibt, dass Athleten den Anzug manipulieren bevor sie springen. Das führt zu mehr Fairness, mehr Chancengleichheit unter den Athleten und hoffentlich auch zu spannenderen Wettkämpfen. 
Der Hauptunterschied zwischen dem Messen unten und oben ist der, dass es möglich ist den Anzug zu verändern oder, dass man am Schrittmass, das relativ entscheidend ist im Skispringen, arbeiten kann auf dem Weg zur Messung, wenn die erst im Auslauf ist. 
Wenn man das aber vor dem Springen misst, kann man davon ausgehen, dass da dann weniger Unterschied ist. Das heißt, dass die Athleten wirklich mit dem Schrittmass springen, mit dem sie springen sollen. Deshalb ist das, denke ich, ein Schritt Richtung Fairness und keine große Sache. 
Es ist schwer zu sagen, wie viel es ausmacht den Anzug ein bis zwei Zentimeter nach unten zu ziehen. Das müsste man aerodynamisch berechnen lassen. Ich glaube, dass es schon Einiges ausmacht".

 

Lukasz Kruczek (Chefcoach POL): 
"Das ist ein richtiger Schritt, jetzt hat man keine Diskussion mehr darüber, ob die Kontrolle gut oder nicht gut durchgeführt wird. Man muss lernen damit umzugehen, es ist eine neue Situation für die Athleten und auch für die Trainer. Ich denke das sollte so bleiben, wir müssen nur in Zukunft schauen, dass die Athleten in der Vorbereitung nicht gestört werden sondern alles gut abläuft. 
Es gab immer Diskussionen, dass gewisse Athleten bei den Anzügen manipulieren. Nicht jeder kann dass, das muss man auch beherrschen. Wenn der Anzug während des Sprungs den Regeln entsprechen muss und die Kontrolle findet nach dem Sprung statt, ist genug Zeit um am Anzug nach dem Sprung etwas zu ändern. Ich denke, mit dieser Kontrolle haben wir die Situation dass der Anzug beim Sprung in Ordnung ist. Wir hoffen, dass mit dem Messpunkt oben die Möglichkeit der Manipulation ausgeschlossen ist".

Lukasz Kruczek

 

Walter Hofer (FIS Renndirektor): 
"Er war bisher auch wichtig, weil er ein leistungsentscheidender Punkt bezüglich des Materials ist. Wir sind nicht an allen Wettkampfstätten darauf eingerichtet, es unmittelbar nach dem Sprung zu messen. Manchmal muss man zu der Kontrolle noch etwas gehen. Das ist für den Athleten mit vollem Setup unangenehm und es ist auch eine Manipulationsmöglichkeit gegeben. 
Deshalb wollten die Trainer hier etwas mehr Sicherheit an den Tag legen indem sie vorgeschlagen haben die Kontrolle vor dem Sprung zu machen. Was im Grunde nicht in unserer Intention liegt, weil wir die Athleten nicht gerne vor dem Sprung mit Kontrollen belasten. Aber wir sind jetzt im Sommer dabei dies auszutesten und im Moment haben wir sowohl von den Athleten als auch von den Trainern äusserst positive Rückmeldungen und wir werden uns darauf einrichten das so für den Winter vorzubereiten". 

 

"Wir sind mit der neuen Messmethodik sehr zufrieden," steht auch ÖSV Cheftrainer Heinz Kuttin dem neuen Ansatz positiv gegenüber.

"Es war schon länger ein Wunsch der Sportler die Anzüge in jenem Zustand zu messen, in dem auch gesprungen wird. Damit wird vielen Spekulationen, die wir in den letzten Jahren immer wieder hatten, die Basis entzogen."

 

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