01 | Hoerl, J. | 285.3 | ||
02 | Paschke, P. | 277.8 | ||
03 | Tschofenig, D. | 273.8 | ||
04 | Kraft, S. | 273.1 | ||
05 | Deschwanden, G. | 259.7 | ||
Ganzes Ergebnis » |
Hintergründe: Die Sache mit der Equipment Kotrolle und den Disqualifikationen. Dem Skisprunganzug geht es an den Kragen.
Im vergangenen Winter gab es einige Male Diskussionen zum Thema Materialkontrolle und Disqualifikationen im Rahmen des FIS Welt- und Continental Cups. Beispielsweise seinen hier die mehrfachen Disqualifikationen des Bulgaren Vladimir Zografski und die Disqualifikation von Gregor Schlierenzauer am Kulm genannt.
Bericht: Bardal siegt - Schlierenzauer disqualifiziert »
Ein paar „hard facts“ zuerst. 2011/12 wurden 1781 Anzüge plombiert, d. h. für den Wettkampf zugelassen - 738 im Weltcup und Grand Prix der Herren, 428 beim Damen Welt- und Continentalcup, 615 im Continentalcup Herren und FIS-Cup. Im Herren-Weltcup wurden 299 Anzüge von drei Nationen allein zum Plombieren gebracht: 105 von Österreichern, 98 von Deutschen, 96 von Norwegern.
Von den 14 Disqualifikationen im Herren-Weltcup waren lediglich acht auf unkorrekte Anzüge zurückzuführen, im COC der Herren waren es 39 von insgesamt 60. 1325 Anzüge wurden im Weltcup/Grand Prix der Herren im Winter 2011/12 kontrolliert. 70-80 Athleten mussten somit pro Wochenende im Equipment Control Container in der Nähe des Exit Gates zur Materialkontrolle erscheinen.
„Das Klima zwischen Kontrolleuren und Athleten ist sehr gut“, berichtet Sepp Gratzer, der im kommenden Winter in seine zehnte Saison als Equipment Controller im FIS Herren-Weltcup geht. „Es sind die Sportler selbst, die sich viele Kontrollen wünschen – je mehr, umso größer ist die Fairness und Chancengleichheit.“ Was Gratzer sagt, lässt sich in der Realität belegen. „Die Springer wissen ja selbst genau, was Sache ist. Als beispielsweise Gregor Schlierenzauer im Rahmen des FIS Ski Flug Weltcups in Bad Mitterndorf mit seinem kaputten Reißverschluss und den Rettungsversuchen mit einem Klebeband zu mir kam, wusste er ja selbst schon, was passieren würde. Da hat es keine Diskussion gegeben, kein ,ich hab’s ja eh versucht’.
Der Skisprung-Anzug, soviel ist klar, ist jedenfalls ein beliebtes Testobjekt, um über die Bekleidung zu Materialvorteilen zu kommen, die sich in Weiten und Punkten niederschlagen sollen.
Neben einer Reihe von vorgegebenen Kriterien – beispielsweise Länge von Arm- und Beinteilen, Umfang des Halsloches, Deckungsgleichheiten der Teile, Nähte usw. – galt hinsichtlich der Passform die mathematische Formel „Körperumfang plus 6 cm Toleranz“. Der Anzug musste also nicht eng anliegend sein; zwischen der Körperform und dem Stoff konnten (mussten aber nicht) bis zu sechs Zentimeter „Luft“ sein. Windkanaltests belegen nämlich, dass es nicht sinnvoll ist, durchgehend die mögliche Toleranzgrenze auszunutzen.
Der neue Anzug
Mit der Tüftelei um Zentimeter und Millimeter, mit der „Maßschneiderei“ könnte es bald vorbei sein. Während des Meetings des FIS Subkomitees Equipment and Development Ski Jumping am14.04. in Zürich wurde ein neuer Anzug vorgestellt und vorgeschlagen.
Galerie: Thomas Morgenstern testet neuen Anzug »
- Er ist nicht mehr aus sieben verschiedenen Teilen zusammengesetzt, sondern aus fünf, was die Zahl die Nähte verringert.
- Er hat einen Reißverschluss, der 1,5 bis 5 Zentimeter über das Halsloch hinausgeht. Somit kann er auch nicht mehr aufgehen – ein Disqualifikationsgrund würde wegfallen.
- Das Halsloch kann mit einem elastischen Band versehen werden.
- Doch am wichtigsten: die Toleranz des gesamten Anzuges wird von 6 cm auf 0 cm gesetzt: Body size equals to the suit size. Der Anzug wird quasi Teil des Körpers. Lediglich vom Knie abwärts bleibt die alte Regelung bestehen, damit der Anzug auch weiterhin über den Schuh gezogen werden kann.
„Wir haben Tests mit verschiedenen Materialien durchgeführt und Stoffe ausgemacht, die elastisch genug sind, um die verschiedenen Positionen im Bewegungsablauf einzunehmen“, erklärt Gratzer. Bestätigung erhielt der Internationale Skiverband auch von Thomas Morgenstern, der sich für einen Tag zur Verfügung stellte, um die Passform zu testen und Feedback zu geben. Gratzer: „Auch er hat sich positiv geäußert.“ Die angestrebte Neuerung betrifft Herren und Damen gleichermaßen, der Anzug der Ladies wird dadurch noch figurbetonter.
Diese neue Regelung verbessert die Chancengleichheit kleiner Nationen, weil das Tüfteln in kleinen Bereichen wegfällt und die „Maßschneiderei“ quasi von einer „Massenware“ von der Stange ersetzt wird. Die Stoffe kommen von zwei Unternehmen, Eschler Schweiz und Meininger Deutschland, und sind allen Nationen zugänglich. „Für die Stoffherstellung sind bestimmte Kriterien notwendig, und es muss ein Zertifikat vorgelegt werden, dass der Stoffe diese auch erfüllt“, so Gratzer. Probleme mit Fälschungen oder Nachahmungen aus fernen Nationen sieht er keine. „Die Zahlen sprechen ja für sich“, lacht er. „Auch wenn es in der kleinen Welt des Skispringens ein Riesen-Aufwand bedeutet, hunderte von Anzügen zu plombieren und zu kontrollieren, so sind diese Nummern in der globalen Wirtschaft durchaus vernachlässigbar. Jeder Athlet jeder Sportart braucht Sportschuhe, nicht jeder Athlet benötigt einen Skisprunganzug.“
Wie geht’s weiter
Das FIS-Subkomitee folgte nach einer lebhaften und teilweise heftigen Diskussion über Pro und Contras den Ausführungen der FIS-Experten und stimmte dem Vorschlag des neuen Sprunganzugs letztlich mit klarer Mehrheit bei einer Gegenstimme zu. Entschieden ist noch nichts. Die Prozedur sieht vor, dass in den nächsten Tagen die nationalen Verbände über die geplanten Neuerungen informiert und um Stellungnahme gebeten werden („Funnel-System“). Beim FIS-Kongress in Südkorea Ende Mai wird das Skisprung-Komitee definitiv über die Neuerung entscheiden.
Auswirkungen
Sollte der neue Anzug Realität werden, hat dieser selbstverständlich Auswirkungen auf die sportliche Aktion. Verlässliche Werte gibt es – klarerweise – nicht, doch vermutet kann werden, dass an der Kante nicht mehr so aggressiv „nach vorne“ weggesprungen werden kann, sondern im Vergleich zu früher mehr „nach oben“, um eine ballistisch höhere Flugkurve zu ermöglichen. Dies bedeutet weiters, dass die Anlaufgeschwindigkeit erhöht werden muss, um auf Weiten wie zuvor zu kommen. Doch dies sind Spekulationen, die in der Realität überprüft werden müssen.