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In Russland beginnt eine neue Zeitrechnung

Erstellt am: 13.07.2010 20:37 / sk

Man hat in den vergangenen Jahren nicht besonders viel gehört aus Russland, wenn es ums Skispringen ging. Zwar lieferten die Athleten vom Kreml, angeführt von Dmitry Vassiliev unter der Regie von Wolfgang Steiert immer wieder Achtungserfolge ab, der Sprung in die Spitze gelang dem Team aber nicht.

 

Einer der Gründe dafür: es gibt in Russland keine tauglichen Schanzen und damit keine Trainingsmöglichkeiten. Doch das wird sich nun ändern. Auch mit den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi als einem Auslöser, werden in Russland gewaltige Anstrengungen unternommen um den heimischen Athleten erstklassige Trainingsbedingungen zu schaffen.

Moskau

 

Gleich mehrere Projekte von enormen Dimensionen entstehen derzeit in Russland:

Drei davon stellen wir hier vor:

Nizhny Tagil

 

Moskau

In unmittelbarer Nähe des Moskauer Zentrums, am Lushniki Park, direkt oberhalb der Moskwa steht eine K-75 Schanze. Die Schanze befindet sich zwar derzeit in keinem guten Zustand, aber das soll sich noch in diesem Jahr ändern.

 

Sowohl der Nationale Skiverband als auch die Stadt Moskau haben signalisiert, dass man die Modernisierung noch in diesem Jahr in Angriff nehmen werde. Vergrößern kann man die Schanze realistisch gesehen nicht, dafür ist zu wenig Platz bis zur Moskwa, aber auch bei gleichbleibender Schanzengröße könnten bereits im Sommer 2011 auf der Anlage beim Lushniki Park COC Springen der Damen und FIS-Cup Springen durchgeführt werden.

 

Eine konkrete Planung für die erforderlichen Modernisierungsmaßnahmen (der Aufsprunghang ist noch zu steil, neue Startgates und neue Banden sind erforderlich, der Lift im Anlauf muss erneuert werden, etc.) ist bereits im Gange.

 

Die Schanze in Moskau »

 

Chaikowsky

Ein Projekt von einer wesentlich gewaltigeren Dimension entsteht in Chaikowsky. Die Stadt, deren Name kaum ein Mitteleuropäer kennen dürfte, liegt am Rande des Ural am Fluss Kama, und hat ca. 150.000 Einwohner.

 

Die Erreichbarkeit ist alles andere als unkompliziert:

Mit dem Flugzeug nach Izhevsk, dann ca. 2 Stunden (Sommer) bis 3 Stunden (Winter) mit dem Auto, allerdings sind die Straßenverhältnisse bestenfalls als sehr bescheiden zu bezeichnen.

Mit dem Flugzeug nach Perm, dann ca. 5 Stunden (Sommer) bis 6 Stunden (Winter) mit dem Auto. Auch hier bedarf es für die Autoreise gute Federn und gute Nerven.

 

Der Ort hat im nordischen Wintersport und insbesondere im Skispringen große innerrussische Tradition. Die Anlage in Chaikowsky besteht aus fünf Schanzen, dazu ein Hotel, mehrere Betriebsgebäude und eine Langlaufstrecke. Die Größte der fünf Schanzen wird eine K-125/Hill Size 140 Meter Schanze sein.

 

Die Kosten für das Gesamtprojekt werden sich auf ca. 100 Mio. Dollar belaufen, die Fertigstellung ist für den Herbst 2011 geplant. Die Finanzierung erfolgt zu 60% durch Moskau und zu 40% durch das Land/den Kreis. Als Projektleiter wurde in Chaikowsky Peter Riedel gewonnen, der nicht zuletzt wegen dem von ihm entwickelten System für Ganzjahres-Anlaufspuren über sehr viel erforderliches know how verfügt.

 

Chaikowsky bekommt ein Skisprungzentrum »

 

Nizhny Tagil

Die Stadt liegt in der Oblast Swerdlowsk im mittleren Ural, in der Nähe von Jekaterinburg und hat ca. 375.000 Einwohner. Das Stadtzentrum liegt 200 Meter über Meereshöhe. Die Anlage in Nizhny Tagil ist das am weitesten fortgeschrittene Projekt in Sachen Skispringen in Rußland. Auch in Nizny Tagil werden sich die Kosten auf ca. 100 Mio. Dollar belaufen, auch hier wird eine komplette Anlage mit mehreren Schanzen, einem Hotel und einer Langlaufstrecke entstehen. Wie in Chaikowsky soll auch diese Anlage im Herbst 2011 fertig sein.

 

Die neue Anlage in Nizhny Tagil »

 

Ein weitere Anlage mit vier Schanzen ist in Novgorod, direkt an der Wolga geplant. Auch in Novgorod soll noch 2010 mit dem Bau begonnen werden.

 

Neben der Möglichkeit zur Durchführung internationaler Wettkämpfe, entstehen natürlich in erster Linie ganz hervorragende Trainingsmöglichkeiten. Dass in Russland große Skisprungtalente schlummern ist kein Geheimnis. Ebenso ist bekannt, dass der Mangel an Trainingsmöglichkeiten im eigenen Land bisher das größte Problem für die Männer aus Russland ist.

 

Ab dem übernächsten Winter, rechtzeitig für die heiße Phase der Vorbereitung auf Sotchi 2014 werden sich den Karelins, Rosliakovs, Kornilovs und co. also ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Und man darf, mit den wesentlich verbesserten Rahmenbedingungen im eigenen Land, die Lokalmatadoren für die Olympischen Spiele also durchaus mit auf die Liste der Favoriten packen.

 

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