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Berkutschi Premium Partners

Interview mit Walter Hofer

Erstellt am: 02.12.2008 18:42 / sk

Berkutschi: Herr Hofer, wie lautet ihr Fazit nach den ersten Wettkämpfen in Kuusamo letztes Wochenende?

 

Unter den gegebenen Bedingungen ist es uns gelungen die Pflicht abzuliefern und wir hoffen, dass wir bald zur Kür übergehen können. Mit dem sportlichen Ablauf bin ich, unter den schwierigen Voraussetzungen was die Wetterbedingungen und auch technische Probleme betrifft, zufrieden.

 

Berkutschi: Die neue Saison hat begonnen, mit welchen Neuerungen müssen die Fans sich vertraut machen?

 

Die Wettkampfformate und speziell die Materialbestimmungen sind ja in den vergangenen Jahren schon sehr stark modifiziert und neu geregelt worden. Es gibt daher im Moment keine großen Änderungen. Daher konzentrieren wir uns auf das nächste Ziel, nämlich die Rahmenbedingungen für die Kalenderplanung zu verbessern. Hier gibt es speziell zwei Neuerungen, die erwähnenswert sind: Skifliegen ist vermehrt im Programm aufgenommen und deshalb wollen wir für den Gesamtsieger der Einzel-Skifliegen eine kleine Kristallkugel einführen. Das zweite ist: Wir führen in der Kalenderplanung einen Teamwettbewerb ein, der innerhalb einer Woche durchgeführt wird. Es werden drei Wettbewerbe auf drei Schanzen ausgetragen und das Finale findet auf einer Flugschanze statt. Die beste Nation dieser fünf Weltcups (zwei Teambewerbe und drei Einzelspringen) erhält den Siegerpreis von zusätzlich (neben dem normalen Preisgeld) € 100.000,--.

 

Berkutschi: Als hätten Sie nicht schon genug zu tun, sind Sie jetzt auch noch für die Nordische Kombination zuständig. Wie genau gestaltet sich diese Aufgabe, die Kombinierer sind ja schließlich meist an anderen Orten und haben Ulrich Wehling als Renndirektor?

 

Unsere Aufgaben sind ganz klar geteilt. Der Ulrich Wehling ist in bewährter Weise als Renndirektor für die Nordische Kombination zuständig. Nur im Vorfeld, also in der Planungsphase, suchen wir Synergien zwischen den beiden Disziplinen. Die Koordinierung dieser Aufgaben liegt zusätzlich in meinem Bereich. Die Umsetzung der einzelnen Aufgaben erfolgt nach wie vor separat.

 

Berkutschi: Skispringen wurde einmal Formel 1 des Winters genannt. Um bei dem Bild zu bleiben, die Formel 1 geht nach Asien und sucht sich neue Märkte. Im Skispringen gibt es ganz ähnliche Pläne. Welche Strategie wird dabei verfolgt, in China, Südkorea, Kasachstan oder sogar der Türkei zu springen?

 

An sich mag ich den Vergleich mit der Formel 1 nicht, den halte ich nicht für zulässig. Unsere Sportart, das Skispringen, ist eine kleine und feine Sportart, hinter der keinerlei Industrie steckt wie in der Formel 1. Das ist bei uns einfach nicht der Fall. Wir haben mit der Öffnung Osteuropas von heute auf morgen nahezu 20 neue Nationen zusätzlich erhalten, in denen auch früher schon Ski gesprungen wurde. Das sind ja Kernländer des Skispringens. Ob das Estland ist oder Kasachstan, wir gehen eigentlich nur zurück zu einigen Wurzeln.

 

Berkutschi: Müssen Orte wie Pragelato, Val di Fiemme, Trondheim oder Engelberg damit rechnen, künftig nicht mehr Weltcup-Orte zu sein?

 

Ich nenne da keine Namen, der Kalenderplan wird ja schließlich von den Veranstaltern gemacht. Ich meine damit, dass die Besten sich immer wieder im Kalender wieder finden. Da gibt es Orte wie Willingen oder Zakopane, die positionieren sich so stark, dass sie keine Angst haben müssen, aus dem Weltcup genommen zu werden. Aber natürlich beobachten wir eine Verdichtung der Konkurrenz, es kommen neue Schanzen hinzu. Ich sehe da in erster Linie Vancouver (CAN), Sotchi (RUS), aber auch Alma Ata in Kasachstan. Weitere starke Aktivitäten in unserer Sportart gibt es auch in China und Südkorea, der Türkei, Rumänien, Bulgarien, Estland, in denen nicht nur sportliche Programme, sondern auch Anlagen errichtet werden.

 

Berkutschi: Die WM findet in diesem Jahr in Tschechien statt, leider hatte deren Top-Athlet Jakub Janda seine beste Saison schon vor zwei Jahren. Ist es für eine Großveranstaltung wie die WM überhaupt wichtig, dass der austragende Verband vorne mitspringt?

 

Aus emotionaler Sicht ist das selbstverständlich wichtig. Doch die tschechische Mannschaft ist ja nicht allein Jakub Janda. Da springen mehrere starke Athleten, das ganze Team hat im Sommer schon aufgezeigt, wohin es gehen kann. Das zeigt, dass die Marschrichtung des Verbandes völlig richtig ist und den Tschechen nicht bange sein muss vor der WM.

 

Berkutschi: Wie wichtig sind gute DSV-Springer im Weltcup, immerhin kommen ja immer noch viele Sponsoren aus Deutschland?

 

Ja, ist es so, dass wir mehrere Nationen haben, die viele Zuschauer mitbringen. Ob das jetzt vor den TV-Geräten ist oder an den Schanzen. Deutschland ist eine davon. Wichtig für uns ist, dass Skispringen als Wettkampfsportart verwertbar ist. Dazu brauchen wir viele gute Nationen. Da ist nicht nur ein Verband entscheidend. Aber es spielen Lokalmatadoren natürlich auch eine wichtige Rolle.

 

Berkutschi: Mal was ganz anderes, sie haben seit etlichen Jahren kein Skispringen verpasst. Finden Sie es immer noch spannend oder sind Sie manchmal nicht auch des Reisens ein bisschen müde?

 

Nein, also wir sind doch in einer privilegierten Position. Wir dürfen diese faszinierende Sportart aus allen Positionen beobachten. Wir sollten alles im Blickwinkel behalten, das ist stets eine neue Herausforderung, da ist man voll bei der Sache, das ist niemals langweilig. Ich glaube, dass wir in dieser Hinsicht eine hervorragende Aufgabe haben die wir mit einigen exzellenten Experten versuchen, umzusetzen.

 

Berkutschi: Sie machen also bis zur Rente weiter oder geht ein Walter Hofer gar nicht in Rente?

 

Das hängt ja nicht von mir allein ab. Da gibt es Gremien, die entscheiden. Es werden nach der Saison ja auch Analysen gemacht. So weit denke ich da gar nicht. Meine Vorplanungen sind eher mittelfristig.

 

Berkutschi: In den vergangenen Jahren hat es zum Auftakt oft einen Überflieger gegeben, dem dann aber am Saisonende so langsam aber sicher die Luft ausging. Wie kommt das zustande, welche Trainingsstrategie steckt da dahinter?

 

Das ist ungeheuer schwierig, es gibt verschiedene Varianten im Trainingsaufbau. Doch das ist extrem schwer zu steuern, da Skispringen eine so hochtechnische Sportart ist. Zudem ist eine Wettkampfsaison sehr lang, die geht über mehr als drei Monate. Da immer auf höchstem Niveau zu sein, ist extrem schwierig.

 

Berkutschi: Was glauben Sie, wird es auch in dieser Saison wieder einen Überflieger geben und wer könnte es sein?

 

Die üblichen Verdächtigen spielen da natürlich mit, aber ich setze auch auf den Mittelbau, also die Slowenen, die Polen, die Russen und auch auf die Tschechen.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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