01 | Tschofenig, D. | 274.8 | ||
02 | Hoerl, J. | 269.7 | ||
03 | Kraft, S. | 268.0 | ||
04 | Forfang, J. | 264.9 | ||
05 | Deschwanden, G. | 264.4 | ||
Ganzes Ergebnis » |
Die Saison 2010/11 steckt schon in den Startlöchern, doch was den Leistungsstand der Athleten angeht, so gab es selten so viele Fragezeichen wie vor dieser Sprungzeit. Es ist sozusagen eine Saison mit vielen Unbekannten.
Werden die Polen erneut so stark springen, wie im Sommer, wo sie über alle Maßen dominiert haben und teilweise fünf Athleten unter den Top Ten hatten? Wird Daiki Ito auch im Winter ganz vorne mitmischen? Werden die Österreicher ihre Vormachtstellung halten können und wird Simon Ammann einmal mehr über alle anderen triumphieren? Beantworten können wir diese Fragen erst im März, wenn die Saison zu Ende geht. Doch es gibt ein paar Fakten, die den ein oder anderen Schluss jetzt schon zulassen.
Fakt 1: Simon Ammann wird es schwer haben in der neuen Saison. Nach seinem Doppel-Coup bei Olympia konnte der Schweizer den Sommer über wegen Rückenbeschwerden und der Unzahl an Terminen nicht wie gewohnt trainieren. Möglich ist, dass der clevere Weltcup-Gesamtsieger sich ganz auf die Vierschanzentournee konzentriert. Denn der Tourneesieg ist das einzige Großereignis, bei dem der 29-Jährige noch nicht gewinnen konnte. Es könnte also durchaus sein, dass Ammann die Wettkämpfe bis Weihnachten lediglich dazu nutzt, für die Tournee in Form zu kommen.
Die Karriere des Simon Ammann »
Fakt 2: Der Sieger im FIS GP im Sommer ist auch im Winter stark. Und wie. Denn in den vergangenen fünf Jahren war der Gesamtsieger des Sommers tatsächlich auch im Winter der Beste. Es fing mit Jakub Janda im Sommer 2005 an. Im darauf folgenden Winter holte sich der Tscheche auch den Gesamtsieg. Das gleiche Spiel im Jahr 2006. Adam Malysz gewann erst im Sommer, dann im Winter. 2007 landete Thomas Morgenstern den Doppelsieg, 2008 Gregor Schlierenzauer und 2009 schließlich Simon Ammann. Wer Daiki Ito also unterschätzt, der wird sich wundern. Zugute kommt den Japanern, so ist aus Fernost zu hören, dass sie wieder einen japanischen Trainer haben. Die Sprachbarriere scheint doch schwerwiegender zu sein, als viele bisher annahmen. Auch Franzosen und Russen, die jetzt wieder Landsmänner auf den Trainerpositionen haben, bestätigten, dass es sich leichter und effektiver arbeiten lässt, wenn die taktischen und technischen Anweisungen in der Muttersprache erfolgen.
Fakt 3: Die Polen sind seit Jahren auf einem aufsteigenden Ast. Es fehlte bisher lediglich der absolute Durchbruch. Der erfolgte im abgelaufenen Sommer. Sicher werden die Mannen von Lukasz Kruczek dem Rest der Welt nicht so davon fliegen wie im Sommer, sie sind aber sowohl in ihrer mannschaftlichen Stärke als auch mit ihrer individuellen Qualität ein ernstzunehmender Gegner.
Die Deutschen auf leisen Sohlen nach oben?
Soweit ein paar Fakten. Bleiben dennoch viele offene Fragen. Was ist mit den Deutschen? Viel gescholten in den vergangenen Jahren waren sie, nachdem Sven Hannawald mit seiner Karriere und Martin Schmitt mit dem Siegen aufhörte. Immer wieder wurde gefragt, wo denn die neuen jungen Siegspringer des DSV seien. Doch die Truppe von Bundestrainer Werner Schuster ist, blickt man in die Ergebnislisten, auf leisen Sohlen wieder näher an die Besten der Welt herangekommen. Auch wenn der Überflieger fehlt geht es aufwärts. Belegen lässt sich das an der Team-Wertung im Weltcup. 2006/07 waren die Deutschen auf dem Tiefpunkt angekommen, Rang sechs. Ein Jahr später wurden sie Fünfter. 2008/09 schließlich schaffte der DSV Rang vier und in der abgelaufenen Saison schon den 3. Platz. Werden die Deutschen also in der nächsten Saison Zweiter? Eine spannende Frage. Vielleicht hilft Severin Freund bei der Beantwortung dieser Frage tatkräftig mit. Er war im Sommer der beste Deutsche und absolvierte auch eine astreine Vorbereitung.
Norweger sind voll auf die WM fokussiert
Eine spannende Frage ist auch die nach der Dominanz der Österreicher. Sie sind immer noch bärenstark, das ist keine Frage. Sie verfügen über absolute Ausnahmetalente, sie sind es auch in Zeiten der erstarkten Polen, die es im Weltcup zu schlagen gilt. Nur: Werden sie weiterhin so leicht und locker von Sieg zu Sieg eilen? Werden sie weiterhin vier oder gar fünf Athleten unter den Top Ten platzieren können? Es sieht derzeit so aus, als ob die besten Athleten der Welt etwas enger zusammengerückt wären. Auch das wird die Wettkämpfe von Kuusamo bis Planica interessant gestalten.
So stark sind die Österreicher »
Denn große Ziele haben sie alle. Die Norweger wollen vor allem bei der WM in Oslo auftrumpfen. Egal, welchen Norweger man fragt: Oslo ist das Maß aller Dinge in der kommenden Saison. Für die jetzt noch aktiven Norweger ist die WM 2011 auf dem Holmenkollen die letzte Chance, bei einer WM vor eigenem Publikum aufzutrumpfen. Trainer Mika Kojonkoski muss wohl keinen seiner Springer zusätzlich motivieren. Die Norweger sind, Männer wie Frauen, voll fokussiert.
Die Finnen in der Teamstatistik »
Einen neuen Trainer haben auch die Finnen. Pekka Niemelä hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Harmonie im Team wieder herzustellen und die Arbeit mit den personal coaches besser zu vernetzen. Dies scheint gelungen. Nach viel Verletzungspech im ersten Teil der Vorbereitung lief es am Ende richtig rund. Kalle Keituri und Harri Olli zeigten im Sommer, dass sie vorne mitmischen können, Janne Ahonen legt seinen Fokus einmal mehr auf die Höhepunkte der Saison: Tournee und WM. Die Finnen haben das Glück, beim Saisonauftakt mit zehn Springern antreten zu können. Da können sich die besten für weitere Aufgaben im Weltcup empfehlen. Ahonen betonte unlängst in einem Berkutschi-Interview, dass er an eine starke finnische Performance glaubt.
Kann Zografski überraschen?
Und der Rest? Tschechen, Slowenen und Russen haben allesamt das Potenzial, wenigstens einen ihrer Springer unter den besten der Welt zu etablieren. Im vergangenen Jahr gelang dies am ehesten Robert Kranjec (SLO). Mit Spannung ist auch die weitere Entwicklung von Peter Prevc zu beachten, der als slowenischer Hoffnungsträger gilt. Bei den Russen zeigte Pavel Karelin im Sommer die beste Entwicklung. Und die Tschechen haben ohnehin sieben, acht in etwa gleich starke Springer. Einer aus der Truppe von David Jiroutek kann auf jeden Fall in die Phalanx der Arrivierten vorstoßen.
Und sonst? Gut aufgestellt sind auch die Franzosen, bei denen Emmanuel Chedal nicht mehr unangefochten die Nummer eins sein wird. Vincent Descombes-Sevoie hat ähnliches Potenzial. Die Franzosen könnten, wenn es für sie ideal läuft, mit zwei Springern unter den Top 20 landen. Aus den Ländern mit kleinem Budget ist am ehesten vielleicht dem Bulgaren Vladimir Zografski der Durchbruch zuzutrauen. Er verfügt mit Joachim Winterlich über einen erfahrenen Trainerfuchs und er gilt als akribischer Arbeiter.