01 | Tschofenig, D. | 274.8 | ||
02 | Hoerl, J. | 269.7 | ||
03 | Kraft, S. | 268.0 | ||
04 | Forfang, J. | 264.9 | ||
05 | Deschwanden, G. | 264.4 | ||
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Bei der Vierschanzentournee gibt es keine zufälligen Sieger. Ein Blick in die Annalen dieser Traditionsveranstaltung zeigt die größten Namen der Skisprung-Geschichte. Bei vier Springen unter größter medialer Aufmerksamkeit vor weit mehr als 100.000 Fans stets kühlen Kopf zu bewahren, das können nur die Allerbesten der Szene.
So wird es auch bei der 60. Austragung keinen Zufalls-Sieger geben. Wer aber setzt sich denn in Bischofshofen am Dreikönigstag die Krone auf? Berkutschi beleuchtet die Chancen der Top Ten des Weltcups.
Andreas Kofler: Ganz klar einer der Top-Favoriten. Sein Plus: Er ist ungeheuer stabil und er weiß, wie man die Tournee gewinnt. Im Jahr 2010 stand er am Ende ganz oben. In dieser Saison ist Kofler der Überflieger mit vier Siegen in sieben Springen. Kofler kann mit dem Druck umgehen und er wirkt so sicher und souverän, dass ihm ein erneuter Triumph unbedingt zuzutrauen ist. Er muss sich auch nichts mehr beweisen, Kofler hat Olympiamedaillen zu Hause, ist mehrfacher Team-Weltmeister und eben auch Tourneesieger. Im Sommer konnte er kaum oder zumindest nicht wie gewohnt trainieren und dennoch (oder gerade deswegen?) ist er jetzt so stark. Wenn der 27-Jährige sagt, er freue sich auf die Tournee, dann gibt es niemanden, der ihm das nicht glaubt. Kofler gehört zu den Top-Favoriten auf den Tourneesieg.
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Anders Bardal: Ganz klar die Überraschung der Saison. Der Norweger feierte seinen zweiten Weltcupsieg, er war schon vier Mal in dieser Saison auf dem Treppchen und in den letzten fünf Springen nie schlechter als auf Rang fünf. So kann man die Tournee gewinnen. Erinnert sei an den Tourneesieg Janne Ahonens im Jahr 1999, als er sich die Krone aufsetzte, ohne einen Tagessieg geschafft zu haben. Seit Ahonen aber haben alle Gesamtsieger mindestens einmal bei einem der vier Springen ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Bardal, der 1,84-m-Schlacks aus Steinkjer, ist unter dem neuen Trainer Alexander Stöckl unglaublich stabil geworden. "Es zeigt, dass unser Sommer-Training richtig war", sagte er unter Bezugnahme auf die mäßigen Leistungen im abgelaufenen Sommer, in dem sich die Norweger nur den nötigen Schliff für den Winter holten. Der 29-Jährige könnte die Tradition der Norweger weiterführen, die plötzlich in der Weltspitze auftauchten und bei der Tournee eiskalt bis zum Gesamterfolg durchzogen. Das gelang zuletzt 2004 Sigurd Pettersen und 2007 Anders Jacobsen. Bardal ist mehr als ein Geheimfavorit.
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Gregor Schlierenzauer: In den vergangenen Jahren ging er oft als Top-Favorit an den Start, doch der Tiroler wartet bis heute auf seinen ersten Tourneesieg. Fünf Tagessiege hat er auf den vier berühmten Schanzen schon eingeheimst, auf allen vier Anlagen stand er schon ganz oben auf dem Podest - Schlierenzauer ist so etwas wie der 'ewige Favorit'. Schafft er es diesmal? Aus mehrerlei Gründen ist Schlierenzauer reif für den Sieg 2011/12: Er hat sich weiter entwickelt, mental und auch menschlich. Klar ist er ehrgeizig, doch dieser Ehrgeiz hat ihn auch schon zu 36 Weltcupsiegen mit seinen 21 Jahren getrieben. Doch er ist nicht mehr so impulsiv wie früher, er hat durch seine Erfolge etwas mehr Abstand zur Sache gewonnen, ist etwas lockerer. Das macht ihn noch stärker. Und er hatte auch schon viel Pech bei der Tournee. Auch in diesem Jahr, nach seinem Sturz in Engelberg, dachten viele wieder an das Vorjahr, als der ÖSV-Star sich vor der Tournee am Knie verletzte. Doch Schlierenzauer hatte diesmal etwas mehr Glück, er konnte am nächsten Tag sein Sturztrauma schon verarbeiten und wird sicher fit und voller Tatendrang nach Oberstdorf reisen. Wenn Schlierenzauer gesund bleibt und er das Glück ein bisschen mehr als in den vergangenen Jahren auf seiner Seite hat, ist der Triumph auf jeden Fall drin.
Die Erfolge von Schlierenzauer in der Berkutschi-'Hall of Fame' »
Richard Freitag: Ganz eindeutig die Entdeckung der Saison. Wie cool und abgezockt ist dieser 20-Jährige aus Sachsen? Ohne mit der Wimper zu zucken, landete er in Harrachov seinen ersten Weltcupsieg. Freitag ist die neue deutsche Skisprung-Hoffnung und er erinnert in seinem Tun ein wenig an Sven Hannawald. "Ich konzentriere mich auf den Sprung, ich versuche alles andere auszublenden", das sind so seine Aussagen, die er an der Schanze tätigt. Damit wehrt er den Druck ab - bei der Tournee eine wichtige Strategie. Denn vor allem beim Auftakt in Oberstdorf, aber auch noch in Garmisch-Partenkirchen wird einiges einprasseln auf den Youngster. Ob er Angst oder Respekt verspürt? Freitag gab eine absolut professionelle Antwort: " 'Ich freue mich schon riesig, allein die tolle Stimmung ist schon eine große Sache." Wenn Freitag wirklich so cool bleibt, ist er ein Mann für das Tournee-Treppchen. In sieben Wettkämpfen war er sechsmal unter den Top Ten, die Basis ist also da. Wenn ihm ein guter Auftakt gelingt und er es versteht, sich von der Welle der entfachten Euphorie tragen zu lassen, ist eine Podiumsplatzierung bei der Tournee locker drin.
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Thomas Morgenstern: Der Titelverteidiger ist ein ganz gefährlicher Mann. Er ist in dieser Saison noch ohne Weltcupsieg. Die Show haben ihm meist seine eigenen Landsleute, Andreas Kofler und Gregor Schlierenzauer, gestohlen. Das nahm Morgenstern etwas aus dem Fokus und genau diese Tatsache könnte ihm zugute kommen: Aus dem Deckungsschatten der eigenen Teamkollegen bei der Tournee zu kommen. Morgenstern hat in dieser Saison konsequent an der Ausmerzung seiner Fehler gearbeitet. Wenn er in Oberstdorf ohne Fehler durchkommt und einen Top-Wettkampf abruft, dann kann er seinen Triumph von 2011 wiederholen.
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Severin Freund: Der Bodenständige, der Realist. Freund ist ein absolut beständiger und sehr guter Skispringer. Er hat sich in der Weltelite etabliert und wird geschätzt und respektiert. Druck ist für ihn kein Problem, Freund ist ähnlich cool wie sein Zimmergenosse Freitag. Zum Tourneesieg wird es wohl noch nicht reichen, dazu hat der 23-Jährige doch noch den ein oder anderen Ausreißer nach unten 'im Programm'. Doch Freund ist immer für eine Überraschung gut. Vielleicht gelingt ihm ja bei der 60. Austragung, zehn Jahre nach dem großen Triumph von Sven Hannawald, der ganz große Wurf. Es gibt wohl niemanden, der es ihm nicht gönnen würde.
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Kamil Stoch: Der Pole ist besser als seine derzeitige Position. Damit kann der Nachfolger von Adam Malysz aus der Deckung heraus angreifen. Dass ihm aber der ganz große Triumph gelingt, darf bezweifelt werden. Dazu waren Stochs Leistungen in diesem Winter noch zu wankelmütig. Zudem bringt ein Blick in die Siegerliste ein für die Polen schockierendes Ergebnis: Der letzte Tagessieg eines Polen war am 6. Januar 2001, also vor knapp elf Jahren. Damals holte sich Malysz den ersten und einzigen Gesamtsieg. Stoch könnte also eine lange polnische Durststrecke beenden. Dafür müssen ihm allerdings vier astreine Wettkämpfe gelingen. Möglich ist das, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich.
Die Ergebnisse von Kamil Stoch »
Roman Koudelka: Der Tscheche ist ein echter Newcomer in der Weltelite. Nach seinem schweren Sturz in Harrachov schaffte er es nach einem zweitägigen Klinikaufenthalt schon eine Woche später wieder in die Top Ten in Engelberg. Ein echter Kämpfer. Bei der Tournee wird es sicher nicht für ganz vorne reichen, doch Koudelka kann befreit und ohne jeden Zwang zur Tournee reisen. Eigentlich kann er nur gewinnen. Ein oder zwei Top-Resultate bzw. Treppchenplatzierungen wären keine Sensation für den coolen 22-Jährigen.
Die Ergebnisse von Shooting-Star Roman Koudelka »
Robert Kranjec: Der Slowene ist immer gut für ein Top-Resultat, allerdings schafft er es zu selten, in mehreren aufeinanderfolgen Wettkämpfen ganz oben präsent zu sein. Daher wird es wohl nichts mit dem ersten slowenischen Tourneesieg seit Primoz Peterka 1997. Aber ein Tageserfolg, es wäre immerhin der erste seit Peter Zontas Sieg in Innsbruck 2004, wäre doch auch schon etwas.
Die Karriere-Resultate von Robert Kranjec »
Martin Koch: Für den Kärntner gilt das, was für Robert Kranjec gilt. Punktuell ist er dazu in der Lage, nach ganz vorne zu fliegen. Doch ein Tourneesieg ist noch in weiter Ferne. Und Koch, der Flieger, hat auch ganz andere Ziele: Eine WM-Goldmedaille im Einzel bei der Skiflug-WM in Vikersund, das wäre es. Oder wie wäre es mit einem neuen Skiflug-Weltrekord, Martin?
Die Ergebnisse von Martin Koch »
Normalerweise ist nach den Top Ten Schluss. Doch da Simon Ammann auf Rang elf liegt, müssen wir hier eine Ausnahme machen.
Simon Ammann: Es ist der letzte große Sieg, der ihm noch fehlt: Die Vierschanzentournee. Der Schweizer würde einiges hergeben für den Triumph bei der Traditionsveranstaltung. In dieser Saison aber läuft es noch nicht ganz rund. Es scheint, die Konkurrenz ist zu stark. Ammann hat noch ein paar Tage Zeit, doch es wäre eine echte Sensation, wenn er 'pünktlich' zur Tournee zur alten Siegform zurückkehren würde. Und wie sehr wünschen sich die Schweizer den Sieg ihres 'Simis'? Schließlich hat noch nie ein Eidgenosse die Tournee gewinnen können. Und lange wird Ammann nicht mehr springen. Jetzt oder nie also: Simon, es wird Zeit für einen neuen 'Harry-Potter-Zauber'.
Simon Ammann in der Berkutschi-'Hall of Fame' »