Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Nutzererlebnis zu bieten und Social Media einzubinden. Privacy Policy

Berkutschi Premium Partners

Studie: Springer sind keine Fliegengewichte mehr

Erstellt am: 27.11.2011 08:58 / sk

Der Weltskiverband (FIS) führte mit dem Institute for Sports, Business & Society (ISBS) der EBS Universität für Wirtschaft und Recht eine Studie zum Einfluss der Body Mass Index Regularien auf Wettkampfergebnisse der Skispringer und Präferenzen von Skissprungfans durch. Die Ergebnisse liegen jetzt vor.

 

Im Sommer 2011 wurde sie zum zweiten Mal seit ihrer Einführung 2004 verändert: die BMI-Regel, welche die Länge des Sprungskis an den Body Mass Index (BMI) des Springers bindet. Sie soll die Springer zur Gewichtszunahme motivieren und für Chancengleichheit sorgen. Doch was hat diese Regel seit 2004 tatsächlich bewirkt? Wie entscheidend ist der BMI eines Springers bei seiner Jagd nach Weiten? Und liegen athletischere Springer auch in der Gunst der Fans ganz vorne? Hier die wichtigsten Antworten auf diese Fragen aus der gerade erschienenen Studie:

 

Seit einigen Jahren wird im Umfeld des Skisprungsports der vermeintliche Vorteil extrem leichter Skispringer diskutiert. Studien im Windkanal und Computersimulationen ergaben, dass ein Skispringer bei geringerem Gewicht weiter springt. Neben der Bemühung um erhöhte Fairness wollte die FIS mit Hilfe der Einführung der BMI-Regel im Jahre 2004 dem Trend zu sehr leichten Skispringern entgegenwirken. Im Jahr 2009 (mit Einführung in der Saison 2010/2011) und zuletzt im Sommer 2011 (mit Einführung in der kommenden Saison 2011/2012) wurde die Regel jeweils leicht angepasst. Bis heute wurde der Einfluss des BMI der Skispringer auf ihre Wettkampfergebnisse nur stichprobenhaft analysiert. Die Studie „Adler sind keine Fliegengewichte mehr“ – in Kooperation mit dem Institute for Sports, Business & Society der EBS Universität für Wirtschaft und Recht – untersucht neben der Entwicklung der BMI-Werte der Skispringer auch den Einfluss des BMI auf Wettkampfleistungen anhand von Weltcupdaten der letzten zehn Jahre. Zugleich wird analysiert, inwieweit die Regeländerung ihrem Ziel des Chancenausgleichs der einzelnen Athleten und damit erhöhter Fairness gerecht werden kann. Um ein aktuelles Meinungsbild von Skisprungfans einzufangen, wurden zudem rund 1.200 Antworten einer Fanbefragung im Sommer 2011 ausgewertet.

 

Unter Wettkampfbedingungen kann kein signifikanter Einfluss von BMI-Werten der Skispringer auf die gesprungene Weite festgestellt werden

 

Trotz des im Windkanal und bei Computersimulationen nachgewiesenen Einflusses des Gewichts bzw. des BMI der Skispringer auf die Sprungweite ist dieser Effekt unter Wettbewerbsbedingungen statistisch nicht signifikant, wenn man die Resultate aller Weltcupspringen im Zeitraum der Saisonen 2000/01 bis 2010/11 betrachtet. Der BMI eines Springers wirkt sich demnach weder vor noch nach der Regeleinführung auf die gesprungene Weite oder die Platzierung des Springers aus. Insgesamt ist festzuhalten, dass – trotz aller Diskussionen über den idealen Skispringertyp – auf der Schanze immer noch die individuellen Fähigkeiten des Einzelnen und vor allem eine saubere Skisprungtechnik entscheiden.

 

Durch die Einführung und sukzessive Verschärfung der BMI-Regel konnte eine Zunahme der BMI-Werte bei den Skispringern beobachtet werden

Gregor Schlierenzauer

 

Die BMI-Werte der Skispringer entwickelten sich in Folge der Regeleinführung 2004 wie beabsichtigt nach oben und die Skispringer sind im Bezug auf ihre BMI-Werte einheitlicher und insgesamt athletischer geworden.

 

Der durchschnittliche Brutto-BMI-Wert (gemessen mit Ausrüstung ohne Ski und Helm) stieg auf 20,5 kgm-2 in der Saison 2008/2009 und blieb seither konstant. Gleichzeitig ist eine Tendenz der BMI-Werte der Skispringer zu diesem Wert hin zu beobachten und die Varianz der gemessenen BMI-Werte ist zurückgegangen. Variierten die BMI-Werte der Skispringer 2003/04 noch in einem Bereich von ca. 17.2 bis 22.6 kgm-2, lagen 2008/09 alle BMI-Werte zwischen 19.5 und 22.1 kgm-2.

 

Zum Vergleich lagen die BMI-Werte der 20 Piloten der Formel 1 in der Saison 2009 zwischen 19.7 und 23.5 kgm-2, bei einem durchschnittlichen BMI-Wert von 20.7 kgm-2. Die Werte der Formel 1-Piloten wurden jedoch, im Gegensatz zu denen der Skispringer, ohne Ausrüstung ermittelt.

 

Erfahrung an sich ist kein Wettbewerbsvorteil, die jungen schweren Springer weisen Vorteile auf

 

Die Vermutung, dass Erfahrung der Skispringer einen Leistungsunterschied ausmacht, wird durch unsere Analyse der Wettkampfdaten nur partiell bestätigt. Im betrachteten 10-Jahres Zeitraum hat Alter allein keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die gesprungene Weite oder die erreichte Platzierung eines Springers. Teilt man die Springer nach ihren BMI-Werten und ihrem Alter aufgrund der Durchschnittswerte vor der Regeleinführung in Cluster ein, lässt sich feststellen, dass junge Springer mit überdurchschnittlich hohen BMI-Werten tendenziell am weitesten springen. Aufgrund der Wettkampfdaten der letzten zehn Jahre haben Springer mit einem BMI-Wert zwischen 20 und 21 kgm-2 im Alter von 22-25 Jahre die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison 2011/12. Skispringer wie Thomas Morgenstern gehören dieser Favoritengruppe an.

 

Skispringer mit höheren BMI-Werten sind bei Skisprungfans beliebter

 

Mit dem impliziten Versuch, durch die Einführung der BMI-Regel einen athletischeren Skispringertyp zu fördern, entspricht der Weltskiverband den Präferenzen der Skisprungfans. Durchschnittlich wurden Skispringer mit höheren BMI-Werten häufiger als Lieblingsspringer genannt als Skispringer mit niedrigeren BMI-Werten. Ingesamt ist Gregor Schlierenzauer mit 11,4% der beliebteste Skispringer der 1.200 im Sommer 2011 befragten Skisprungfans vor Simon Ammann (9,8%) und Thomas Morgenstern (7,6%).

 

Für Männer sind Nationalität und Erfolg bei der Wahl ihres Lieblingsspringers wichtiger als für Frauen

 

Charisma, Talent, und Athletik wurden von den Skisportfans als wichtigste Gründe für die Wahl ihres Lieblingsspringers angegeben - noch vor Nationalität und Erfolg. Betrachtet man die Angaben nach dem Herkunftsland der Fans, fällt auf, dass es grenzüberschreitende Lieblingsspringer gibt. In Finnland zum Beispiel rangiert Gregor Schlierenzauer mit 21% in der Beliebtheit vor dem populärsten finnischen Skispringer Matti Hautamaeki (18%). Insbesondere für Frauen spielt Nationalität bei der Nennung des Lieblingsspringers eine untergeordnete Rolle. Genauso wie Erfolg wird Nationalität von Frauen als weniger wichtig eingeschätzt als von Männern. Für Frauen hingegen ist das Aussehen des Skispringers bedeutender als für Männer.

 

Lieblingsspringer variieren tendenziell nach Alter der Fans, Osteuropäer legen den größten Wert auf Aussehen

 

Unterteilt man die befragte Stichprobe nach Alter und Herkunftsland, lassen sich ebenfalls interessante Unterschiede ausmachen. Die Fans sympathisieren mit Skispringern ihrer Altersgruppe. Bei den unter 20-jährigen Frauen und Männern erfreut sich vor allem Gregor Schlierenzauer großer Popularität. Jeder Fünfte dieser Altersgruppe wählt ihn als Lieblingsspringer, jeder Zehnte Thomas Morgenstern. Bei den 20- bis 35-Jährigen haben die Routiniers die Nase vorn. Martin Schmitt und Simon Ammann sind hier am beliebtesten. Bei den 36- bis 50-Jährigen ist Janne Ahonen Lieblingsspringer von mehr als 11 % der Befragten, knapp vor Simon Ammann. Im Vergleich schafft es der erklärte Lieblingsspringer der Teenager, Gregor Schlierenzauer, bei der ältesten Fangruppe mit 4,4% lediglich auf Rang sieben.

 

Insgesamt wird von allen Fans dem Aussehen eines Skispringers geringe Bedeutung bei der Wahl des Lieblingsspringers beigemessen, wobei es hier nationale Unterschiede gibt. Während für Osteuropäer und Skandinavier das Aussehen die relativ größte Bedeutung hat, wird es von nordamerikanischen Fans als völlig unwichtig bei der Wahl des Lieblingsspringers angesehen.

 

Die Ergebnisse der Studie sollen helfen, mögliche Einflüsse von Regeländerungen sowie die Skisprungfans besser zu verstehen. Zudem sollten die Erkenntnisse bei der Vermarktung des Skispringens oder weiteren Regeländerungen berücksichtigt werden. Die FIS und die Forscher der EBS Universität möchten sich herzlich bei allen Skisprungfans bedanken, die an der Umfrage teilgenommen haben!

 

Die komplette Studie gibt es hier: http://www.ebs.edu/10797.html

 

Neueste Nachrichten