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Walter Hofer: „Wir möchten wieder in Nordamerika Fuß fassen“

Erstellt am: 13.10.2015 18:11 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Walter Hofer, FIS-Renndirektor Skispringen.

Walter Hofer (60) ist seit 1992 Renndirektor im Skisprung-Weltcup.
Mit Berkutschi sprach Hofer über den zurückliegenden Sommer und warf einen Blick voraus auf die anstehende Weltcupsaison.

 

Berkutschi: Walter, wie schätzt du die jüngste FIS Grand Prix-Saison ein?
Walter Hofer: Aus sportlicher Sicht haben wir hervorragende Wettkämpfe erlebt. Wir haben auch einige neue Veranstalter erlebt, die bewiesen haben, dass sie bereit sind. Es hat sich gezeigt, dass die Breite im Feld der Springer größer geworden ist. Selbst wenn der eine oder andere Top-Athlet nicht an den Start geht, gibt es eigentlich keine negativen Rückmeldungen. Denn die Athleten, die antreten, sorgen für einen Wettbewerb auf höchstem Niveau. Und man darf davon ausgehen, dass einige der Sportler, die im Sommer erfolgreich waren, auch im Winter vorn dabei sein werden.

 

Berkutschi: Wie schätzt du speziell die Rolle der Japaner ein, die sich im Sommer sehr stark präsentiert haben?
Hofer: Dort gibt es einen Generationenwechsel. Es wird neben Noriaki Kasai und ein, zwei anderen älteren Athleten nun eine ganz junge Garde eingreifen. Die werden versuchen, das Niveau zu halten, welches sie jetzt im Sommer gezeigt haben. Ich sehe sie mit in der Weltspitze.

 

Berkutschi: Es gab einige kritische Stimmen, da einige der Top-Springer sich im Sommer sehr rar gemacht haben. Wie schätzt du das ein?
Hofer: Man muss das gesamte System im Auge behalten. Wir nutzen den Sommer sehr intensiv, um Neuerungen auszuprobieren. Der Sommer ist quasi unser Labor (lacht). Es stimmt aber natürlich, dass gerade in Asien immer mal Athleten fehlen. Andernfalls könnten wir dort auch eine Qualifikation springen. Mit der größer werdenden Zahl an sehr guten Springern in verschiedenen Nationen, wird sich dieses Problem aber von selbst lösen. Wir sind mit den Organisatoren dort sehr zufrieden. Und die Nationen werden schon allein im Sinne der Quotenregelungen wieder Athleten dorthin schicken. Ich sehe das gerade als Übergangsphase. Gleichzeitig bietet die aktuelle Situation für etwas schwächere Nationen die Gelegenheit, wichtige Punkte zu erzielen, die ihnen für zwei Jahre die Erstattung der Reisekosten garantieren. Das ist sehr viel Geld und hat für Springer wie Zografski oder die Amerikaner und Kanadier einen sehr hohen Stellenwert. Deshalb finde ich es gut, dass sich diese Möglichkeit bietet.

 

Berkutschi: Du hast angesprochen, dass sie ich Sommer Veranstalter anbieten. An wen genau denkst du?
Hofer: Nizhny Tagil haben wir jetzt zum Bespiel fest im Weltcup aufgenommen. Auch Almaty bekommt in diesem Jahr die Chance, wird in der drauffolgenden Saison aber aufgrund der Asia-Games wieder aussetzen. Dort ist zum Beispiel auch eine grandiose Laufstrecke um das Stadion entstanden. Tschaikovsky ist praktisch ebenfalls bereit für einen Weltcup, auch Sochi klopft an die Tür. Dort wird es am russischen Verband liegen, wer letztlich ausgewählt wird. Ich denke, wir haben das Soll für Osteuropa und Fernost erfüllt. Jetzt wird es in den nächsten fünf bis sechs Jahren darum gehen, wieder in Nordamerika Fuß zu fassen. Das ist ein Kernland, in das wir auch auf höchster Ebene wieder kommen möchten.

 

Berkutschi: Siehst du in Bezug auf die USA die Chance, zunächst mit den Damen anzufangen?
Im sportlichen Bereich sind die US-Damen deutlich erfolgreicher als ihre männlichen Kollegen.
Hofer: In der Praxis sieht das leider anders aus. Die USA haben eine Weltcup-Gesamtsiegerin hervorgebracht, dazu eine Weltmeisterin und eine WM-Medaille. Aber wir haben bislang vom nationalen Verband keinen Antrag auf einen Wettbewerb in den USA erhalten.

 

Berkutschi: Schauen wir auf die neue Saison. Worauf dürfen sich die Skisprungfans freuen?
Hofer: Wie schon im vergangenen Jahr, gibt es wieder ein sehr dichtes Programm. Wir wollten ursprünglich ein Wochenende frei lassen. Das ist uns nicht gelungen. Mit Willingen hatte sich ein sehr großer Veranstalter um ein Wochenende kurz nach der Tournee beworben. Das werden wir bestmöglich nutzen. Es hat sich auch die Chance geboten, den ursprünglich unter der Woche geplanten Wettbewerb in Wisla auf ein Wochenende zu legen. Damit ist es etwas entzerrt, aber eng und angereichert mit vielen Highlights. Es ist eine ähnliche Konstellation wie im letzten Jahr.

 

Berkutschi: Wie ist die Situation in Zakopane?
Hofer: Vollkommen entspannt. Für die kommende Saison besteht ja noch ein gültiges Zertifikat für die Schanze. Danach wird die Anlage komplett erneuert. Das ist alles bereits ausgemacht.

 

Berkutschi: Es wurde nach dem jüngsten Herbstmeeting der FIS der vorläufige Weltcupkalander für 2016/17 veröffentlicht. Wie kam es dazu, dass Titisee-Neustadt für die Weltcup-Eröffnung vorgesehen ist?
Hofer: Wir haben dem deutschen Skiverband vorgeschlagen, das in Klingenthal zu machen. Klingenthal brauchte zunächst eine gewisse Planungssicherheit. Daher gab es von unserer Seite die Zusage, die Saisoneröffnung dreimal in Folge dort auszurichten. Wir möchten die Saisoneröffnung in Deutschland beibehalten. Es obliegt aber natürlich dem nationalen Verband, den Ort zu nominieren. Solange sich die Orte auf einem vergleichbaren Niveau befinden, liegt diese Auswahl komplett in den Händen des nationalen Verbandes.

 

Berkutschi: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die neue Saison.

 

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