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Ulrike Gräßler: "Qualität nimmt stetig zu"

Erstellt am: 23.08.2012 20:45 / ms

Ulrike Gräßler gehört zu den Top-Athletinnen ihrer Sportart, sie kann mit Siegen im Continental Cup und bei Deutschen Meisterschaften, Podestplätzen im Weltcup sowie einer Silbermedaille bei Weltmeisterschaften bereits zahlreiche Erfolge in ihrer Karriere aufweisen. Im Interview spricht die 25-Jährige nun über die Entwicklungen im Damenskispringen und formuliert ihre Ziele für die bevorstehende Weltcup-Saison.

Berkutschi: Ulrike, wie hast du die Zeit nach dem Ende der letzten Saison verbracht und an was habt ihr während der bisherigen Sommervorbereitung speziell gearbeitet?

 

Gräßler: Wir haben viel Kraftaufbau gemacht, um Grundlagen zu schaffen. Deswegen läuft es an der Schanze vielleicht auch noch etwas zäher, weil die Spritzigkeit ein wenig fehlt. Außerdem haben wir viel getestet, da ja am BMI Änderungen vorgenommen wurden. Nicht zu vergessen die neuen Regeln für die Anzüge, die natürlich eine Umstellung für uns alle darstellen. Ich persönlich habe mich zusätzlich bei den Bindungen und Schuhen umgestellt. Das war ein ziemlich großer Berg an Veränderungen für mich im Frühjahr und Sommer. Langsam habe ich aber meine persönliche Abstimmung gefunden, mit der ich auch gut fahre. Jetzt muss sich das alles noch ein bisschen einspielen und mein eigenes Vertrauen in das Material wachsen.

 

Berkutschi: Hinter euch liegt nun die Premiere des Mixed Team-Wettkampfes. Wie beurteilst du persönlich dieses Wettkampfformat?

Ulrike Gräßler (l.) mit dem deutschen Mixed-Team

 

Gräßler: Im Jahr 2009 hatte ich schon einmal erwähnt, dass uns Damen ein solches Format sicherlich weiterhelfen würde. Auch mit anderen Athletinnen habe ich mich darüber unterhalten. Im Biathlon gibt es dieses Format beispielsweise schon etwas länger und es funktioniert sehr gut. Als wir von der letztendlichen Einführung bei uns im Damenskispringen gehört haben, waren wir anfangs etwas überrascht, dass das nun so schnell ging. Aber wir freuen uns natürlich sehr darüber, denn das tut allen Verbänden gut und uns Damen ganz besonders. Fast jede Nation ist in der Lage, zwei Damen und zwei Herren für einen solchen Wettkampf zu stellen. Die Karten werden dabei neu gemischt, es haben nun Teams eine Chance auf Podestplätze, die man ansonsten vielleicht nicht so weit vorne erwartet. Die Bemühungen, das Damenskispringen zu fördern, werden damit sicherlich noch weiter vorangetrieben. Ich persönlich sehe diese Entwicklung wirklich sehr positiv und bin auch froh, dass das Format gleich ins WM-Programm aufgenommen wurde.

 

Berkutschi: Wie sehen denn deine Pläne für den Rest des Sommers aus?

 

Gräßler: Es stehen noch einige Lehrgänge auf dem Programm. Dabei werden wir sehr viele Sprünge machen und auch noch einmal einiges ausprobieren. Was das für uns letzte Sommer Grand Prix-Wochenende Ende September in Almaty angeht, ist die Entscheidung für die Reise dorthin noch nicht gefallen. Möglicherweise schickt das deutsche Team die zwei besten Damen dorthin. Es steht nun erst noch eine Analyse der Wettkämpfe von Courchevel und Hinterzarten an und dann sehen wir weiter. Uns ist es wichtig, dass wir uns während des Sommers gut und intensiv auf den Winter vorbereiten können. Dennoch würde ich sehr gerne auch in Almaty an den Start gehen. Ich bin dort noch nie zuvor gewesen und das wäre auf jeden Fall einmal etwas anderes.

 

Berkutschi: Hast du dir über den Sommer hinaus auch schon Gedanken zum Winter gemacht, was die eigenen Zielsetzungen betrifft?

 

Gräßler: Klar, schließlich trainiert man für den Winter und muss sich auch dementsprechend motivieren. Für mich ist es die größtmögliche Motivation, wenn ich mir meine Ziele für die nächste Saison stecke und mir bewusst bin, was ich erreichen möchte. Das begleitet mich durch den Sommer hindurch und ich weiß, wofür ich jeden Tag hart trainiere. Zudem haben wir in der kommenden Wintersaison die Weltmeisterschaften und da möchte man natürlich vorne mit dabei sein.

 

Berkutschi: Beim Saisonfinale dürft ihr von der Großschanze am Holmenkollen springen. Wie stehst du zu der Diskussion, ob das Damenskispringen schon bereit dafür ist, regelmäßig Wettkämpfe auf Großschanzen austragen zu dürfen?

 

Gräßler: Es wurde ja bereits geregelt, dass die Damen auf Schanzen bis zu einer Größe von HS118 springen dürfen. Dadurch wird beispielsweise Vikersund mit in den Kalender aufgenommen und das befürworte ich sehr. Ich finde es gut, dass dieser Schritt gemacht wird, denn neben Vikersund gibt es in dieser Größe sicherlich noch einige Schanzen, die für Wettkämpfe in Frage kommen. Den Holmenkollen als Abschluss für unsere Saison zu wählen, ist aus meiner Sicht ebenfalls eine gute Idee. Das ist eine Art Bonbon für die besten Dreißig des Weltcups und das schaffen auch alle, denke ich.

 

Berkutschi: Vor einigen Tagen sind in London die Olympischen Spiele zu Ende gegangen. Denkt man bei diesen Bildern auch selbst schon an Sochi 2014, für dessen Teilnahme ihr bekanntlich hart gekämpft habt?

 

Gräßler: Natürlich ist das ein Ziel, keine Frage. Dieser Sommer ist irgendwo schon eine kleine Vorbereitung für Sochi, denn es werden Grundlagen geschaffen und vieles getestet. Auch haben die ersten Wettkämpfe in verschiedenen Disziplinen dort schon stattgefunden und wir selbst werden im Dezember auch vor Ort sein. Ich persönlich halte es aber so, dass ich mir nun erst Gedanken zum Sommer mache, danach kommt der Winter, anschließend noch einmal Sommer und Winter und dann ist es soweit. Bis dahin kann noch so viel passieren, mit dem man zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht rechnet. Mir ist es wichtig, Spaß an meinem Sport zu haben. Wenn das passt, passt vieles andere auch und dann schaue ich mit großer Freude auf die kommenden Aufgaben.

 

Berkutschi: Das Damenskispringen hat eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Wenn du einmal zurückschaust, was hat sich aus deiner ganz persönlichen Sicht alles in den letzten ein bis zwei Jahren verändert?

 

Gräßler: Meine Meinung war immer: Wie soll sich eine Sportart entwickeln können und entsprechend gefördert werden, wenn sie nicht olympisch ist. Diesen Schritt haben wir nun geschafft und man merkt, dass die Qualität in unserer Disziplin stetig zunimmt. Interessant zu sehen ist jetzt, dass ich beispielsweise für einen achten Platz im Weltcup mehr Glückwünsche bekomme, als früher bei einem Sieg im Continental Cup. Das Fernsehen spielt eben eine große Rolle, die Wettkämpfe werden gesehen und mehr Menschen nehmen sie wahr. Man spürt die Anerkennung und fühlt sich nun auch den Männern gleichwertig. Die FIS hat viele Schritte eingeleitet und ist auf uns zugekommen, daran merkt man, dass man das Damenskispringen weiterentwickeln und in den Fokus rücken möchte. Was den finanziellen Aspekt angeht, sind uns die Männer schon noch einen Schritt voraus, aber ich bin der Meinung, dass wir jetzt zufrieden sein sollten mit dem, was für uns geschaffen wurde. Sicherlich ist Geld nicht alles, aber Unterstützung tut schon gut, das merken wir auch.

 

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