01 | Hoerl, J. | 285.3 | ||
02 | Paschke, P. | 277.8 | ||
03 | Tschofenig, D. | 273.8 | ||
04 | Kraft, S. | 273.1 | ||
05 | Deschwanden, G. | 259.7 | ||
Ganzes Ergebnis » |
Håvard Lie ist ein ehemaliger norwegischer Skispringer und derzeit Trainer des Continentalcup-Teams. Dieser Winter war besonders erfolgreich für seine Athleten. Während des Continentalcup-Wochenendes in Wisla nahm er sich die Zeit über einige Besonderheiten des norwegischen B-Teams zu sprechen.
Berkutschi: Die Springer ihrer Mannschaft erzielen derzeit beeindruckende Ergebnisse. Ist das, ihrer Meinung nach, eine Folge der Arbeit von Mika Kojonkoski, eher der Einfluss von Alexander Stöckl, oder ihre Trainingsmethoden?
Håvard Lie: Vielleicht ist es eine Kombination dieser drei Dinge. Viele der Jungs haben lange Zeit mit Mika trainiert, dann kam Alex mit seiner neuen Philosophie, die auch gut zu meiner passt. Deshalb war es etwas einfacher zu den Jungs durchzudringen was die Art des Trainings betrifft und alles funktioniert jetzt besser. Aber zu Beginn hat es auch mit Mika sehr gut funktioniert.
Berkutschi: Seit langer Zeit wird viel über das österreichische Trainingssystem und die Philosophie gesprochen. Sie haben erwähnt, dass ihre Philosophie der von Alexander Stöckl ähnlich ist. Würden sie sagen, dass das einen großen Einfluss auf das norwegische Skispringen derzeit hat?
Lie: Ja, ich muss sagen es hat einen großen Einfluss. Als Alex gekommen ist, hat er unsere Philosophie gesehen und er hatte auch seine Eigene – natürlich hilft das unseren Springern jetzt weiter zu springen als zuvor.
Berkutschi: Haben sie in Norwegen ein Trainingssystem für Kinder? Zum Beispiel spezielle Schulen wie Stams in Österreich?
Lie: Wie haben ein System für Athleten ab dem Alter von 16 Jahren, dann können sie spezielle Schulen besuchen. Die Jungs sind in Teams aufgeteilt, wie Tronderhopp, Kollenhopp oder Lillehammerhopp. Vor diesem Alter haben wir kein besonderes System. Ich denke in Stams beginnen sie mit 13. Aber wir haben Trainer die den Kindern sagen was zu tun ist, sie besuchen nur keine speziellen Schulen bevor sie 16 Jahre alt sind.
Berkutschi: Können sie auf die Hilfe von Spezialisten vertrauen, wie, zum Beispiel, die Physiotherapeuten in Österreich?
Lie: Ja, wir haben das auch in Norwegen. Im Moment haben wir das A-Team mit Alexander Stöckl und Magnus Brevig, das B-Team mit mir und Jermund Lunder und das Damen-Team mit Christian Meyer. Wir haben auch vier oder fünf nationale Trainer und wir arbeiten immer zusammen. Ich arbeite viel mit Alex, Alex arbeitet viel mit Jermund, wir sind ein enges Team.
Berkutschi: Bedeutet dass, das sie alles zwischen den verschiedenen Ebenen, Continentalcup und Weltcup, absprechen? Gibt es eine sehr enge Kooperation?
Lie: Ja. Ich nominiere vor jedem Wochenende das Team für den Continentalcup und Alex die Athleten für den Weltcup, aber wie sprechen regelmäßig miteinander.
Berkutschi: Sie haben auch die regionalen Skiclubs erwähnt, gibt es da eine Rivalität? Die Norweger scheinen ein sehr enges Team zu sein, sind freundlich und positiv untereinander. Sehen sich die einzelnen Clubs als Konkurrenten? Welche Clubs sind ihrer Meinung nach die stärksten?
Lie: Vielleicht war das mehr im B-Team ein Thema. Im A-Team haben wir einen neuen Trainer der sich um die Ergebnisse kümmert, aber in diesem Jahr ist es uns auch gelungen im Continentalcup ein mehr auf Norwegen ausgerichtetes Team zu formen. Früher waren es eher die verschiedenen Clubs wie Tronderhopp, Lillehammerhopp und Kollenhopp. Und jetzt weiß jeder, dass es um Norwegen geht und wir ziehen an einem Strang. Die Springer, der Trainer und alle regionalen Teams arbeiten jetzt auch für Norwegen. Früher arbeiteten sie für ihre Athleten und ihre einzelnen Teams, aber jetzt geht es um Norwegen und das ist vielleicht der größte Unterschied im Vergleich zu den letzten Jahren.
Berkutschi: Wenn sie die Teilnehmer am Continentalcup auswählen und Alexander Stöckl die Springer für den Weltcup, was hilft bei der Entscheidung? Ist es mehr eine Frage der Ergebnisse oder ihre Meinung über das Potential eines jeden Springers?
Lie: Nein, es geht zu 90 % um die Ergebnisse. Das ist auch ein wenig neu in diesem Jahr. Früher hatten wir Gedanken wie „Dieser Springer hat mehr Potential“ und so weiter, aber in diesem Jahr haben besonders Jermund Lunder und ich versucht uns auf die Ergebnisse zu konzentrieren. Wenn du gut genug bist, fährst du zu den Wettkämpfen. Du kannst 30 Jahre alt sein, du kannst 21 Jahre alt sein, oder du kannst 16 sein. Du musst nur gut genug sein.
Berkutschi: Es gibt viele norwegische Springer die standing zwischen Welt- und Continentalcup wechseln, wie Atle Pedersen Roensen, Anders Fannemel, Vegard Swensen, Vegard Haukoe Sklett und so weiter. Halten sie diese Rotation für positiv für beide Teams und für das norwegische Skispringen im Allgemeinen? Ist es ein großes Ziel für sie Springer in den Weltcup zu bringen?
Lie: Nein, nicht für mich. Mein großes Ziel ist dabei zu helfen Norwegen zur besten Skisprungnation der Welt zu machen. Das ist mein Ziel. Das ist das einzige Ziel, keine Frage. Sie haben erwähnt, es gibt viele Wechsel vom Weltcup zum Continentalcup und umgekehrt, aber das passiert auf Grund der Ergebnisse. Als sich Tom Hilde verletzt hat, war ein Platz frei und Kenneth Gangnes war dabei. Kenneth ist gut gesprungen, aber als Tom zurückkam war er Elfter und gewann die Qualifikation. Also war er wieder besser und deshalb erhielt er wieder den Platz. Wir wollen nicht jeden vom Continentalcup in den Weltcup bringen, aber wir hoffen, dass jeder gut genug für den Weltcup werden kann. Aber es gibt immer noch nur 7 Plätze und deshalb müssen alle auf ihre Chance warten.
Berkutschi: Was ist mit den Trainingsbedingungen der Athleten im Continentalcup, sind diese mit denen des Weltcup-Teams vergleichbar und gibt es größere Unterschiede?
Lie: Der Unterschied ist, dass das A-Team viel mehr Geld als das B-Team hat, aber man kann gleich gut trainieren. Wir organisieren Trainingslager, zum Beispiel wenn wir ein Trainingslager in Trondheim haben wohnen manchmal alle bei mir um Kosten zu sparen. Das kann eine gute Sache sein, weil diese Dinge uns als Team enger zusammen bringen. Aber im Allgemeinen, was das Training betrifft, haben sie die gleichen Möglichkeiten wie die Springer im Weltcup.
Berkutschi: Werden sie Trainingslager im Ausland abhalten wie sie es unter Cheftrainer Mika Kojonkoski gemacht haben? Wie, zum Beispiel, die jährlichen Sommertrainingslager in Zakopane oder in ganz Europa, so dass die Springer die Chance haben sich mit verschiedenen Schanzen vertraut zu machen?
Lie: Wir werden sehen. Für den Moment haben wir gute Schanzen und gute Trainingsorte in Norwegen, und das ist auch eine Frage der Finanzierung. Aber wir haben über Zakopane nachgedacht, weil es für uns nicht teuer ist. Wie auch immer, es gibt Continentalcup-Wettkämpfe im Sommer und auch Wettkämpfe zu Hause, wir müssen abwarten. Aber hoffentlich können wir was derartiges organisieren. Wir wollen ein Trainingslager wo wir als Team unter uns sind, ohne andere Springer, und für eine Woche arbeiten können. Das wäre es. Wir werden sehen.
Berkutschi: Der Cheftrainer steht immer stark unter Druck und muss sich mit den Erwartungen des Skiverbandes, der Medien und der Fans auseinandersetzen. Spüren sie, als Trainer des B-Teams, auch diesen Druck?
Lie: Etwas, aber nicht annähernd so wie Alex. Aber ich denke, jeder weiß dass Norwegen eine starke Skisprungnation ist, aber wir sind nicht die Besten, wir wollen die Besten sein. Die Fans und die Medien geben uns die Zeit. Wir versuchen das zu schaffen. Deshalb glaube ich, dass Alex noch nicht den großen Druck spürt, den Mika in den letzten Jahren hatte. Jeder ist momentan ziemlich nett (lacht). Aber für mich ist das nicht so. Wenn du im Continentalcup gut bist, gibt es etwas Interesse, aber wenn du schlecht bist interessiert es niemanden.
Berkutschi: Neben dem Ziel, dass sie bereits erwähnt haben – die Besten der Welt zu werden, was sind persönliche Ziele im Training mit ihrem Team? Worauf konzentrieren sie sich?
Lie: Betreffend der Ergebnisse des B-Teams, war es vor der Saison unser Ziel zu versuchen aus einem Athleten einen Weltcup-Springer zu machen. Schaffen wir das, sind wir glücklich. Wenn einer unserer Athleten im nächsten Jahr im A-Team steht und es schafft im Weltcup zu bleiben, freuen wir uns. Dieses Jahr war ein besonderes Jahr für uns.
Berkutschi: Würden sie sagen, es gibt da ein paar weniger bekannte Springer die überdurchschnittliches Potential besitzen? Dieses Jahr haben wir eine paar relativ neue Athleten, wie Mats Berggaard, Espen Roee, Simon Grimsrud und andere gesehen. Glauben sie, einer von denen hat die Chance es im Skispringen weit zu bringen?
Lie: Ich sehe das in Allen. Das sind junge Springer, die sehr gut trainiert haben und ich sehe dieses Potential in jedem von ihnen. Ich beurteile Springer nicht nach ihrem Gewicht – sie können 59 oder 61 kg wiegen, groß oder klein sein. Wir versuchen einfach mit jedem Athleten, jeden Tag und jedes Jahr unser Bestes zu geben. Momentan gibt es im Weltcup Severin Freund, das ist ein großer Springer, es gibt verschiedene Typen wie Andreas Wank, Simon Ammann, Vegard Haukoe Sklett. Sklett, zum Beispiel, hat einen etwas steifen, ungewöhnlichen Körper, aber er springt immer noch. Deshalb müssen wir für jeden Springer unser Bestes geben und dann werden wir gute Ergebnisse erzielen.
Berkutschi: Wie ist die Situation für Johan Martin Brandt? Wird er bald wieder springen?
Lie: Ich denke er wird nächste Woche wieder mit dem Springen beginnen. Er hatte wirklich Pech. Aber jetzt hat er mental sehr gut trainiert und im Athletik-Training alles gemacht was er tun kann, also ist er in einer körperlich guten Verfassung. Er braucht wahrscheinlich noch einige Zeit um wieder auf sein normales Level zu kommen. Aber wenn er gut genug springt, hoffen wir ihn nach Kuopio mitnehmen zu können, so dass er noch einen letzten Wettkampf hat.
Berkutschi: Was ist ihre Meinung über die Entscheidung von Johan Remen Evensen mit dem Skispringen aufzuhören? Glauben sie es war etwas früh, oder dass er vielleicht einmal zurückkommt so wie Anders Jacobsen?
Lie: Ich denke, Anders kommt sicher zurück. Aber Johan ist ein total anderer Typ, er ist ein spezieller Typ. Ich glaube er hat alles gemacht was er als Springer tun kann. Er ist nicht der Typ der jeden Tag hart kämpft. Er ist wie ein bisschen wie ein Künstler, der seinen eigenen Weg geht. Ob es jetzt die richtige Entscheidung war? Für ihn – ja. Er hat sie getroffen, also war es wahrscheinlich die richtige Entscheidung.
Berkutschi: Glauben sie, es ist möglich dass Anders Jacobsen nach so einer langen Pause zurückkommt und top Ergebnisse erzielt? Hat er während der Zeit trainiert?
Lie: Ja, er hat die Chance dazu. Er hat das Tanzen trainiert (lacht). Nein, ich denke Anders ist ein intelligenter und bescheidener Typ. Er ist perfekt für das Skispringen und es ist perfekt für einen Trainer mit ihm zu arbeiten. Also ich denke, er wird sicher weitermachen.
Berkutschi: Hoffentlich. Alles Gute für sie und ihr Team.