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Die Tournee der Österreicher

Erstellt am: 09.01.2012 11:36 / sk

Es war – ganz klar – die Tournee der Österreicher. Alle vier Tagessiege gingen an den ÖSV, von den zwölf möglichen Podestplätzen holten sie neun – Wahnsinn. Und die ÖSV-Adler schafften etwas Historisches: sie schafften den vierten Sieg in Folge – und zwar jeweils von einem anderen Athleten. Das hat es in der Geschichte der Tournee noch nie gegeben.

 

Außerdem standen sie mit drei Athleten auf dem Tournee-Podium. Das wiederum gab es zuvor zweimal in der 60-jährigen Geschichte der Tournee. 1954/55 waren drei Finnen auf dem Treppchen. Und 1974/75 hatten dies ebenfalls die Österreicher geschafft. Willi Pürstl, Edi Federer und Karl Schnabl standen damals auf dem ‚Stockerl’. In diesem Jahr nun also Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern und Andreas Kofler.

 

Schlierenzauer ganz klar ein verdienter Sieger

 

Dass Schlierenzauer ein verdienter Sieger ist, ist unbestritten. Denn die 60. Tournee litt unter ungewöhnlich schlechten Wetterbedingungen. Und wer es dann schafft, in allen vier Wettkämpfen auf dem Treppchen zu landen, der hat den Gesamtsieg sicher verdient. Nicht unerwähnt bleiben soll allerdings auch, dass erst der Abbruch und der Neustart gleich beim ersten Springen in Oberstdorf dem 22-Jährigen überhaupt erst wieder eine Chance auf den Tourneesieg eröffnete. Denn Schlierenzauers erster Sprung im Allgäu war viel zu kurz geraten. Wäre der Durchgang nicht abgebrochen worden, hätte er einen riesigen Rückstand auf die Konkurrenz aufholen müssen.

 

Gregor Schlierenzauer in der Hall of Fame »

 

Auch andere Verbände haben Top-Springer

 

Die Dominanz der Österreicher überdeckt die gute Arbeit, die die anderen Verbände machen. Zwar hat der ÖSV drei Siegspringer in seinen Reihen, die absolute Weltklasse sind, doch hinter diesen drei Top-Stars der Szene tobt ein Kampf von mindestens fünf Verbänden um Spitzen-Resultate.

 

Da sind zunächst einmal die Norweger, bei denen mit dem neuen österreichischen Trainer Alex Stöckl eine Wende eingesetzt hat. Die arrivierten Springer Bjoern-Einar Romoeren und Johan Remen Evensen sind von den Youngstern Rune Velta, Atle Pedersen Roensen, Vegard Haukoe-Sklett und Kenneth Gangnes überholt worden. Damit verfügen die Norweger über gleich vier Springer, die das Potenzial haben, in den Top Ten zu landen. Dazu der stärkste Anders Bardal, den es je gab und einen Tom Hilde, der im nächsten Winter sicher wieder voll angreifen wird. Nach der 60. Tournee steht fest: Den Norwegern muss vor der Zukunft nicht bange sein. Stöckl hat in den wenigen Monaten seit seinem Dienstantritt schon viel bewegt.

 

Die Ergebnisse von Anders Bardal »

 

Japaner für Überraschungen immer gut

 

Das gilt auch für Japaner. Sie schafften mit den dritten Plätzen von Daiki Ito und Taku Takeuchi zwei Tournee-Treppchen und waren damit nach den Österreichern die erfolgreichste Nation. Die beiden platzierten sich auch in den Top Ten der Tourneewertung und Ito hätte vielleicht sogar in den Kampf um die Gesamtwertung eingreifen können, wäre er nicht in Innsbruck vom Wind verblasen worden. Tournee-Rekordmann Noriaki Kasai, der im Sommer 40 Jahre alt wird, muss sich Sorgen machen, dass die japanischen Youngster ihn in der kommenden Saison aus dem Team verdrängen.

 

Die Deutschen zogen ein gemischtes Fazit. Sie hatten sich mit ihren Spitzenspringern Richard Freitag und Severin Freund mehr vorgenommen. Zwar schafften es beide in der Tourneewertung unter die Top Ten, doch ein Treppchen-Resultat sprang nicht heraus. Darüber war Bundestrainer Werner Schuster schon enttäuscht. Dafür schafften mit Freitag, Freund, Stephan Hocke, Michael Neumayer und Maximilian Mechler fünf Springer Top-Ten-Ergebnisse. Damit waren die Deutschen der erfolgreichste Verband der Tournee in dieser Hinsicht.

 

Tschechen voll im Soll

 

Voll im Soll lagen dagegen die Tschechen. Sie haben mit Roman Koudelka einen echten Spitzenathleten im Team. In allen vier Springen platzierte er sich unter den Top acht. Das schafften sonst nur Tourneesieger Schlierenzauer und Gesamt-Zweiter Morgenstern. Mit Lukas Hlava und Jakub Janda haben die Tschechen weitere Springer in ihrer Mannschaft, die zur erweiterten Weltspitze zählen. Wermutstropfen war allein der Sturz Hlavas im letzten Springen in Bischofshofen.

 

Die Ergebnisse von Roman Koudelka »

 

Die Slowenen und die Russen sind besonders mit den Resultaten ihrer Vorzeigeathleten Robert Kranjec (SLO) bzw. Denis Kornilov (RUS) zufrieden. Beide zeigten konstant gute Sprünge, für ganz nach vorne reichte es aber noch nicht. Kranjec ist noch ein Stück näher an den Allerbesten der Welt als Kornilov. Das dürfte dem Superflieger hinsichtlich der anstehenden Skiflug-WM in Vikersund Auftrieb geben. Denn da gehört er zu den Favoriten.

 

Eine Tournee zum Vergessen für Rekordgewinner Finnland

 

Zum Vergessen hingegen war die 60. Tournee für die Finnen. 16 Gesamtsiege sind immer noch Rekord, doch in diesem Jahr waren die Adler der ‚Air Suomi’ vom Gesamtsieg so weit weg wie noch nie. Ein 13. Platz von Matti Hautamaeki in Oberstdorf war das beste Resultat, nur Anssi Koivuranta schaffte es viermal in die Weltcup-Ränge. Er war als Gesamt-18. auch der beste Finne. Die traditionsreiche Skisprung-Nation, die wegen der schwachen Ergebnisse nur mit drei Athleten bei der Tournee starten durfte, steckt nicht nur sportlich, sondern vor allem finanziell in der Krise. Den Athleten stehen nur 400.000 Euro für die komplette Saison zur Verfügung. Matti Hautamaeki und seine Kollegen kamen wegen der fehlenden finanziellen Mittel mit weniger Trainingssprüngen zur Tournee als die Konkurrenz.

 

Die Franzosen brachen die Tournee nach drei missglückten Qualifikationen ab, in denen jeweils das gesamte Team scheiterte. Insofern wird diese Tournee bei der ‚Grande Nation’ schnell abgehakt werden müssen. Auch für Italien lief es nicht optimal, einzig Sebastian Colloredo erfüllte wenigstens teilweise die Erwartungen.

 

Die Erwartungen mehr als erfüllt haben aber die Fans. Vor allem im ausverkauften Innsbrucker Bergisel-Stadion brannte wieder die Hütte, doch auch bei den anderen Wettbewerben durften sich die Athleten vor gut gefüllten Rängen in die Tiefe stürzen. Die Tournee hat auch nach ihrer 60. Austragung nichts von ihrer Faszination verloren.

 

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