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Ammann im Olymp des Skispringens

Erstellt am: 21.02.2010 13:59 / os

Simon Ammann ist im Olymp des Skispringens angekommen. Der 28-Jährige ist der erste doppelte Doppelolympiasieger in der Geschichte dieses Sports. Vier Einzelgoldmedaillen - das hat vor ihm niemand erreicht. Denn auch der große Matti Nykänen gewann nur dreimal Einzelgold. 1988 in Calgary siegte er zudem mit der finnischen Mannschaft.

 

Ammann war überwältigt vor Glück, aber bei weitem nicht sprachlos. Zu jeder Frage, die ihm im Anschluss an seinen Gold-Coup gestellt wurde, hatte er eine passene Antwort parat. "Es war ein unglaublicher Tag. Ich bin mit einem souveränen Gefühl aufgestanden. Jetzt habe ich die zwei Medaillen in der Hand", sagte er. "Der Druck war groß. Noch größer als auf der kleinen Schanze. Die Geschichte meinte es aber gut mit mir", fasste er zusammen.

 

Vergleich zwischen 2002 und 2010 kaum möglich

Als der erfolgreichste Schweizer Winter-Olympionike aller Zeiten versuchte, seine Erfolge in Salt Lake City 2002 mit denen von Vancouver 2010 zu vergleichen, fiel ihm auf, dass er das gar nicht kann: "Das war ein anderer Mensch, der das gemacht hat. 2002 war ich in guter Form und habe einfach meine Chance als Außenseiter genutzt. Hier war ich der Favorit, diese Siege in Whistler habe ich mir sehr bewusst erarbeitet."

 

Dann plauderte Ammann über das Projekt 'Doppelgold' und stellte fest, dass diese Siege bei weitem keine Selbstverständlichkeit seien. "Sie müssen sich das mal vorstellen: Sie kommen nach Kanada, ganz weit von daheim weg, Sie haben einen Plan und eine klare Vorstellung von dem, was Sie hier tun möchten. Und dann geht tatsächlich alles so auf, wie es meine Vision war. Das ist eine Kraft, ich kann sie nur magisch nennen", meinte er.

 

"Auch mal auf Hawaii Ski springen"

Vielleicht bezieht er diese Kraft auch aus dem nahen Pazifik. Auf der Pressekonferenz bekannte der Champion, er sei immer dann stark, wenn der Pazifik nahe ist: "Ich bin in Sapporo auch Weltmeister geworden. Vielleicht sollte ich es mal auf Hawaii mit Skispringen probieren", witzelte er.

 

Doch Ammann ist nicht nur ein Witzbold, er ist ein ausgebuffter Taktikfuchs, der immer wieder die Konkurrenz verblüfft. So sprang er bei der Vierschanzentournee in der Qualifikation in Bischofshofen absichtlich mittelmäßig, weil er wusste, dass er dann mit einer früheren Startnummer bei untergehender Sonne bei besseren Bedingungen springen kann. Kurz vor Olympia überraschte er mit der modifizierten Bindung, mit der er bisher ungeschlagen ist.

 

Bindung nicht der Schlüssel zum Sieg - sondern das Selbstvertrauen

Ammann zeigte sich etwas verwundert über das Theater, das die Österreicher veranstalteten. "Es gibt dieses Modell schon länger, und deshalb hat es mich schon überrascht, dass die anderen so lange gebraucht haben, bis sie das bemerkt haben bei uns. Und dann fand ich es seltsam, dass soviel Lärm um eine keineswegs neue Sache gemacht wird. Für uns war es so aber doppelt gut: Wir hatten neben dem technischen auch den mentalen Vorteil", freute er sich.

 

Der Mann aus Toggenburg sieht den Grund für seinen Sieg ohnehin nicht in der Bindung. "Wenn man mit soviel Risikobereitschaft von der Schanze geht, wie ich das tue, dann ist das vor allem die Folge eines unglaublichen Selbstvertrauens. Ich bin relaxt geblieben, und deshalb konnte ich so aggressiv wie kein anderer über die Schanze gehen", analysierte er.

 

"Ohne die Kollegen wäre ich da nie hingekommen"

Doch auch im Moment seines größten Glücks blieb Ammann bescheiden. Einen Vergleich mit dem besten Tennisspieler aller Zeiten, Landsmann Roger Federer, lehnte er ab. "Roger besticht durch eine unglaubliche Konstanz auf höchstem Niveau, und das über viele Jahre hinweg. Ich bin eher der Typ für diese speziellen Momente, in denen ich einfach loslassen kann. Aber generell ist es doch schön für die Schweiz, dass sie immer wieder so gute Sportler hat", sagte er mit einem Augenzwinkern.

 

Ammann weiß, wo er herkommt, Arroganz ist ihm fremd. Selbst in der Stunde seines größten Triumphes pochte er darauf, dass er kein Einzelkämpfer ist. "Ohne die Kollegen hätte ich es nie so weit geschafft", gestand er.

 

Beachtliches Lob aus Österreich

Das Lob der Konkurrenz ist Ammann nach diesen Leistungen gewiss. Auch aus dem Lager des großen Konkurrenten, aus Österreich, gab es ganz Erstaunliches zu hören. "Simon ist sensationell und überragend, er ist der Beste", sagte Weltmeister Wolfgang Loitzl neidlos. Und selbst sein allergrößter Gegner im Kampf um den Weltcupgesamtsieg, Gregor Schlierenzauer, fand besondere Worte für seinen Dauerkonkurrenten: "Er ist ein Vorbild für mich." Das wohl schönste Lob für Ammann.

 

Auch in Deutschland zog man den Hut vor dem Überflieger. Michael Neumayer, starker Sechster auf der Großschanze, deklassierte sich und den Rest der Welt, als er sagte: "Er fliegt eine oder zwei Ligen über dem Rest. Er hat eine gnadenlose aggressive Technik, die nur er fliegen kann."

 

Neue Dimension des Skispringens

So denkt auch Bundestrainer Werner Schuster, Österreicher und ehemaliger Trainer von Ammann: "Er hat sehr schlitzohrig an einem individuellen Setup gearbeitet. Rein fachlich haben die Österreicher zwar Recht, das anzuzweifeln und überprüfen zu lassen. Wenn die FIS jedoch sagt, das ist okay, dann muss man einen Haken dranmachen. Er hat definitiv eine neue Dimension des Skispringens aufgestoßen."

 

Simon Ammann hat wahrlich Großes geleistet.

 

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