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ÖSV verzichtet auf Protest

Erstellt am: 19.02.2010 01:26 / os

Der Österreichische Skiverband (ÖSV) wird beim Wettkampf auf der Großschanze auf einen Protest gegen die umstrittene Bindung von Simon Ammann verzichten. Dies geht aus einem Statement des ÖSV hervor, das wenige Stunden vor dem Wettkampf verschickt wurde.

 

Darin heißt es: "Der ÖSV wird heute, unabhängig vom Wettkampfverlauf auf einen Protest gegen das von Simon Ammann verwendete System verzichten. Der Ausgang eines allfälligen Protestes ist vorweggenommen. Allfällige weitere Fragen zum Thema werden seitens des ÖSV frühestens in einem Pressegespräch am Sonntag 21.2., bei dem auch Sportdirektor Toni Innauer anwesend sein wird, behandelt."

 

Kritik an Pointner von ÖOC-Präsident Stoss

Damit ist die Posse um die modifizierte Bindung des Schweizer Olympiasiegers beendet. Ammann hatte am Freitag das umstrittene Stück in den FIS-Materialcontainer gebracht, doch FIS-Kontrolleur Sepp Gratzer fand keine Beanstandungen.

Simon Ammann

 

Der Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) Karl Stoss trauert der Sache nach und hält sie für überflüssig. "Diese ganze Geschichte war entbehrlich, ich bin damit überhaupt nicht glücklich. Jetzt hängt man uns das Schlechte-Verlierer-Image um", sagte Stoss der Website laola1.at. Er glaube nicht, dass der Protest klug war. "Hätte man sich mit den anderen abgestimmt oder an einen Tisch gesetzt und diskutiert, sähe die Sache anders aus", kritisierte der Präsident.

 

Innauer: "Haben nichts gegen Simon"

ÖSV-Nordisch-Direktor Toni Innauer betonte nochmals, dass man keinen Affront gegen den Schweizer Skiverband geplant habe, sondern dass es um die Einhaltung der Regeln gegangen sei. Daher würden die Österreicher die Bindung auch nicht kopieren.

 

Hinter vorgehaltener Hand heißt es allerdings, dass die Österreicher genau diesen Bindungstyp schon testeten, aber nicht wirklich Erfolge damit erzielten und die Idee deshalb wieder verwarfen.

 

Ammann sagte im deutschen Fernsehen, man habe sich überlegt, wo man etwas verbessern könne und sei dabei auf diese Tüftelei gestoßen.

 

Hintergrund des Aufregers: Ammann setzt seit dem Weltcup in Klingenthal auf eine Modifikation seiner Bindung, die ihm der finnische Tüftler Ilkka Tuomikoski fertigte. Die Ferse ist dabei nicht mit dem üblichen Bändchen gesichert, sondern mit einem gehärteten Aluminium-Stäbchen. Dieses ist zudem leicht gekrümmt und soll Ammanns Sprung mehr Stabilität verleihen, so glauben die Österreicher.

 

Beim Team Captains Meeting am Donnerstag hatten die Österreicher ein Dossier präsentiert, in dem sie dem Schweizer einen Verstoß gegen die Internationale Wettkampfordnung vorwarfen. "Wir verlangen von der Schweizer Mannschaft, dass sie das modifizierte Bindungssystem zurückzieht. Sonst werden wir nach dem ersten Wertungsdurchgang Protest einlegen", hatte ÖSV-Trainer Alexander Pointner gesagt. 

 

Gratzer verstand die Aufregung ohnehin nie. "Ich habe die Bindung gesehen. Für mich ist sie reglementskonform. Und ich finde im Reglement keinen Passus, der dagegen spricht, dass diese Bindung zugelassen wird." Und Jouko Törmänen, FIS-Vorsitzender im Skispringen, sagte dem Schweizer Fernsehen: "Die Bindung ist kein neues Produkt. Ich habe keine Sicherheitsbedenken. Die Sache ist legal."

 

Vorteil für Ammann?

Wolfgang Loitzl sagte, er glaube, dass die Bindung ein Vorteil für Ammann sei. Ammann erhalte durch den gebogenen Zapfen eher eine Rückmeldung vom Ski. "Dass heißt, er kann eigentlich extremer in die Richtung springen, weil der Ski dann schneller zum System dazuschließt", mutmaßte Loitzl, der allerdings betonte, dass kein Material der Welt alleine fliege. "Ammann ist einfach in großartiger Form", sagte er kanadischen Medien.

 

Österreicher zeigen Fotos herum - Lepistoe irritiert

Innauer sprach im Falle Ammann von "mehreren Metern", die er gewinnen könnte. Ein österreichischer Pressemann hatte die Bindung fotografiert. Die Österreicher hatten das Foto schon im Springerlager herumgezeigt, denn Hannu Lepistoe, der Privattrainer von Adam Malysz, ließ sich in einem Blog über Ammanns Bindung aus.

 

"Der österreichische Trainer Alexander Pointner zeigte mir ein Bild von der Bindung", so schreibt Lepistoe auf eurosport.pl "und er glaubt, dass das verboten gehöre. Ich weiß nicht, ob diese Hilfen illegal sind, aber sie widersprechen der Idee des Fair Play", so der Finne, dessen Schützling Malysz ja Silber hinter Ammann gewonnen hatte.

 

Kojonkoski: "Österreicher sollen mal in den Spiegel schauen"

Norwegens Trainer Mika Kojonkoski fand deftige Worte gegen den ÖSV-Vorstoß: "Sie sollen mal in den Spiegel schauen. So oft schon waren sie es, die am Rande der Legalität agierten", sagte der Coach dem deutschen Fernsehen. Der deutsche Trainer Werner Schuster blieb etwas diplomatischer: "Wenn ich Schweizer Trainer wäre, würde ich die Bindung nutzen, aber wir verhalten uns in dieser Sache neutral und konzentrieren uns auf den Wettkampf."

 

Österreicher ein "Haufen verstörter Hühner"

Naturgemäß sind aus der Schweiz ganz andere Töne zu hören. Die Schweizer Boulevardzeitung 'Blick' schrieb von einem "Haufen verstörter Hühner", die Ammann die Goldmedaille klauen wollen.

 

Im Endeffekt schadete sich der ÖSV nun mit dieser Affäre nur selbst. Ammann wird gestärkt daraus hervor gehen, die ÖSV-Adler waren zumindest in der Qualifikation deutlich verunsichert.

 

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