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Noriaki Kasai: 500 sind nur eine Zwischenstation

Erstellt am: 08.03.2016 10:38 / sk

Matti Nykänen, Jens Weißflog, Jan Boklöv, Andreas Goldberger - eine gefühlte Skisprung-Ewigkeit ist es her, dass diese ganz Großen ihrer Zunft vom Bakken gingen. Einer war bereits dabei: Noriaki Kasai. Am kommenden Wochenende steht der 43-jährige Japaner, 27 jahre nach seinem Weltcupdebüt, vor seinem 500. Weltcupstart.

Heute heißen seine Gegner Peter und Domen Prevc (Jahrgang 1999) Severin Freund und Michael Hayböck. Kasai sind die Namen seiner Gegner egal, der Japaner ignoriert sein Alter, hört einfach nicht auf zu springen, feiert Erfolge und begeistert die Massen.

Noriaki Kasai, die lebende Skisprung-Legende aus Japan. Kasai Sama - der hochverehrte Herr Kasai.

 

Eben diesem Noriaki Kasai gelang am vergangenen Wochenende beim Weltcup in Wisla (POL) wieder einmal der Sprung aufs Podest, Platz drei bei seinem 498. Weltcupstart im 27. Winter seiner Karriere als Skispringer. Es war nach Vikersund, Trondheim, Sapporo und Engelberg bereits der fünfte Podestplatz von Kasai in diesem Winter - unglaublich.

 

Statistik und Ergebnisse von Noriaki Kasai —>

 

Kasai, am 6. Juni 1972 geboren, bewegt sich mit seinen 43 Jahren dauerhaft auf einem sportlichen Niveau, von dem die meisten seiner deutlich jüngeren Konkurrenten nur träumen können.

Noriaki Kasai

 

Besonders bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie viele Faktoren beim Skispringen absolut präzise zusammenpassen müssen. Faktoren die - mit zunehmendem Alter - eigentlich auf diesem Niveau nicht zu halten sind:

Unter anderem sind absolute Körperliche Fitness, extreme Beweglichkeit, Schnellkraft, die Energie sich selber immer wieder aufs Neue zu motivieren und nicht zuletzt: eine ganze Menge Mut erforderlich.

Unzählige Technik- und Regeländerungen der vergangenen 25 Jahre, an denen andere verzweifelt sind, Kasai hat sie scheinbar mühelos in sein Skisprungsystem einfließen lassen.

 

Galerie: Noriaki Kasai

 

Mit einer ihm eigenen, spielerischen Leichtigkeit verzichtet Kasai regelmässig auf Trainingssprünge an den Wettkampforten um seinen Körper zu schonen, und dann in den Wettkämpfen trotzdem punktgenau seine Bestleistung abzurufen. Kasai weiß ganz genau was er macht, jeder Schritt ist wohlüberlegt. Die Erfahrung des Noriaki Kasai macht den Unterschied.

 

Folgerichtig ist Kasai derzeit - von Überflieger Peter Prevc in seiner slowenischen Heimat einmal abgesehen - so populär wie kein anderer Skispringer auf der Welt. Egal in welchem Skisprungstadion die besten Athleten der Welt an den Start gehen, keiner löst so viel Begeisterung aus wie Noriaki Kasai. Die Zuschauer wissen die sportliche Leistung des Vorzeigeathleten einzuschätzen. Was Kasai abliefert ist mehr als aussergewöhnlich, es ist einmalig. Dazu bleibt Kasai immer ganz fairer Sportsmann, Gentleman, großartiger Repräsentant seines Sports - des Skispringens.

 

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Das ist eine Sensation für mich

Berkutschi: Herr Kasai, was bedeutet dieses Jubiläum mit den 500 Weltcup-Starts für sie?

Noriaki Kasai: „Für mich selber ist das eine Sensation und ich freue mich wirklich darüber, es wird ein sehr emotionaler Moment für mich. Ich denke zurück an wunderbare Momente die ich in den ganzen Jahren erlebt habe, und natürlich auch an bittere Niederlagen und Verletzungen. All das gehört wohl zu einer langen Karriere im Sport dazu. Aber es überwiegen natürlich die Gedanken und die Freude an das, was ich alles erreicht habe und was ich in meinem Sport erleben durfte“.

 

500 Starts sind eine Zwischenstation, nicht das Ende

Sie haben schon öfters gesagt, dass Sie noch eine ganze Weile weiterspringen möchten. Wie lange denken Sie, wird das möglich sein?

Noriaki Kasai: “Seit ich 16 Jahre alt bin springe ich im Weltcup, das sind jetzt also 27 Jahre die ich dabei bin. Als ich 40 geworden bin, habe ich mir fest vorgenommen, dass ich springe bis ich 50 Jahre alt bin. Das wären jetzt also noch 7 Jahre. Momentan fühle ich mich fit genug um diesen Plan auch umzusetzen. Die 500 ist eine schöne Zahl, aber meine Lieblingszahl ist die 6. Ich möchte gerne die 600 feiern, betrachte die 500 also als eine Zwischenstation, nicht als das Ende. Wenn ich diesen Rekord mit den meisten Starts schon halte, dann soll er auch so sein, dass ihn niemand mehr brechen kann“.

 

Positiv denken, die Sprünge genießen

Sie halten ja bereits einige Guiness Rekorde, ist diese Art der Rekorde auch wichtig für sie?

Noriaki Kasai: “Diese Rekorde sind ja passiert, das kann man nicht planen und ich denke überhaupt nicht daran. Als ich jünger war habe ich zu viel überlegt und über zu viele Dinge nachgedacht, beispielsweise auch darüber wie mein nächster Sprung werden soll. Inzwischen habe ich begriffen, dass ich überhaupt nicht zu überlegen und zu planen brauche, wie mein nächster Sprung sein soll. Die ganzen Bewegungsabläufe sind vollständig automatisiert, ich verliere keinen Gedanken an den nächsten Sprung, ich mache ihn einfach. Eigentlich geniesse ich meine Sprünge nur noch. Dass das so einfach geht ist mir erst nach den Olympischen Spielen in Sochi (Anm. der Redaktion: Kasai gewann in Sochi Bronze mit dem Team und Silber im Einzel von der Großschanze) bewusst geworden. Seit den Spielen 2014 habe ich einfach nur noch Spaß und genieße meine Sprünge, und ich freue mich immer auf die kommenden Wettkämpfe“.

 

Ich weiß, dass ich viele Fans in Deutschland habe

Das Jubiläum wird voraussichtlich in Titisee-Neustadt in Deutschland gefeiert, ist das ein guter Ort dafür?

Noriaki Kasai: “Das ist ein sehr guter Ort. Deutschland ist eine bedeutende Ski-Nation und ich glaube (ganz sicher bin ich mir nicht) dass ich die meisten meiner Siege in Deutschland gefeiert habe. Ich weiß aber sicher, dass ich viele Fans in Deutschland habe und von daher ist es ein guter Ort. Wenn ich es mir hätte aussuchen können, hätte ich mir einen Ort in Deutschland für dieses Jubiläum gewählt“.

 

Arigatou gozaimasu Kasai Sama / Vielen Dank hochverehrter Herr Kasai

 

Erster Weltcup: 17.12.1988 in Sapporo (JPN)

17 Weltcupsiege

Skiflug-Weltmeister 1992

3 Medaillen bei Olympischen Spielen zwischen 1994 und 2014; zuletzt Silber (Einzel LH) und Bronze (Team) in Sochi 2014

7 Medaillen bei Weltmeisterschaften zwischen 1999 und 2015

 

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