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Freund: „Prevc kann den Punkterekord schaffen“

Erstellt am: 18.02.2016 18:41 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Severin Freund (27).

Severin Freund war in der vergangenen Saison der dominierende Skispringer. Mit dem Titel von der Großschanze bei der WM in Falun sowie dem Gewinn des Gesamtweltcups erweiterte er seine ohnehin schon eindrucksvolle Trophäensammlung. In diesem Winter feierte er den zweiten Platz bei der Vierschanzentournee und ist erster Verfolger von Peter Prevc im Gesamtweltcup. 

Severin Freund

 

Berkutschi: Hallo Severin, wie geht es dir? Bist du schon in Lahti?
Severin Freund: Es geht mir gut. Die Pause nach der Norwegentour war natürlich nicht besonders lang. Momentan bin ich mit der Mannschaft noch auf dem Weg nach Finnland und freue mich schon auf Lahti. Wir konnten nach Vikersund kurz nach Hause fliegen. Das hat gut getan, denn die nächsten Wochen werden noch einmal sehr intensiv.


Berkutschi: Sind die Wettbewerbe in Lahti als Generalprobe vor der WM im nächsten Jahr etwas Spezielles?
Freund: Es wird auf jeden Fall interessant. Wie ich gehört habe, gab es wohl leichte Veränderungen an der Schanze. Bislang habe ich mich in Lahti immer sehr wohl gefühlt. Mal schauen, was ich nach dem Wochenende sagen werde.


Berkutschi: Wie zufrieden bist du insgesamt mit deiner bisherigen Saison?
Freund: Ziemlich zufrieden. Es ist nicht alles nach Plan gelaufen. Aber ich bin meine mit Abstand beste Tournee gesprungen. Danach gab es sicher ein paar Probleme, vor allem nach dem Sturz in Innsbruck. Dadurch konnte ich nicht alles, was ich mir vorgenommen hatte, auch umsetzen. Die Teammedaille am Kulm war uns aber sehr wichtig und viele haben uns das vor dem Wettbewerb nicht zugetraut. Das war ziemlich cool. Ich habe zuletzt aber immer noch Nachwirkungen vom Sturz gespürt - dann geht es nicht ganz so leicht von der Hand. Vor allem, wenn andere Springer in überragender Form sind. Alles in allem kann man aber mehr als zufrieden sein.


Berkutschi: Hast du nach wie vor Schmerzen nach dem Sturz?
Freund: Zuerst hatte ich es im Rücken gemerkt. Da wurde ein kleiner, leichter Bandscheibenvorfall diagnostiziert. Was auch immer das heißen mag (lacht). Scheinbar kann so etwas aber vorkommen, wenn man schon einmal an den Bandscheiben operiert wurde. Damit habe ich aber überhaupt keine Probleme mehr. Im Moment macht die Hüfte ein wenig Probleme. Wahrscheinlich sind das noch Nachwirkungen der Spannung im Körper nach dem Sturz. Aber das stellt kein Risiko dar. Man muss damit umgehen und sich zum Beispiel bei der Anfahrtsposition darauf einstellen. Aber damit kann ich leben.


Berkutschi: Interessierst du dich für Statistiken?
Freund: Kommt darauf an, für welche (lacht).


Berkutschi: Du hast in dieser Saison nach 18 Wettbewerben fast 100 Punkte mehr im Gesamtweltcup als zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison. Freund: Stimmt. Es ist ja auch eigentlich eine richtig gute Saison. Aber es springt eben einer absolut überragend. Das gab es in den letzten Jahren in der Art nicht. Es ist aber auch nichts vollkommen Neues, dass ein Athlet die Saison dominiert. Es nimmt sicherlich ein wenig Spannung. Aber Peter steht ja auch nicht zu Unrecht da vorn. Er hat das bislang sehr gut gemacht und dann kann man sich eben auch auf den Weg zum Punkterekord machen.


Berkutschi: In Vikersund konnte Peter sogar trotz Beinahesturz gewinnen. Ist das für dich als Konkurrenten frustrierend? Oder macht es die Niederlage etwas leichter zu verdauen, weil er eben nahezu unschlagbar ist?
Freund: Naja, sowas geht natürlich auch nur beim Skifliegen, weil die Weiten eine wesentlich größere Rolle spielen. Er ist auch nicht unschlagbar. In Vikersund konnte er ja auch nicht alle Wettbewerbe gewinnen. Es ist eine Situation, die etwas anders ist als im letzten Jahr. Damals war es etwas enger zusammen. In Falun habe ich selbst mit 25 Punkten Vorsprung gewonnen. Solche Phasen gibt es ganz einfach. Peter macht sehr viel richtig, andere tun sich etwas schwerer. Das ist sicher ein Ansporn. Aber frustrierend ist es nicht. Wenn das über mehrere Jahr so wäre, würde es sicher irgendwann langweilig werden. Aber damit rechne ich nicht.


Berkutschi: Du hast vorhin den Punkterekord angesprochen. Traust du Peter Prevc zu, dass er bis zum Saisonende in dieser Form bleibt?
Freund: Ich weiß gar nicht genau, wo der Punkterekord liegt. Aber er kann es auf jeden Fall schaffen. Die Frage ist, wie lange man eine solche Form halten kann. Bei ihm hält sie schon sehr lange. Aber aus jetziger Sicht ist es schon realistisch.


Berkutschi: Zurück zu dir: Was hast du dir für den Rest der Saison noch vorgenommen?
Freund: Ich möchte ein schönes letztes Drittel springen. Es fehlt, anders als in den vergangenen Jahren, das Saisonhighlight wie WM oder Olympische Spiele. Aber ich finde das ganz spannend. Es kommt mit Almaty ein neuer Ort dazu, wo ich noch nie war. Das ist interessant. Dazu gibt es Orte, in denen ich schon sehr gut gesprungen bin. Ich möchte dran bleiben, wir möchten als Mannschaft im Nationencup möglichst nichts verschenken. Die Norweger sind momentan schon sehr stark. Aber zum Beispiel im Mannschaftswettbewerb in Lahti möchten wir uns unbedingt besser verkaufen als in Oslo. Dann gibt es noch das Skifliegen in Planica. Im letzten Jahr konnte ich diese Schanze noch nicht wirklich knacken. Die Herausforderungen gehen mir also nicht aus.


Berkutschi: Geht es im Nationencup hauptsächlich darum, mit den Slowenen um Platz zwei zu kämpfen?
Freund: Wahrscheinlich. Man kann aber nichts ausschließen. Es kann auch immer ein Team einbrechen und schwächere Wettkämpfe abliefern. Entschieden ist noch nichts. Aber die Norweger sind schon sehr stark. Wir müssen versuchen, das Beste herauszuholen und noch ein paar schöne Einzelergebnisse zu holen. Gerade diese Phase der Saison ist auch schon sehr wichtig für die nächste Saison, denn man zieht sehr viel Motivation aus den Wettkämpfen.


Berkutschi: Gehen wir mal davon aus, dass Peter Prevc seine Form hält und als Gesamtweltcupsieger nach Planica fährt. Das Stadion dort soll schon nahezu ausverkauft sein, man darf mit einer unglaublichen Stimmung rechnen. Kannst du dich darauf auch freuen?
Freund: Immer. Man freut sich immer auf diese Orte, von denen man weiß, dass viel los ist und eine tolle Stimmung herrscht. Klar ist es noch schöner, wenn man noch etwas reißen kann. Aber selbst wenn der Gesamtweltcup schon entschieden ist, freue ich mich auf jeden Wettkampf der ausverkauft ist. Das ist immer etwas Besonderes. 


Berkutschi: Wie sehr freust du dich darauf, dass in gut einem Monat die Saison vorbei ist?
Freund: Noch geht es. Noch freue ich mich auf die Wettkämpfe. Wenn die Saison vorbei ist, geht ja auch wieder die relativ lange Zeit des Trainings los. Und man trainiert ja um Wettkämpfe zu machen. Aber ich werde sicher auch mit der Zeit nach der Saison etwas anzufangen wissen.


Berkutschi: Und Sonne und Wärme nach der Saison dürften auch eine schöne Abwechslung werden.
Freund: Das mit Sicherheit. Und tun auch gut für die nächste Saison.


Berkutschi: Danke für das Interview und alles Gute für den Rest der Saison.  

 

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