Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Nutzererlebnis zu bieten und Social Media einzubinden. Privacy Policy

Berkutschi Premium Partners

Carina Vogt: "Weltcupsieg war eine Befreiung"

Erstellt am: 16.03.2015 16:45 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Carina Vogt, Weltmeisterin und Olympiasiegerin bei den Damen.

Berkutschi: Carina, herzlichen Glückwunsch zum Weltmeistertitel. Nun ist auch die Weltcupsaison vorbei. Wie fällt dein persönliches Fazit aus?
Carina Vogt: Ich bin sehr zufrieden und glücklich mit meiner Saison. Es war ein großer Erfolg, dass es mit dem ersten Weltcupsieg geklappt hat. Dann bin ich wieder sehr unbeschwert zur WM gefahren und es hat alles perfekt zusammen gepasst. Dazu der dritte Platz im Gesamtweltcup. Insgesamt war es vielleicht sogar noch besser, als letztes Jahr.

 

Berkutschi: Du bist wie schon bei den olympischen Spielen als Mitfavoritin zum Saisonhöhepunkt gefahren. Es gab aber auch diesmal andere, die eigentlich höher gehandelt worden. Ist diese Rolle vielleicht ein kleiner Vorteil?
Vogt: Es ist auf jeden Fall einfacher, wenn man nicht die Erwartung hat, dass es Gold werden muss, sondern ganz einfach mit einer Medaille zufrieden ist. Das war mein Ziel. Ich wusste, dass man es nicht erzwingen kann und habe mir selbst nicht viel Druck gemacht.

 

Berkutschi: Es gehört eine große mentale Stärke dazu, genau in diesen Momenten seine beste Leistung abzurufen. Arbeitet ihr dafür auch mit Psychologen oder ist das eine Stärke, die Du mitbringst?
Vogt: Wir haben einen Sportpsychologen, mit dem wir zusammen arbeiten. Aber unmittelbar vor dem Wettkampf suche ich nicht mehr so sehr die Nähe. Ich denke, ich weiß selbst, was mir gut tut und kann damit sehr gut umgehen.

 

Berkutschi: Du hast deinen ersten Weltcupsieg schon angesprochen. Wie wichtig war der für Dich?
Vogt: Das war eine echte Befreiung. Es gab nach Sochi auch Stimmen die meinten, ich wäre eine Eintagsfliege. So etwas hört man als Sportler natürlich nicht gern. Deshalb war das eine große Genugtuung.

 

Berkutschi: Die Weltcupsaison der Damen war im Allgemeinen wesentlich ausgeglichener, als noch im vergangenen Jahr. Wie schätzt Du diese Entwicklung insgesamt ein?
Vogt: Ich denke, dass unser Sport wieder einen Sprung nach vorn gemacht hat. Der Rest des Feldes hat zu Sara Takanashi aufgeschlossen, wir machen es ihr nicht mehr so einfach. Das Niveau hat sich nach oben geschraubt. Wir sind auf dem richtigen Weg.

 

Berkutschi: Es gab, auch von Seiten der Athletinnen, Kritik am Weltcupkalender und auch an einigen Juryentscheidungen, speziell bei der Wahl des Anlaufs für die Damen. Wie stehst Du dazu?
Vogt: Wir waren mit dem Kalender einfach unzufrieden. Es waren viel zu wenige Wettkämpfe. Es gab lange Pausen dazwischen. Das kann eigentlich nicht sein. Man bereitet sich als Sportler das ganze Jahr über vor und hat dann am Ende 12 Weltcupspringen. Dazu kommen Sachen wie in Oberstdorf. Wir haben als Athletinnen schon gesagt, dass wir es nicht gut fanden, was man da in Sachen Anlauf mit uns gemacht wurde. Es ist schade, dass man dem wenig Beachtung schenkt. Da würde ich mir wünschen, dass man intensiver auf uns eingeht.

 

Berkutschi: Was ist beim Damenskispringen noch zu tun? Was ist der nächste große Schritt?
Vogt: Wir haben eigentlich schon sehr viele Schritte gemacht. Ich denke, dass Mixed-Team sollte zwei oder drei Mal im Kalender dabei sein. Möglicherweise auch auf der Großschanze. Das ist auch für die Zuschauer sehr interessant. Und überhaupt vielleicht mehr Wettkämpfe auf der Großschanze. Man muss sich überlegen, ob man die Sportart im Stillstand hält oder weiter gehen möchte.

 

Berkutschi: Schauen wir nach vorn: Die Saison ist vorbei. Wie geht es jetzt weiter? Ist erst einmal Urlaub angesagt?
Vogt: Wir sind noch einige Tage in Norwegen, haben noch einen kleinen Saisonabschluss als Team. Dann bin ich ein paar Tage zuhause und anschließend muss ich zur Bundespolizei-Ausbildung. Da bin ich fünf Monate eingespannt. An Urlaub ist also erstmal nicht zu denken. Aber das wird sicher auch noch irgendwie klappen. Im Mai beginnt dann wieder die Saisonvorbereitung mit dem Team.

 

Berkutschi: In der nächsten Saison stehen weder olympische Spiele noch Weltmeisterschaften an. Welche Ziele wirst Du dir setzen?
Vogt: Nach Platz zwei und drei habe ich natürlich den Traum, den Gesamtweltcup zu gewinnen. Aber das kann man sich schwer vornehmen. Es wäre zu schön um wahr zu sein, wenn das nächstes Jahr schon klappen würde. Ich möchte wieder dahin kommen, wo ich dieses Jahr war und gut Skispringen.

 

Berkutschi: Letzte Frage: Welche Schlagzeile würdest Du in der Zukunft gern über das Damen-Skispringen lesen?
Vogt: Boah, das ist schwer. „Die Damen gehen zum Skifliegen.“



Berkutschi: Das ist der große Traum?
Vogt: Auf jeden Fall.

Berkutschi: Und wie siehst Du die Chancen, dass das irgendwann passiert?
Vogt: Ich bin mir sicher, dass es irgendwann passieren wird. Ich hoffe nur, dass ich es als Athletin noch miterleben darf.

 

Neueste Nachrichten