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„Der Gesamtweltcup ist mein Traum“

Erstellt am: 10.02.2015 10:27 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Daniela Iraschko-Stolz, Skisprung-Weltmeisterin von 2011 und Führende im Damen-Weltcup.

Berkutschi: Hallo Daniela! Du hast schon mehrfach gesagt, dass du mit deiner Saison sehr zufrieden bist. In zwei Wochen könntest du bereits Weltmeisterin und Gesamt-Weltcupsiegerin sein. Kannst du noch ruhig schlafen?
Daniela Iraschko-Stolz: Jetzt nicht mehr. (lacht) Wenn man so darüber nachdenkt, kann man schon nervös werden. Es ist bislang alles super gelaufen. Wenn man dir das in Japan gesagt hätte, hätte ich es wahrscheinlich nicht geglaubt. Wobei ich da auch schon gut gesprungen bin, aber ein wenig Pech hatte. Danach ist dann in den letzten Springen der Knoten wirklich geplatzt. Jetzt habe ich einen ordentlichen Vorsprung. Es wäre Wahnsinn, wenn es klappt. Das war schon immer mein Traum, den Gesamtweltcup zu gewinnen. Das isst sportlich das schwierigste, was man gewinnen kann und hat einen sehr hohen Stellenwert. Und dementsprechend ist man natürlich, wenn man mit 100 Punkten führt, mit der Saison zufrieden.

Berkutschi: Du gehörst zu den Pionierinnen des Damenskispringens und hast über viele Jahre mit dafür gekämpft, dass es überhaupt einen Damen-Weltcup gibt. Hat diese Kristallkugel dadurch einen noch höheren Stellenwert für dich?
Iraschko-Stolz: Bevor es den Weltcup gab, hatte ich eigentlich meine besten Jahre im Skispringen. Ich bin konstant gut gesprungen und habe das Feld eigentlich dominiert. Es gab aber natürlich auch noch nicht diese Leistungsdichte und es ist nicht so eng zugegangen. Es gab immer zwei oder drei andere Damen die mitgekämpft haben. Das, was in diesem Jahr passiert, mit so vielen Mädels die gewinnen können, habe ich vorher noch nicht erlebt. Das erhöht den Stellenwert umso mehr. Natürlich wäre es noch schöner, wenn es mehr Wettkämpfe geben würde. Aber es ist trotzdem noch ein großer Titel.

Berkutschi: Du hast angesprochen, dass es eine sehr enge Saison ist. Gerade im Vergleich zum vergangenen Jahr, als Sara Takanashi sehr dominant war. Zeigt das auch die Entwicklung des Damen-Skispringens?
Iraschko-Stolz: Auf alle Fälle. Schon zum Auftakt in Lillehammer waren eigentlich alle überrascht darüber, wie eng es zugeht. Und auch wie viele Nationen in den Top 30 dabei sind. Schon die Qualifikation ist immer sehr spannend, es sind viele unterschiedliche Athletinnen dabei. Das setzt sich bis zum Podium fort. Natürlich gibt es, wie auch bei den Herren, immer ein paar Springerinnen, denen solche Top-Platzierungen häufiger gelingen. Das wird auch immer so bleiben. Auch körperlich sieht man eine Entwicklung. Das sind alles Spitzensportler. Da gibt es nichts Unprofessionelles  mehr.

Berkutschi: Ist diese gewachsene Professionalität der größte Unterschied zu deinen Anfangsjahren im Skispringen?
Iraschko-Stolz: Das mit Sicherheit. Das wirkt sich auf viele Bereiche aus. Angefangen bei den Unterkünften über die Organisation der Wettbewerbe. Die Trainer waren sicher auch früher schon gut. Aber wenn man sieht, welche Namen wir heute haben, zeigt das auch die Wertschätzung der Skiverbände für das Damen-Skispringen. Früher war es eher nach dem Prinzip „Wir probieren mal was aus.“ Heute wird da sehr viel gezielter vorgegangen. Das ist nicht einfach. In vielen Disziplinen haben sich Herren und Damen parallel entwickelt. Im Skispringen ist es quasi ein neuer Sport. Daher dauert es vielleicht auch ein bisschen länger. Wichtig ist, dass die Dichte mitwächst.  Es muss Schritt für Schritt gehen. Vielleicht kommen irgendwann noch mehr Großschanzen. Und natürlich fände ich es toll, wenn wir nächstes Jahr einen Skiflugweltcup hätten. Selbst wenn nur 20 Damen dabei wären. Ich verstehe aber auch die Gründe, warum das nicht möglich ist. Ich bin schon zufrieden damit, wie es jetzt läuft. Ich hoffe nur, dass wir ein paar mehr Wettkämpfe haben werden.

Berkutschi: Ein Highlight bei den Damen ist das Saisonfinale der besten auf dem Holmenkollen. Wie groß ist die Vorfreude darauf?
Iraschko-Stolz: Ich habe die Weltmeisterschaft 2011 in Oslo erleben dürfen, und das sehr erfolgreich. Es waren 6.000 Menschen bei der Siegerehrung. Das ist natürlich toll. Die Menschen in Skandinavien verstehen es auch so, dass wir diesen nordischen Skisport bereichern. Und wenn alle am Start sind, gehören auch die Damen dazu.

Berkutschi: Vor zwei Jahren musstest du eine schwere Verletzung wegstecken, einen Kreuzbandriss. Wie sicher warst du dir damals, dass du wieder auf die Schanze zurückkehren wirst?
Iraschko-Stolz: Witziger weise habe ich mir am Anfang gar keine Sorgen gemacht. Das war wahrscheinlich mein Wunschdenken, dass ich jetzt einfach sechs Monate trainiere und dann geht alles wieder wie vorher. Dann habe ich kämpfen müssen, um überhaupt wieder alles bewegen zu können und Skispringen zu können. Man macht natürlich Fortschritte, die einem das Vertrauen zurückgeben. Ich hatte bis zum Winter Zeit, bin dann in Lillehammer mit einem zweiten Platz recht gut zurückgekommen. Das schwierige, ist dass das Training sehr fad ist. Man steht jeden Tag auf und sitzt auf dem Rad. Das ist nicht das gleiche, wie auf die Schanze zu gehen. Und letztlich wird es nie wieder so, wie vorher. Ich werde immer Probleme haben. Das muss man akzeptieren und sich überwinden.

Berkutschi: Du hast als aktive Springerin sehr intensiv für das Damen-Skispringen gekämpft. Könntest du dir auch vorstellen, dass nach deiner Karriere in einer offiziellen Funktion fort zu setzen?
Iraschko-Stolz: Ja, grundsätzlich. Irgendetwas werde ich tun, um dem Sport erhalten zu bleiben. Aber ich habe mir noch keine konkreten Gedanken darüber gemacht. Wenn, dann aber sicherlich eher als Trainerin. Einen Job wie Renndirektorin Chika Yoshida kann ich mir aber nicht wirklich vorstellen. Das ist ein harter Kampf, vieles lässt sich nicht umsetzen. Das ist glaube ich nichts für mich.

Berkutschi: Welche Schlagzeile würdest du gern nach der Saison über dich lesen?
Iraschko-Stolz: Gute Frage (lacht). Am liebsten „Iraschko kommt verletzungsfrei durch die Saison“. Aber die Saison ist ja schon fast vorbei. Diesmal schaffe ich es vielleicht wirklich bis Oslo. Also: „Iraschko startet beim Saisonfinale im gelben Trikot“. Das wäre cool.

Berkutschi: Dann drücken wir dir die Daumen und wünschen alles Gute.

 

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