01 | Deutschland | 978.8 | ||
02 | Norwegen | 975.2 | ||
03 | Österreich | 959.3 | ||
04 | Japan | 938.0 | ||
05 | Slowenien | 836.2 | ||
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Mit seinem ersten Weltcupsieg hat Thomas Diethart beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen die Gesamtführung bei der Vierschanzentournee erobert. Während seine Eltern im Publikum zu Tränen gerührt waren, konnte der 21-jährige sein Glück kaum fassen: „Es ist großartig. Es ist fantastisch so gute Sprünge zu zeigen. Im Moment klappt einfach Alles. Die Atmosphäre ist eine zusätzliche Motivation. Ich genieße es.“
Mit den weitesten Flügen des Tages auf 141,0 und 140,5 Meter und 296,1 Punkten distanzierte Diethart seinen österreichischen Landsmann Thomas Morgenstern, der zweimal auf 139,0 Meter kam, deutlich um 11 Punkte. Der Kärntner war dennoch glücklich: „Der zweite Sprung war nicht so gut wie der erste. Auch bei der Landung habe ich einige Punkte liegen lassen. Ich bin aber sehr stolz darauf, heute aufs Podium gesprungen zu sein.“
Rang drei sicherte sich Oberstdorfsieger Simon Ammann, dem nach 1335 und 139,0 Metern aber fast 20 Punkte auf Diethart fehlten. Auch in der Gesamtwertung fiel der Schweizer zurück, hat nun rund 12 Punkte Rückstand auf Thomas Diethart. „Um zu gewinnen hätte ich heute zweimal wie im zweiten Durchgang springen müssen. Aber ich bin mit dem Podestplatz zufrieden. In der Gesamtwertung ist noch alles möglich.“
Mit 275,5 Punkten kam 2,8 Zähler hinter Ammann überraschend Anders Fannemel auf Rang vier. Mit 138,0 und 136,5 Punkten war Fannemel damit auch bester Norweger. 8,5 Punkte dahinter reihte sich Andreas Wellinger als bester Deutscher auf Platz fünf ein, gefolgt von Noriaki Kasai, der sich mit 265,3 Punkten und Rang sechs in der Tageswertung auf den vierten Platz im Tournee-Championat vorschieben konnte. Wellinger freute sich über den guten Start ins Jahr: „Woran es genau liegt, kann ich auch nicht sagen. Ich habe mich heute besser auf die Sprünge konzentrieren können, da geht es eben fünf Meter weiter, das Niveau bei den Sprüngen war höher. Um die Gesamtwertung kämpfen andere. Wir können entspannt nach Innsbruck fahren.“
Der Weltcup-Führende Kamil Stoch zeigte sich mit 264,9 Punkten auf Platz sieben zwar stärker als in Oberstdorf, hat aber bereits knapp 60 Zähler Rückstand in der Tourneewertung. Seine Hoffnungen auf die Titelverteidigung muss wohl auch Gregor Schlierenzauer begraben. 0,1 Punkte hinter Stoch kam er auf Rang 8 und liegt knapp 50 Punkte hinter Landsmann Diethart. „Thomas hat jetzt das nötige Selbstbewusstsein nach den Stockerl-Plätzen. Die Angst vor uns hat er auch abgelegt. Hut ab, tolle Leistung. Es tut gut, in Österreich wieder einen jungen dabei zu haben. Für Innsbruck muss ich mich nicht extra motivieren. Ich habe einige kleine technische Fehler, die ich ausmerzen muss um zu gewinnen. Die Heimspringen jetzt sind für mich auch ein sehr gutes Training. Mit Blick auf die Gesamtwertung war ich nach Oberstdorf angefressen. Aber man muss auch Realist sein. Für den Sieg muss alles perfekt passen. Im Moment hab ich einen kleinen Durchhänger. Ich freue mich auf die Heimspringen und möchte die Tournee für meinen optimalen Weg Richtung Februar nutzen.“
Versöhnlich verlief der Neujahrstag für Richard Freitag. Nach verpasstem Finale in Oberstdorf freute sich der Sachse mit 264,2 Punkten über Platz neun. „Der Knoten ist noch nicht geplatzt. Aber der Sprung kam wieder ins Fliegen, daran können wir weiter arbeiten. Ich war froh, dass ich in der Lucky Loser-Wertung weiter kam. Die Zwischenbilanz in der Tournee ist gemischt. Wir sind mit dem Team nicht ganz da, wo wir sein wollten. Aber wir sind auf einem guten Weg. In Österreich möchte auf dem Level weiter machen und mich weiter stärken.“
0,3 Punkte dahinter kam der Finne Anssi Koivuranta als zehnter zu seinem besten Weltcup-Ergebnis seit knapp zwei Jahren. Auch Jan Matura feierte nach seinem verpatzten Tourneeauftakt mit Platz elf eine Wiedergutmachung, gefolgt von Andreas Kofler, der als 12. das bärenstarke österreichische Ergebnis abrundete. Anders Bardal verspielte dagegen mit Platz 13 und bereits 35 Zählern Rückstand in der Tourneewertung seine gute Ausgangsposition und muss im weiteren Verlauf auf Patzer der Konkurrenz hoffen. „Mit meinen Sprüngen heute bin ich nicht zufrieden. Ich bin nicht weit genug gesprungen. Ich freue mich dennoch auf die nächsten Wettbewerbe. Es liegt in der Natur der Tournee, dass es Überraschungen gibt.“
Tournee-Rekordsieger Janne Ahonen und Andreas Wank komplettierten die Top-15. Ernüchterung herrschte beim slowenischen Team. Nach dem starken dritten Platz in Oberstdorf musste sich Peter Prevc mit Platz 18 begnügen. Robert Kranjec, am Dienstag noch Fünfter der Qualifikation, und Jernej Damjan folgten auf den Rängen 21 und 22. Der Tourneesieger von 2007, Anders Jacobsen, kam auf Platz 26: „Ich bin alles in allem zufrieden, wie es sich entwickelt, ich bin nah dran an richtig guten Sprüngen. Im Moment fehlen mir noch die entscheidenden 5 bis 6 Meter. Aber ich bin entspannt und weiß, dass ich dahin komme. Ich hoffe, dass ich in Innsbruck und Bischofshofen die nächsten Schritte gehen kann.“
Immerhin als einer von vier Deutschen ins Finale flog Martin Schmitt, am Ende auf Platz 27. „Es war wichtig für mich, ins Finale zu kommen. Ich konnte den Sprung genießen und mich auch vom heimischen Publikum verabschieden. Es kommen immer wieder Gedanken, dass es das letzte Mal war, es war bewegend, als ich unten raus gefahren bin. Man muss sehen, wie es weiter geht. Ich weiß nicht genau, wie der Trainer jetzt plant. Es hat ihm Gefallen, dass ich heute noch mal ins Fliegen kam, das gibt uns beiden ein gutes Gefühl. Wenn ich die Chance bekomme, mich mit Blick auf Olympia mit Weltcupstarts zu empfehlen, werde ich das nutzen. Wenn nicht, ist das auch völlig in Ordnung, weil die Jungen mit sehr guter Vorleistung dabei waren. Ich werde jetzt in Ruhe überlegen, ob ich die Ski in die Ecke stelle oder noch ein paar Sprünge machen möchte.“
Das Finale blieb einem enttäuschten Severin Freund auf Rang 32 knapp verwährt. „Wenn man mit so einer Form, in der ich war, in die Tournee geht, hat man natürlich andere Zähler. Es ist sehr schade, dass es heute nicht geklappt hat. Aber ich bin hier schlecht gesprungen, der Abstand nach vorne war sehr groß. Der Wettkampfsprung heute war besser als gestern die Qualifikation aber nicht gut genug.“ Ebenso ins Finale gesprungen, als 31. aber dennoch ohne Weltcuppunkt geblieben, hatte der Pole Krzysztof Biegun das Glück nicht auf seiner Seite. Einen Zähler nahm auf Rang 30 zumindest Stefan Kraft mit: „Die Qualifikation gestern war schon sehr gut, jetzt geht es in die Heimat. Innsbruck liegt mir sehr gut, Bischofshofen ist meine Lieblingsschanze. Ich bin nicht in Topform, aber auch nicht schlecht drauf. Schauen wir mal.“
Zur Halbzeit der 62. Vierschanzentournee lässt sich festhalten, dass die Topfavoriten Kamil Stoch und Gregor Schlierenzauer schon sehr viel Boden verloren haben. Dennoch haben sich gerade die Österreicher rechtzeitig zum ersten Saisonhöhepunkt in bestechende Form gebracht und gehen mit Thomas Diethart und Thomas Morgenstern auf Rang eins und zwei in die beiden „Heimspiele“ in Innsbruck und Bischofshofen. Etwas zurück gefallen aber nach wie vor gut im Rennen liegt Simon Ammann. Bringt der Schweizer vier konstant gute Wettkampfsprünge über den Bakken, könnte er sich seinen Traum vom Tourneesieg durchaus erfüllen.
Spannend, auch aus Sicht der viert- und fünftplatzierten Noriaki Kasai und Anders Bardal, wird wohl vor allem der Wettkampf am Samstag in Innsbruck. Nicht wenige Tourneeleader erlebten in Tirol eine böse Überraschung. Dass Michael Neumayer aktuell bester Deutscher ist, dürfte für den 34-jährigen durchaus angenehm sein. Dass er damit aber nur auf Rang elf liegt, die als zumindest Mitfavoriten gehandelten Andreas Wellinger als 16. und Severin Freund als 23. nichts mit der Entscheidung zu tun haben, enttäuscht. Wenn Thomas Diethart seine überragende Form bis zum nächsten Montag halten kann, steht die Tür für einen Sensationssieger bei der 62. Tournee weit offen. Sowohl Thomas Morgenstern als auch Simon Ammann aber liegen auf der Lauer und werden jeden noch so kleinen Patzer des Hinzenbachers gnadenlos ausnutzen.
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