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Andi Kofler: Es gab Höhen und Tiefen

Erstellt am: 01.12.2012 09:04 / sk

Andreas Kofler ist einer der erfahrensten österreichischen Springer. In seiner Karriere gewann er die Vierschanzentournee, Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften und feierte zehn Weltcupsiege. Für den Sunnyboy lief es aber auch nicht immer so gut. Mit Berkutschi sprach er nun auch über die Höhen und Tiefen seiner Karriere.

Berkutschi: Am 29. November 2002 hast du hier mit einem 16. Platz dein Debut im Weltcup gegeben. Welche Erinnerungen hast du daran?


Andreas Kofler: Ich muss sagen, es war schon sehr schön und sehr aufregend. Das erste mal so weit im Norden und ich kann mich erinnern, es war damals auch so kalt, mindestens -18 oder -19 Grad. Ich bin ein „Rookie” gewesen und gleich nach dem ersten Springen war ich für das zweite Springen fix qualifiziert, das war natürlich schon ein sehr schönes Erlebnis.

 

Berkutschi: Du springst also schon 10 Jahre im Weltcup. Könntest du kurz zusammenfassen was in diesen 10 Jahren für dich wichtig war?


Kofler: Ich hatte schon einige Höhen und Tiefen. Der Tiefpunkt war sicher 2008/09. Diese Saison war sehr, sehr schwierig für mich. Ich habe mich bei der Vierschanzentournee in Bischofshofen nicht qualifiziert und ab diesem Zeitpunkt habe ich dann an meinen Comeback gearbeitet Das Jahr darauf war schon sehr gut mit dem Gesamtsieg bei der Tournee und die letzten 3 Jahre waren sowieso sehr schön. Es ist also einiges passiert. Natürlich auch mit der Olympischen Medaille in Turin - ich war halt sehr jung damals...

 

Berkutschi: Welcher Erfolg war für dich am wichtigsten? Die Silbermedaille in Turin oder der Tourneesieg?


Kofler: Ich würde schon sagen, dass der wichtigste Erfolg der Tourneesieg war. Wobei es waren alles sehr, sehr schöne Momente, in Turin und auch bei der Tournee. Ich würde sagen, sie sind eigentlich fast auf der gleichen Höhe. Es sind immer Erfolge im Einzel gewesen und daher war es schon etwas besonderes, auch in Oslo mit der Silbermedaille auf der Normalschanze. Das sind alles Punkte die auf einem Level sind. Natürlich bin ich auch auf den dritten Platz im Gesamtweltcup sehr stolz.

 

Berkutschi: Du hast gesagt, du hattest auch Tiefs während deiner Karriere. Auf wen konntest du dich immer verlassen, wer war die größte Unterstützung für dich?


Kofler: Die größte Unterstützung habe ich sicher von meiner Familie bekommen. Sie hat nie an mir gezweifelt. Es war gut zu wissen, dass sie mir zuhören und schauen wie es mir geht, unabhängig von meiner Leistung im Skispringen. Das war schon sehr schön. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Punkt den jeder im Leben haben sollte. Dass man Menschen hat, die einem nahe stehen, diese Beziehungen auch pflegt und mit ihnen gut auskommt.

 

Berkutschi: Unter Journalisten wurde im Scherz schon mal gesagt, dass es leichter ist, unter den Top 10 zu sein, als einen Platz im österreichischen Team zu bekommen. Du bist jetzt schon fast 10 Jahre im A-Kader. Welchen Rat gibst du jungen Athleten, die jetzt erst ihre Karriere beginnen?


Kofler: Wirklich? (lacht). Das ist sehr schwierig. Ich kann einfach nur sagen, dass wenn der Spaß und der Wille immer da sind, dann kann man alles schaffen. Und man muss auch dafür leben, das ist klar. Man kann nicht alles haben, auf irgendwas muss man verzichten. Es ist schwierig, aber jeder muss seinen eigenen Weg finden. Wenn man von ganzem Herzen sagen kann, dass ist das was ich machen will, dann ist es das Richtige. Und dann steht man auch voll hinter diesem Projekt.

 

Berkutschi: Du sprichst von Unterstützung deiner Familie, aber ohne Sponsoren und finanzielle Unterstützung geht es auch nicht. Von wem bist du in deiner Karriere unterstütz worden?


Kofler: Ich habe in meiner Anfangszeit das Skigymnasium in Stams besucht und dort eine sehr gute Ausbildung bekommen. Als ich zum ersten Mal in den Weltcup gekommen bin, wurde ich von der Sporthilfe finanziell unterstützt. Für junge Athleten ist das sehr wichtig, weil man mit dem Geld auch neue Schuhe oder einen neuen Anzug kaufen kann. Man kann sich weiterentwickeln wenn man es für das Skispringen verwendet und nicht für andere Sachen. Es funktioniert schon sehr gut. Das ist sehr wichtig für junge Sportler. Ich versuche auch Material, dass sich nicht benötigen, an junge Athleten weiterzugeben wenn es besser ist als das, was sie momentan haben. So versuche ich sie etwas zu unterstützen, weil ich dieses Hilfe von älteren Mannschaftskollegen auch bekommen habe. Das ist schon sehr wichtig und positiv.

 

Berkutschi: Du hast die größte Erfahrung in deiner Mannschaft mit den neuen Anzügen. Wie ist deine Meinung dazu?


Kofler: Es ist sehr schwierig. Man bewegt sich natürlich am Limit, versucht alles auszureizen und es war jetzt in Lillehammer leider der Fall, dass mein Anzug an bestimmten Stellen zu weit war. Das kann passieren, aber es sollte nicht passieren. Ich bin alt genug, dass ich darauf achten kann und die Verantwortung übernehmen muss. Es ist ein trauriger Abschnitt (lacht).

 

Berkutschi: Es ist dir auch in Hinzenbach passiert...


Kofler: Ja, aber in Hinzenbach hatte es andere Gründe. In Lillehammer war der Anzug am Knie, am Oberschenkel und am Bauch zu groß und deshalb wurde ich disqualifiziert. In Hinzenbach war er an der Schulter zu weit. Es sind zwei verschiedene Ursachen warum ich disqualifiziert wurde. Aber im Prinzip habe ich nachjustiert und wieder geschaut dass jetzt alles passt. Das letzte mal war er zufrieden.

 

Berkutschi: Die nächste Veränderung ist die Möglichkeit der Veränderung des Anlaufs durch die Trainer,. Hältst du das für eine gute Idee? Gregor Schlierenzauer hat gemeint es wäre nicht fair.


Kofler: Ich denke es ist sehr schwierig ganz genau das richtige Rezept zu finden. Ich finde, der Weg ist eingentlich ganz gut. Das Verkürzen des Anlaufs funktioniert auch gut, ich habe es in Lillehammer ausprobiert und bin eigentlich schon zufrieden. Man kann nach unten gehen, und das ist gut für die Sicherheit der Springer. Andererseits ist die ganze Windproblematik immer noch nicht behoben. Es sollte noch nachjustiert werden. Unter anderem ist der Korridor einfach sehr wichtig, für die Sicherheit der Springer. Deswegen bin ich eher schon der Meinung dass er auf alle Fälle bleiben muss, und eventuell noch verschärft werden sollte.

 

Berkutschi: In dieser Saison finden Weltmeisterschaften statt. Du bist schon ein erfahrener WM-Teilnehmer. Welche Erinnerungen hast du an vorherige WM´s?


Kofler: Predazzo war meine erste Weltmeisterschaft, es war auch meine erste Saison. Ich habe einige gute Erinnerungen an Predazzo. Damals ist Adam Malysz zweimal Weltmeister geworden, auf der Normal- und auf der Großschanze. Vielleicht gelingt es mir irgendwann in seine Fußstapfen zu treten, zumindest für eine Weltmeisterschaft. Das wäre schön.

 

Berkutschi: Magst du die Schanze in Predazzo?


Kofler: Ja, es ist eine sehr harmonische Schanze, kurzer Tisch, und meistens ein bißchen Rückenwind. Von dem her liegt sie mir eigentlich schon.

 

Berkutschi: Im Sommer hast du den Motorsport ausprobiert. Brauchst du das Adrenalin auch im Sommer?


Kofler: Ich habe eine Einladung bekommen mit Thomas Morgenstern zusammen beim Scirocco Cup anzutreten. Für mich war es das erste mal und es war eine tolle Erfahrung. Ich bin noch nie in einem Rennauto gesessen, daher war es schon sehr aufregend, und ich konnte auch was für das normale Autofahren lernen. Ich bin jetzt etwas sicherer unterwegs, aber nicht zu schnell als Polizist (lacht). Es war ein sehr schönes Erlebnis und vielleicht kann ich es nächstes Jahr auch wieder machen. Es würde mich freuen.

 

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