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Interview mit Wolfgang Loitzl

Erstellt am: 26.12.2008 19:41 / sk

Wolfgang Loitzl ist die eigentliche Überraschung des Winters.

 

Mit Platz drei im Gesamtweltcup ist es am ehesten der Mann aus Bad Mitterndorf zuzutrauen, dass er Simon Ammann und Gregor Schlierenzauer den Gesamtsieg bei der Tournee streitig machen kann.

 

Loitzl springt so gut und konstant wie nie zuvor in seiner Karriere und hat für die kommende Vierschanzentournee ein klares Ziel. Wir haben Loitzl beim Heimattraining in Bad Mitterndorf besucht:

 

Berkutschi: Die Saison hat sehr gut für Dich begonnen. Hast Du selber mit so einem guten Start gerechnet?

 

Ich habe es natürlich gehofft. Erwartet aber nicht unbedingt weil ich, unter anderem, mit der Umstellung auf die neue Skimarke Schwierigkeiten gehabt habe. Es gab aber auch schon immer wieder Phasen wo ich gesehen habe, dass es sehr gut funktionieren kann. Zum Ende vom Sommer war ich dann in der Situation, dass ich mir gedacht habe ich habe im Training etwas verabsäumt. Gott sei Dank bin ich dann beim ersten Training auf Schnee gleich gut gesprungen und dadurch hatte ich dann das Gefühl dass es wirklich gut passt.

 

Berkutschi: Viele sprechen in dieser Saison von einem „neuen Loitzl“. Siehst Du das auch so und wenn ja, was macht den „neuen Loitzl“ aus?

 

Ich würde nicht sagen dass ich ein neuer Mensch bin. Ich habe über die letzten zwei, drei Jahre versucht speziell immer Sommer etwas anders zu machen und habe mich auch mit einer anderen Trainingsgruppe vorbereitet. Diesen Sommer war es dann der Wechsel von Fischer zu Atomic der mich sehr gefordert hat, weil das Springen nicht so funktioniert hat wie in den letzten Jahren. Damit das besser wird, war ich gezwungen was zu machen. Vielleicht ist das jetzt der Faktor, der mir zu Gute kommt. Ich hatte einen harten, arbeitsreichen Sommer und jetzt profitiere ich vielleicht davon.

 

Berkutschi: Was hast Du jetzt, nach den guten Ergebnissen, für Ziele für die Tournee? Hast Du Dir eine spezielle Platzierung zum Ziel gesetzt?

 

Ja, irgendwie schon. Natürlich ist es in erster Linie wichtig jedes Springen so gut wie möglich zu absolvieren, das heißt jeden Sprung und jeden Wettkampf als Einzelnes zu sehen. Am Ende wird dann zusammengezählt und man sieht was dabei herausgekommen ist. Aber ich habe mir, speziell nach Engelberg, schon selber ein Ziel gesetzt und das lautet in der Gesamtwertung unter den ersten Drei zu sein. Dazu gehört dann sowieso, dass Du bei jedem Springen eine gute Leistung bringst weil man es sich nicht erlauben kann Schwächen zu zeigen. Das ist ein hohes Ziel, aber nach dem Wochenende in Engelberg habe ich meine Erwartungshaltung ein wenig nachjustiert. Darum sind die Top 3 jetzt die Zielsetzung.

 

Berkutschi: Wer sind für Dich, neben Ammann und Schlierenzauer, die Favoriten auf den Gesamtsieg?

 

Ich glaube, dass die Beiden sicherlich die Topfavoriten sind und dann gibt es, wie jedes Jahr, einen erweiterten Favoritenkreis mit den üblichen Verdächtigen. Zu denen gehören Thomas Morgenstern, jetzt wieder Martin Schmitt, der eine oder andere Norweger und Finne. Von unserer Mannschaft vielleicht auch noch Martin Koch. Ich denke es werden 5 bis 10 Springer sein die mit Chancen in die Tournee gehen.

 

Berkutschi: Hast Du vielleicht auch noch jemanden auf der Rechnung von dem jetzt noch gar nicht gesprochen wird?

 

Mir würde, ehrlich gesagt, jetzt keiner einfallen. Ich sehe keinen Springer der heuer noch überhaupt nicht gut war und dann zur Tournee kommen könnte und alle überrascht. Die, die im letzten Winter gut waren, waren das auch schon in diesem Winter das ein oder andere Mal. Es wäre also keine Überraschung. Für mich wäre es eine Überraschung wenn z.B. Markus Eggenhofer eine super Tournee springt und Platzierungen wie seinen achten Platz in Engelberg erreichen könnte. Wenn es ihm gelingt bei den vier Wettkämpfen auf so einem Niveau zu springen wäre das fast eine Sensation. Denn wenn Du viermal unter die ersten Acht kommst, bist Du in der Gesamtwertung unter den besten 5 oder 6. Sonst sehe ich keinen der als mehr oder weniger Unbekannter vorne hinein springen kann.

 

Berkutschi: Gleich nach der Tournee steht das Skifliegen auf Deiner Heimschanze in Bad Mitterndorf auf dem Programm. Ist das was besonderes für Dich und was hast Du Dir dafür vorgenommen?

 

Skifliegen ist immer wieder was Besonderes weil man es nur sehr selten machen kann und weil es auch die Königsklasse ist. Für mich, als jemanden der in den letzten Jahren nicht unbedingt ein Flieger war, ist es die Herausforderung mit der Form die ich jetzt habe, und hoffentlich dann noch haben werde, mir selber, den Trainern, den Experten und Skisprunginteressierten zu zeigen dass ich auch gut Skifliegen kann. Und so wie die Form zurzeit ist, traue ich mir das auf jeden Fall zu.

 

Berkutschi: In Österreich fokussiert sich die Aufmerksamkeit zum grossen Teil auf Morgenstern und Schlierenzauer. Ist das ein Problem für Dich, oder kann es vielleicht auch ein Vorteil sein?

 

Es ist beides. Wenn du immer im Hintergrund bist, ist es ein Vorteil weil Du eigentlich alle Freiheiten hast und machen kannst was du willst weil es sowieso jedem egal ist. Auf der anderen Seite wäre wahrscheinlich jeder gern etwas mehr im Rampenlicht. Es ist kein Nachteil, ich habe jetzt, speziell was die Tournee betrifft nichts zu verteidigen. Der eine oder andere erwartet jetzt vielleicht schon dass ich gut springe aber es erwartet niemand von mir den Sieg wie von Schlierenzauer oder Ammann. Das kann vielleicht ein grosser Vorteil sein.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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