Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Nutzererlebnis zu bieten und Social Media einzubinden. Privacy Policy

Berkutschi Premium Partners

N. Fairall: "Ich werde weitermachen und mein Leben genießen"

Erstellt am: 06.01.2016 10:34 / sk

Vor einem Jahr hat sich Nick Fairall bei seinem Sturz in der Qualifikation in Bischofshofen eine schwere Rückenverletzung zugezogen. Nun ist er zum ersten Mal wieder beim Skispringen dabei. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag Abend sprach er über den Sturz, die letzten Monate und seine Pläne und Ziele für die Zukunft.

An den Sturz selbst kann sich der 26-jährige Amerikaner ganz genau erinnern. "Im Training hatte ich genau den gleichen Sturz wie in meinem Quali-Sprung. Ich hatte bei der Landung den Schwerpunkt etwas zu weit vorne. Meine Ski waren beschädigt und wir haben uns beeilt alles für die Qualifikation wieder bereit zu haben. Ich bin nach oben gegangen, wusste was ich zu tun habe und worauf ich mich konzentrieren muss. Ich hatte dann einen tollen Sprung. Auf der letzten Schanze habe ich endlich das gemacht, woran wir während der gesamten Tournee gearbeitet haben. Ich bin über die grüne Linie gesprungen, wollte einen Telemark setzen und in dem Moment als ich den Boden berührte hat es gestoppt. Mein Körperschwerpunkt war etwas zu weit vorne. Ich habe gewusst, dass ich stürzen werde, aber ich habe versucht es zu verhindern weil ich wollte dass der Sprung zählt und ich einen guten Abschluss für die Tournee wollte. Leider kam der Radius und ich bin ziemlich hart aufgeschlagen.

In dem Moment wusste ich, dass ich mich verletzt hatte, ich wusste nur nicht was es war. Ich hatte starke Schmerzen im unteren Rücken aber ich war nie bewusstlos. Skisprungschuhe werden unbequem wenn man sie länger trägt und die Füsse beginnen etwas zu schmerzen. Deshalb habe ich die Sanitäter gebeten mir die Schuhe auszuziehen. Sie haben dann gesagt, dass ich sie schon nicht mehr trage. Da wusste ich, dass es eine sehr schwere Verletzung war."

Nick Fairall, Bine Norcic

 

Danach ging alles sehr schnell wenige Stunden später wurde er bereits operiert. "Ich wurde sofort ins Krankenhaus gebracht wo gleich Röntgen- und MR-Untersuchungen durchgeführt wurden. Danach wurde ich notoperiert um den Bruch meines Wirbels zu fixieren. Nach der Operation erinnere ich mich daran wie der Arzt gekommen ist um mir zu erklären was genau gemacht wurde. Die Verletzungen die ich erlitten habe waren ein Bruch des L1 Wirbels woraus eine Verletzung des Rückenmarks resultierte. Zusätzlich hatte ich mir zwei Rippen gebrochen, eine Lunge punktiert, eine Niere geprellt und ich hatte auch innere Blutungen. Von da an wusste ich, dass es länger dauern würde."

 

Ein Jahr mit Reha und Sport

In diesem Jahr seit der Verletzung ging es für Nick Fairall hauptsächlich um die Reha, aber auch andere Aktivitäten kamen nicht zu kurz. "Das Krankenhaus in Schwarzach habe ich Ende Januar verlassen, danach war ich im Kessler Institute of Rehabilitation in der Nähe von New York City. Dort hatte ich zwei Mal am Tag für über vier Monate eine sehr, sehr intensive Physiotherapie. Danach habe ich Zeit damit verbracht Freunde und Familie zu besuchen. Ende Juli war ich bei den amerikanischen Meisterschaften in Park City. Es war toll wieder zurück beim Team und zurück beim Skispringen zu sein. Im September habe ich meine Reha in Lake Tahoe mit "Neuro-Kinetic Pilates" fortgesetzt und eine tolle Verbesserung bemerkt. Ich war Wasserski laufen, bin Monoski gefahren, war golfen und Fallschirmspringen und ich habe auch Rollstuhl-Rugby gespielt."

 

Mit Hilfe der intensiven Therapie im letzten Jahr sind auch Fortschritte festzustellen. "Ich habe etwas Gefühl und Bewegungsfähigkeit in den Beinen, das ist ein tolles Zeichen. Es verbessert sich langsam und in kleinen Schritten. Manchmal ist das schwer festzustellen, aber es geht etwas voran. Ich verwende gerne das Bild eines leeren Blatt Papiers. Es liegt an mir das Blatt zu füllen und zu entscheiden wohin und wie es jetzt weitergeht. Bis jetzt sieht es so aus, als würde es besser werden und ich werde weiter hart arbeiten um in diese Richtung weiterzukommen."

Nick Fairall

 

An Plänen für die Zukunft mangelt es dem ehemaligen amerikanischen Meister auf jeden Fall nicht. "Wahrscheinlich werde ich zu studieren beginnen und ich will auch meine Pilotenlizenz machen. Und es gibt auch noch ein weiteres Projekt an dem ich arbeite. In meiner Zeit als Sportler habe ich mir verschiedene Fähigkeiten angeeignet. Ich erinnere mich an die mentalen Fähigkeiten die in meiner Vorbereitung auf die Olympia-Ausscheidung vor ein paar Jahren eine Rolle gespielt haben und die mir jetzt auch durch diese schwierige Zeit in meinem Leben geholfen haben. Ich habe damit begonnen mir Notizen zu machen und hoffentlich kann ich einmal ein Buch schreiben, das dann anderen Menschen in schwierigen Situation helfen kann."

 

"Ich will zum Skispringen zurückkehren"

Ein großes Ziel bleibt es für ihn aber auch wieder ski zu springen. "Skispringen ist ein toller Sport und es ist der Sport, zu dem ich zurückkehren will. Jetzt wo ich heute hier bin, würde ich so wahnsinning gerne springen. Es wird immer mein Ziel bleiben wieder springen zu können. Ich werde weiter hart daran arbeiten um diesem Ziel näher zu kommen. Skispringen ist ein Risiko-Sport. Als Athlet weiß man, dass das Risiko dazu gehört. Der Sport ist unglaublich sicher. Der Sturz war mein Fehler. Ich habe gewusst, dass etwas passieren kann und ich würde nichts anders machen."

 

"Es fällt mir schwer Worte zu finden" 

Ein sichtlich gerührter Nick Fairall nutzte auch die Chance sich für die große Unterstützung aus aller Welt zu bedanken. "Ich weiß diese Unterstützung wirklich zu schätzen. Gleich nach dem Sturz gab es so viele Spenden um die Rechnungen für die Behandlung zu bezahlen. Ich bin so dankbar für das, was alle für mich getan haben. Leute die ich nicht einmal kenne, andere Springer, Fans des Sports. Ich bin so dankbar und es fällt mir schwer Worte dafür zu finden. Das sagt viel über die Skisprung-Gemeinschaft aus, sie ist absolut herausragend. Die gesamten finanziellen Mittel wurden für die Kosten der Reha verwendet. Es war eine große Hilfe auf meinem Weg der Besserung. Ich werde das Geld nie zurückzahlen können, alles was ich tun kann ist etwas zurückzugeben in dem ich weiter mache und weiter in der Reha hart arbeite. Ich bin wahnsinning dankbar, dass Menschen in mich investiert haben und an mich geglaubt haben. Ich habe das nie als Geschenk gesehen, es ist eine Investition in mich und in meine Genesung. Das nehme ich sehr ernst. Ich möchte mich bedanken, es war großartig."

 

Am Ende dieser Pressekonferenz fand er noch einmal bewegende Worte. "Nach dieser Verletzung hatte ich die Wahl. Ich konnte mich entscheiden mir selbst leid zu tun, traurig zu sein, zu Hause zu bleiben und nichts zu machen. Oder ich konnte rausgehen und die Dinge tun, die ich gerne tue. Und das ist eine der wichtigsten Entscheidungen, die ich getroffen habe. Egal wo ich jetzt stehe, ich werde weitermachen und mein Leben genießen. Ich ermutige jeden, das selbe zu tun."

 

Neueste Nachrichten