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Iraschko-Stolz: „Hätte jedem meine Ski geliehen“

Erstellt am: 21.10.2015 00:07 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Daniela Iraschko-Stolz (31).

Die österreichische Gesamtweltcupsiegerin Daniela Iraschko-Stolz wurde vergangene Woche in Baku mit dem Fair Play Award des „European Fair Play Movement“ ausgezeichnet. Anlass dafür war, dass Iraschko-Stolz beim Weltcup in Sapporo im Januar ihrer slowenischen Kollegin Spela Rogelj Sprungski geliehen hatte (Berkutschi berichtete). Im Interview erzählt sie, wie es dazu kam.


Berkutschi: Daniela, herzlichen Glückwunsch zu deiner Auszeichnung. Wie kam es denn dazu?
Daniela Iraschko-Stolz: Das Problem war, dass die Ski von Spela nicht rechtzeitig in Japan ankamen. Ich hatte mehrere Paar Ski dabei, wir beide haben außerdem die gleiche Größe. Also habe ich gesagt, sie kann meine haben. Allerdings hat ihre Bindung nicht gepasst. Da mussten noch ein paar zusätzliche Löcher in die Ski gebohrt werden, die wir anschließend wieder zugestopft haben (lacht).

Daniela Iraschko-Stolz bei der Verleihung des Awards...

 


Berkutschi: Die Ski sind jetzt also wieder bei dir und du springst auch noch damit?
Iraschko-Stolz: Ja, ich wechsele hin und wieder.

...und mit Vertretern des European Fair Play Movement.

 


Berkutschi: Sind Spelas Ski dann irgendwann doch noch in Japan angekommen?
Iraschko-Stolz: Ja, noch am Wettkampftag. Ab dem zweiten Wettbewerb in Sapporo konnte sie dann wieder mit ihren eigenen springen.

 


Berkutschi: Hattest du vorher schon vom „European Fair Play Movement“ gehört?
Iraschko-Stolz: Nein, leider nicht. Das ist eigentlich sehr schade. In Baku hat eine Art Jahrestagung der Organisation stattgefunden. Es gehören sehr viele Organisationen dazu. Das ganze steht unter Schirmherrschaft des Europäischen Olympischen Komitees, hat allerdings keine weitreichenden Befugnisse. Ich finde, dass gerade heutzutage eine solche Bewegung auch motivieren kann. Aber dafür muss es bekannter werden.

 


Berkutschi: Kannst du dir überhaupt vorstellen, dass es Kolleginnen hätte geben können, die Spela nicht geholfen hätten?
Iraschko-Stolz: Das ist schwer zu sagen. Gerade im Damen-Skispringen haben wir alle ein gemeinsames Ziel. Nämlich unseren Sport populärer zu machen. Da muss man ein bisschen zusammen halten. Es geht auch nicht um ganz so viel Geld wie bei den Herren. Ein Problem war, dass wir unterschiedliche Skihersteller haben. Diese Firmen wollen natürlich ihren Athleten auf dem richtigen Ski sehen. Deshalb haben wir das zunächst auch nicht so sehr nach außen getragen. Was das Material betrifft, sind die Ski allerdings auch nicht so dramatisch. Bei Schuhen oder Bindungen gibt es eigene Konstruktionen. Entscheidend war auch, dass Spela zu dem Zeitpunkt Weltcupführende war. Und die sollte dann auch mitspringen. Sonst hat der Wettbewerb nicht die gleiche Wertigkeit. In diesem Fall konnte sie auch selbst überhaupt nichts dafür.



Berkutschi: Spela ist in dem Wettkampf sogar aufs Podest gesprungen.
Iraschko-Stolz: Ja, sie war Dritte und ich Zweite. Danach waren wir dann gemeinsam mit Sara Takanashi punktgleich führend im Gesamtweltcup. Das war ganz witzig.

 


Berkutschi: Gab es auch von ihrer Seite noch ein Dankeschön?
Iraschko-Stolz: Natürlich, absolut. Bei ihrem Heimweltcup in Ljubno bin ich zum Ehrenmitglied in ihrem Fanclub ernannt worden. Das hat mich total überrascht. Auch vom slowenischen Skiverband gab es ein kleines Geschenk. Das fand ich sehr schön, gerade weil es für mich selbstverständlich war. Ich hätte jedem meine Ski geliehen. Ich kann ja sowieso nicht mit vier Paar gleichzeitig springen (lacht).

 


Berkutschi: Wie ist die Auszeichnung in Baku dann abgelaufen?
Iraschko-Stolz: Es war eine große Tagung, bei der es um viele Themen ging, die mit Fair Play im Sport zu tun haben. Auch Doping zum Beispiel. Skispringen ist zum Glück ein Sport, in dem es größtenteils sehr fair abläuft. Gerade das neue Reglement, mit der Materialkontrolle vor dem Sprung. Es geht wirklich darum, wer der Beste ist. Es ist klar, dass man immer versucht, neues zu probieren. Am Ende sind aber die Besten vorn. Das ist das, was auch Spaß macht.

 


Berkutschi: Baku ist nicht gleich um die Ecke. Konntest du das zumindest noch mit einem Kurzurlaub verbinden?
Iraschko-Stolz: Ja. Meine Lebensgefährtin konnte Urlaub nehmen und mich begleiten. Wir waren sehr positiv überrascht, es ist eine großartige Stadt. Zumindest das, was wir gesehen haben (lacht). Es ist wahnsinnig viel in sehr kurzer Zeit gebaut worden, alles glänzt. In den Hinterhöfen ist das Bild etwas anders. Die Menschen waren sehr freundlich und fortschrittlich.

 


Berkutschi: Spielt Skispringen in Aserbaidschan eine Rolle?
Iraschko-Stolz: Nein, das haben die wenigsten gekannt. Es wurde viel gefragt und ich konnte vielen Leuten den Sport erklären. Ich war quasi Botschafterin für Fair Play und Skispringen (lacht).

 


Berkutschi: Dann ganz kurz noch: Wie läuft deine Saisonvorbereitung?
Iraschko-Stolz: Ich bin zufrieden. Ich habe erst recht spät, in Courchevel, mit springen angefangen. Seitdem arbeite ich sehr konzentriert. Es geht auch darum, dass das Knie nicht zu stark belastet wird. Es gibt aber nur wenige Pausen. Im Team sind wir recht stark. Das große Ziel ist es, den Nationencup zu verteidigen. Ich denke, da sind wir auf einem guten Weg.

 


Berkutschi: Wie groß ist dein Ehrgeiz, auch den Gesamtweltcup zu verteidigen?
Iraschko-Stolz: Das ist natürlich ein großes Ziel, aber das haben viele. Das lässt sich nicht planen. Gerade auch weil es recht wenige Wettkämpfe sind. Wenn auch schon wieder etwas mehr als in der Vergangenheit. Die Saisonplanung geht in die richtige Richtung, das ist gut überlegt und stabil.
Wenn man mal krank wird oder die Form verliert, wird es ganz schwer um den Titel zu kämpfen. Mein Hauptziel ist es, konstanter zu werden. Das war immer meine Schwäche. Entweder bin ich ganz vorn oder es geht relativ weit zurück.

 


Berkutschi: Dafür drücken wir dir die Daumen und gratulieren nochmals ganz herzlich zum Fair Play Award!

 

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