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Kojonkoski: "Sehr stolz auf mein Team"

Erstellt am: 01.12.2009 17:23 / os

Mika Kojonkoski gilt als einer der besten Trainer der Welt. Er trainierte schon die Österreicher, die Finnen und ist bereits seit 2002 Trainer der Norweger, die er nach Olympia in Salt Lake City am Boden liegend übernahm und zu Triumphen ohne Ende führte. Mit Berkutschi.com sprach er über den Sieg seines Schützlings Bjoern-Einar Romoeren, der in Kuusamo überraschend gewann. Außerdem zeigte sich der Finne in norwegischen Diensten erfreut über die Leistung von Pascal Bodmer.

Berkutschi.com: Mika Kojonkoski, war der Sieg von Bjoern-Einar Romoeren in Kuusamo für Sie eine große Überraschung?

Mika Kojonkoski: Ja, ich war überrascht. Vor allem nach dem Freitag, wo wir als Team überhaupt nicht gut agiert haben. Wir wurden nur Siebte, das war am Rande einer Katastrophe. Insofern kam der Sieg überraschend. Er war ein Zeichen des Teamgeistes und der mentalen Stärke, die wir haben. So zurückzuschlagen war nicht selbstverständlich. Als ganzes Team haben wir uns zurückgemeldet, allen voran natürlich Romoeren.

 

Berkutschi.com: Wie können Sie diese Leistungsschwankungen erklären? Am Freitag noch Siebter mit der Mannschaft, am Samstag drei Springer unter den Top Ten.

Kojonkoski: Ich weiß nicht. Ich denke, ich kann es nicht erklären, will es aber versuchen. Fangen wir im Sommer an. Wir hatten eine exzellente Vorbereitung, der Sommer war richtig gut. Wir haben uns sehr auf den Auftakt gefreut, wir glaubten, wir sind sehr stark. Dann kam der Teamwettkampf und wir sind über das Ziel hinausgeschossen. Wir versuchten zu viel, wollten unbedingt das Top-Resultat erzielen. Wir haben überpaced. Wir wollten allen zeigen, hey, seht her, wir sind eine starke Mannschaft. Da war das Normale nicht mehr gut genug. Das mussten wir lernen, das war uns eine Lehre. Das Problem war, das Selbstvertrauen nicht zu verlieren. Wir entschieden uns, den nächsten Tag nicht mehr zu machen als wir können. Das war die Devise. Ich bin sehr stolz, dass wir das geschafft haben. Dass wir das Selbstvertrauen nicht verloren haben. Das war die Unterrichtsstunde, die wir absolviert haben. Und das Ergebnis vom Samstag macht mich sehr stolz.

Mika Kojonkoski

 

Berkutschi.com: Vor dieser Saison haben Sie Ihre Vorbereitung umgestellt. Sie setzten den Fokus mehr auf den Sommer. Welchen Hintergrund hatte diese Maßnahme?

 

Kojonkoski: In Norwegen läuft die Vorbereitung normalerweise etwas differenzierter, die Springer haben da einen etwas anderen Hintergrund. Im Sommer wurden immer die Grundlagen für die Kraft gelegt. Wir waren voll auf Krafttraining ausgerichtet, weniger auf die FIS-GP-Wettkämpfe. Wenn man aber mitten im Krafttraining steht, kann man bei den Sommer-Wettkämpfen keine guten Resultate erzielen. Beides geht nicht. In den vergangenen Sommern war keiner von uns erfolgreich. Das ist nicht sehr zufriedenstellend und auch nicht gut für das Selbstbewusstsein. Also sagten wir, ok, wir machen das jetzt ein bisschen anders. Wir starteten früher mit dem Springen, machten im Sommer weniger Kraft, dafür mehr technische Einheiten. Der Fokus lag auf guten Ergebnissen im Sommer. Mit diesem guten Gefühl sollten die Springer in den Winter gehen. Und es war der beste Sommer für uns überhaupt.

 

Berkutschi.com: Im ersten Wettkampf siegte keiner der Top-Favoriten. Weder Gregor Schlierenzauer noch Simon Ammann war auf dem Podest. Glauben Sie, dass es in diesem Jahr mehr Siegspringer geben wird? Sind die Top-Athleten näher zusammengerückt?

Kojonkoski: Ich hoffe das. Insgesamt muss man sagen, dass in den letzten zehn Jahren die Wettkämpfe immer enger wurden. Das ist eine Gesamtentwicklung, die es zu beobachten gibt. Das macht die Angelegenheit natürlich umso sensibler für den Wind. Mit etwas Pech kann man viele Plätze zurückfallen. Schlierenzauer mit seinem sehr sehr besonderen Talent hat aber immer noch die besten Karten. Nichtsdestotrotz bin ich ziemlich sicher, dass wir mehr Sieger sehen werden als in der vergangenen Saison, wo Ammann und Schlierenzauer abgeräumt haben. Da sind einige im Blickfeld, die sehr erfolgreich sein wollen. Ich habe da auch die Japaner im Auge.

 

Berkutschi.com: Was denken Sie über Akseli Kokkonen? Im Sommer zeigte er schon mehrfach auf. Wird er sein Können auch im Olympiawinter zeigen, vielleicht schon in Lillehammer?

Kojonkoski: Ja, er wird in Lillehammer starten. Der ursprüngliche Plan war, ihn mit nach Kuusamo zu nehmen. Er entschied sich aber schließlich, noch eine Woche zu trainieren. Man muss sehr behutsam bei ihm sein, wir wollen Schritt für Schritt gehen. Es ist für ihn eine ganz schwierige Sache, es nach vier Jahren wieder zurück in die Weltspitze zu schaffen. Generell sind wir sehr zufrieden mit ihm, er bringt ein bisschen finnische Skisprungkultur nach Norwegen, das ist sehr gut und natürlich auch hilfreich für mich.

 

Berkutschi.com: Mit Jacobsen, Romoeren, Gangnes, Hilde und Remen Evensen haben sie eine sehr starke Mannschaft. Ist es für Sie ein Ziel, den Österreichern die Stirn zu bieten und vielleicht die Nationenwertung zu gewinnen?

Kojonkoski: Das ist für uns ein Ziel. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir immer stärker werden. Natürlich wollen wir die Österreicher schlagen, aber das hängt von vielen Faktoren ab. Wir müssen auf uns schauen. Unser Ziel ist, besser zu werden. Wann wir die Österreicher einholen können, wird man sehen.

 

Berkutschi.com: Im ersten Weltcup haben wir mit Shohei Tochimoto, Johan Remen Evensen und Pascal Bodmer drei junge Springer in den Top Ten gesehen, die in ihrer ersten oder zweiten Saison sind. Glauben Sie, wir werden noch mehr Newcomer sehen oder werden sich erneut die Arrivierten durchsetzen?

Kojonkoski: Es war sehr erfrischend zu sehen, was Bodmer da gemacht hat. Aber generell ist es sehr schwer, Athleten dauerhaft an der Spitze zu etablieren. Man darf nicht vergessen: Der Sprung in die Spitze ist nicht so schwer, wie sich dann dort zu halten. Dennoch muss man besonders vor Bodmer den Hut ziehen, das war klasse. Aber auch Tochimoto und Evensen sind gut gesprungen. Ich präferiere allerdings das schrittweise nach oben klettern.

 

Berkutschi.com: Der Winter ist voll mit Höhepunkten. Was ist Ihr Highlight? Die Olympischen Spiele?

Kojonkoski: Natürlich, die Olympischen Spiele finden nur alle vier Jahre statt. Das ist dann etwas ganz Besonderes. Man muss aber sagen, dass dieser Winter vielleicht der mit den meisten Highlights in der Geschichte des Skispringens ist. Wir haben die Skiflug-WM, wir haben Olympia, wir haben die Tournee, wir haben die Eröffnung der neuen Schanze in Oslo mit der Vor-WM und die FIS Team Tour. Da ist eigentlich die gesamte Saison ein Highlight. Im Skispringen muss man einfach die Fähigkeit haben, die ganze Saison stark zu sein. Da ist sehr viel mentale Stärke gefragt. Im Skispringen geht sehr viel über das Mentale.

 

Berkutschi.com: Angenommen, sie hätten einen Wunsch frei. Was würden Sie sich für den Winter wünschen?

Kojonkoski: Ich wünsche mir faire Skisprung-Wettkämpfe, die bei guten Wetterbedingungen über die Bühne gehen.

 

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