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Tournee-Vorschau: Wer bekommt 5 Sterne?

Erstellt am: 22.12.2010 20:35 / os

Es sind nur noch ein paar Tage bis zur 59. Vierschanzentournee. Berkutschi.com stellt die Favoriten einmal ausführlich vor.

Adam Malysz

 

Thomas Morgenstern: Er ist der Top-Favorit, das ist klar. Der Österreicher hat mehr als die Hälfte aller Springen in dieser Saison für sich entschieden, er strotzt vor Selbstbewusstsein und er ist in seiner Persönlichkeit gereift. Morgenstern kann auch mit dem Druck umgehen, das hat er schon oft gezeigt. Die Art und Weise, wie Morgenstern dieser Saison seinen Stempel aufdrückt, ist beeindruckend. Er ist locker, er ist souverän, er ist stark. Wer also auf den Kärntner als Tournessieger setzt, der geht ein geringes Risiko, er wird aber auch kein großes Geld verdienen können. ABER: die Tournee hat ihre eigenen Gesetze und es wäre nicht verwunderlich, wenn auch dieses Mal die Favoriten strauchelten.

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Morgenstern: 5

Janne Ahonen

 

Andreas Kofler: Der Titelverteidiger ist der zweite große Favorit. Auch im vergangenen Jahr sprang er in Engelberg in den Kreis der Favoriten, dann gewann der Tiroler in Oberstdorf das erste Tourneespringen und verteidigte den Vorsprung eiskalt bis ins Ziel in Bischofshofen. Auch ihm "taugt es, Favorit zu sein". Er weiß, dass er in Form ist und er kann mit der Situation umgehen. ABER: Eine astreine Titelverteidigung ist schon lange niemandem mehr gelungen. Zwar wiederholte Tournee-Legende Janne Ahonen 2006 seinen Sieg aus dem Vorjahr, doch triumphierte er gemeinsam mit Jakub Janda. Die letzte lupenreine Titelverteidigung gelang Ernst Vettori im Jahr 1987. Da war Kofler zwei Jahre alt und konnte das Wort 'Vierschanzentournee' wahrscheinlich noch nicht mal aussprechen.

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Kofler: 4

Thomas Morgenster

 

Matti Hautamaeki: Er ist schon ein Urgestein des Skispringens und auf seine alten Tage kommt er noch einmal richtig gut in Schuss. Der 29-Jährige hatte schon über sein Karriereende nachgedacht, doch der neue Coach der Finnen, Pekka Niemelä, hauchte dem Oldie, der schon 16 Weltcups gewann und 37 Mal zu Gast auf dem Siegerpodest war, neue Motivation ein. Was ihn zu einem Geheimfavorit macht, ist seine beängstigende Konstanz. Seine schlechteste Platzierung in dieser Saison war Rang sieben. Damit könnte er auch ohne einen einzigen Tagessieg zum Tourneesieger werden.

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Hautamaeki: 4

Simon Ammann

 

Ville Larinto: Der Finne ist die Überraschung der Saison und der einzige Sieger, der nicht aus Österreich kommt. Zuletzt schwächelte er ein wenig - in Engelberg reichte es nur noch zu Platz 14. Larinto werden daher eher Außenseiterchancen eingeräumt. Dazu kommt, dass die Tournee in den letzten Jahren ausschließlich von erfahrenen Springern gewonnen wurde, die mit dem Druck und der medialen Aufmerksamkeit umgehen konnten. In dieser Hinsicht hat Larinto sicher noch Defizite.

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Larinto: 3

Wolfgang Loitzl

 

Simon Ammann: Es ist sein großes erklärtes Ziel, einmal die Vierschanzentournee zu gewinnen. Denn das ist der einzige große Titel, der dem Schweizer Sportler des Jahres noch fehlt. Zuzutrauen ist Ammann prinzipiell immer alles. Doch auch im vergangenen Jahr, dem bisher besten seiner Karriere, reichte es bei der Tournee nur zu Rang fünf. So richtig fluppen will es nicht zwischen Ammann und der traditionsreichen Veranstaltung. Bisher steht nur ein Tagessieg bei der Tournee zu Buche - in Oberstdorf 2008 siegte der 29-Jährige. Eigentlich plante Ammann, zur Tournee in Bestform zu sein. Zur Überraschung aller, auch seiner eigenen, war er aber gleich beim Saisonauftakt bei den Besten dabei. Doch zuletzt - bei seinem Heimspiel in Engelberg - ging die Formkurve etwas nach unten. Doch Ammann wäre ja nicht Ammann, wenn er bei der Tournee nicht wieder mit einer neuen Finesse auftauchen würde. Freuen wir uns drauf.

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Ammann: 4

Ville Larinto

 

Adam Malysz: 38 Weltcupsiege, 85 Podiumsplatzierungen in unglaublichen 330 Weltcupstarts. Malysz ist nicht nur ein Dauerbrenner im Skispringen, er ist auch einer der erfolgreichsten Athleten der Geschichte. Nur mit der Tournee, da klappt es meist nicht so richtig. Einen Sieg, den hat er, den nimmt ihm keiner mehr. Doch der ist schon zehn Jahre her. Es ist unglaublich, dass der Pole auch diesmal wieder zu den Favoriten zählt - zehn Jahre nach seinem Sieg. Doch das tut er ohne Zweifel. Rechtzeitig zur 59. Tournee ist der Autopilot beim 33-Jährigen zurückkehrt. Er spult seine Sprünge wieder automatisch ab, fliegt weit hinunter, egal wie die Bedingungen sind. Welch Ausnahmeathlet er ist, zeigte er in Engelberg, als er nach einem windigen ersten Durchgang im Finale noch von Rang 17 auf 3 vorsprang. Malysz ist gereift, er muss sich nicht mehr dem großen Druck aussetzen. Das macht ihn gefährlich. ABER: Malyszs letztes Podium bei der Tournee schaffte er als Dritter am 30.12.2006 - eine kleine Ewigkeit.

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Malysz: 4

 

Tom Hilde: Im ersten Saisondrittel war Hilde der beste einer sehr guten norwegischen Mannschaft. In Lillehammer stand er auf dem Treppchen, zum neunten Mal in seiner Karriere. Für den ganz großen Wurf - einem weiteren Weltcupsieg nach seinen beiden Triumphen im Januar 2008 in Predazzo (ITA) - reichte es aber auch in dieser Saison nicht. Dennoch: Hilde ist gut drauf, wenn er locker bleibt, kann er vorne landen. ABER: Auch die Beziehung zwischen Hilde und der Tournee ist bei weitem keine heiße Liebe. Seine beste Tourneeplatzierung ist ein vierter Rang am 30.12.2007 in Oberstdorf.

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Hilde: 2

Matti Hautamäki

 

Johan Remen Evensen: Er ist im Gesamt-Klassement nur einen Punkt hinter Hilde zweitbester Norweger. Evensen ist erst seit der Saison 2008/09 im Geschäft, doch der 25-Jährige etablierte sich sofort im Weltcup. Er springt mit einer großen Leichtigkeit, wirkt immer ausgeglichen und er gehört nicht zu den großen Grüblern der Szene. Das macht ihn zu einem Siegaspiranten. Wie vor vier Jahren, als Anders Jacobsen aus dem Nichts auftauchte und das Ding einfach mal so gewann. ABER: bei der Tournee hat Evensen bisher noch nicht so gezündet wie im Weltcup. Bisher stehen erst zwei Top-Ten-Platzierungen zu Buche.

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Evensen: 3

 

Daiki Ito: Der Japaner ist der Sieger des FIS Sommer GP. Und er hat auch schon in diesem Winter angedeutet, dass er mit den Besten der Welt mithalten kann - zweimal sprang Rang sechs heraus. Doch Ito will mehr und er kann mehr. Im Sommer triumphierte er über die gesamte Weltelite, gewann die Gesamtwertung, obwohl er nicht an allen Wettkämpfen teilnahm. Ito fühlt sich wohl und sieht sich in einer Lauerstellung. Und: Einen seiner besten Wettkämpfe lieferte der 24-Jährige bei der Tournee ab: 2005 in Bischofshofen sprang er mit Schanzenrekord auf Rang drei. ABER: Der Wettkampf in Biho blieb seine bisher einzige Podiumsplatzierung bei der Tournee. Seit diesem Wettbewerb schaffte Ito nicht mal mehr ein Top-Ten-Ergebnis.

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Ito: 2

Andreas Kofler

 

Wolfgang Loitzl: Dass er es kann, weiß die Welt. Bewiesen hat er es vor zwei Jahren, als er nach 222-maligen erfolglosem Anrennen bei der Tournee 2008/09 endlich sein erstes Weltcupspringen in Garmisch-Partenkirchen gewann. Und dann gewann er gleich auch noch in Innsbruck und in Bischofshofen und damit die gesamte Tournee. In diese Saison startete der 30-Jährige etwas beschwerlich, doch in Engelberg klappte es mit der ersten Podestplatzierung. Und so reist Loitzl jetzt ganz entspannt nach Oberstdorf. Denn zu verlieren hat er nichts.

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Loitzl: 3

Janne Ahonen: Es darf keine Tourneevorschau geben, in der der Name Janne Ahonen fehlt. Natürlich: Er hat in dieser Saison noch keine Bäume ausgerissen, er hat im Sommer nicht viel trainiert und er war auch noch verletzt. Doch Janne Ahonen und die Tournee, das ist eine ganz besondere Liebesbeziehung. Der 33-jährige Finne vermag es wie kein Zweiter, sich voll auf diese vier Springen zu fokussieren. Beispiele gefällig? Allein bei der Tournee schaffte Ahonen 29 (!) Podestplatzierungen und neun Siege. Es gibt überhaupt nur 22 Springer in der Geschichte, die mehr als neun Tagessiege einfuhren konnten. Und: Auch in der vergangenen Saison kam Ahonen ohne Top-Ergebnis nach Oberstdorf und dann sprang er in drei von vier Wettkämpfen aufs Podium. Ahonen darf man bei der Tournee nie abschreiben, das ist ganz einfach so.

Tom Hilde

 

Tournee-Sterne (von 1 - 5) für Ahonen: 3

 

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