01 | Tschofenig, D. | 274.8 | ||
02 | Hoerl, J. | 269.7 | ||
03 | Kraft, S. | 268.0 | ||
04 | Forfang, J. | 264.9 | ||
05 | Deschwanden, G. | 264.4 | ||
Ganzes Ergebnis » |
Die Skispringer aus China haben in einem atemberaubenden Tempo den Sprung an die Spitze geschafft. Vor allem bei den Frauen ist der Sprung in einem Tempo gelungen, das Experten nicht für möglich gehalten hätten. Eine Person hatte entscheidenden Anteil an dem unglaublichen Erfolg: der Finne Mika Kojonkoski.
Rückblende: Mika Kojonkoski ist ein ganz Großer im illustren Kreis der Spitzentrainer im Skispringen. Der Finne führte erfolgreich die Skisprung-Nationalmannschaften von Österreich (1997-1999) und Finnland (1999-2002). Mit den Finnen gewann Kojonkoski zweimal den Nationencup - herausragend. Und Kojonkoski war es auch, der die norwegischen Skispringer einst aus dem Tal der Tränen führte. Im Jahr 2002 hatte der heute 58-Jährige das Team der Norweger übernommen. Nach der Saison 2001/2002 lagen die Norweger in der wichtigen Nationenwertung auf Platz 7, ein inakzeptables Ergebnis für eine Nation mit einer langen Skisprungtradition wie Norwegen.
Unter der Führung von Kojonkoski ging es dann schnell und steil bergauf. Bereits 2004 gelang der Sieg im Nationencup, Sigurd Pettersen und Anders Jacobsen gewannen in den Folgejahren die Vierschanzentournee für Norwegen, 2006 gelang Lars Bystoel der viel umjubelte Olympiasieg in Pragelato/Turin 2006, viele weitere Erfolge folgten, Norwegens Skispringer waren zurück in der Erfolgsspur, Kojonkoski war der Garant für den Erfolg.
2011 beendete Kojonkoski sein Engagement in Norwegen, es folgte der damals fast unbekannte Österreicher Alexander Stöckl.
Wintersportler für die Olympischen Winterspiele Peking 2022
Sieben Jahre später, im Herbst 2018, entschied sich Kojonkoski für ein weiteres Engagement im Skispringen.
Wieder Skispringen, aber ansonsten nicht wirklich vergleichbar mit dem, was Kojonkoski bis dahin als Cheftrainer gemacht hatte.
Vier Jahre vor den Olympischen Winterspielen in Peking (CHN) wurde der Finne "High performance director of cross border project", gegründet vom chinesischen Sportverband. Erster Vertragspartner war der Chinesische Ruderverband, der das Projekt verwaltete.
Die Chinesen wollten neue Wintersportler für die Olympischen Spiele in Peking aufbauen, und Kojonkoski übernahm die Verantwortung für die Gründung und Leitung des Skisprungprojekts.
Wie testet man ob der nötige Mut vorhaden ist?
"Anfangs bestand die Aufgabe darin, körperlich und psychisch geeignete Athleten auszuwählen. Junge Sportler aus anderen Disziplinen, keine Wintersportler. Athleten aus verschiedenen Schulen und Disziplinen, die ein erstklassiges Sporttraining absolvieren wollten. Sie wussten ehrlich gesagt nichts vom Skispringen, sie bewarben sich für das Wintersportprojekt der Regierung. Damals ging es nicht speziell um Skispringen für Jugendliche, niemand wusste damals, was Skispringen überhaupt ist.
Also schaute ich mir viele der Interessenten an, um die körperlichen Eigenschaften, die anatomischen Voraussetzungen, die Beweglichkeit usw. zu beurteilen.
Skispringen erfordert viel Mut, aber wie testet man den Mut, von einer Schanze zu springen, wenn noch nie jemand auf Skiern gestanden hat? Wie findet man heraus, ob die Jugendlichen charakterlich geeignet sind für lange Trainingslager weit weg von zu Hause, weit weg von der Familie? Und wie bringt man sie dazu, sich für das Skispringen zu interessieren und bereit zu sein, gut zu sein? Alles unbekannte Faktoren und alles natürlich nicht einfach für junge Menschen.
Hinzu kamen die großen Herausforderungen mit der Sprache, dem Essen und auch den Behörden, wenn es zum Beispiel um den Langzeitaufenthalt der Gruppe in Finnland ging", erklärt Mika Kojonkoski.
Da ein Training in China nicht möglich war, bezogen die rund 50 Athleten, die schließlich als potenzielle Skispringer ausgewählt wurden, ihr Trainingslager in Kuopio, im Herzen Finnlands.
Inmitten riesiger Wälder und unzähliger Seen, aber auch sehr weit weg von den Familien der ausgewählten Sportler, die zwischen 14 und 18 Jahre alt waren. Aus verschiedenen Gründen reisten 20 von ihnen zurück nach Vhona, und nach dem ersten Winter nahmen die 30 Besten weiter am Projekt teil.
Zu Beginn stellte Kojonkoski Trainer und Mitarbeiter ein und bereitete mit ihnen alles vor, um die Arbeit mit den Anfängern beginnen zu können. Am 3. November. 2018 kamen die ersten Sportler in Kuopio an und die tägliche Arbeit begann. Tägliches hartes Training in Kuopio, für einige das erste Mal Schnee unter den Füßen, das erste Mal auf Skiern und Schritt für Schritt zur Schanze, beginnend mit der Schanzengröße K-4. Die Gruppe wuchs zusammen.
China sammelt Grand Prix Punkte
Drei Jahre später, im Sommer 2021, kann man das Ergebnis von Kojonkoskis Mission in den FIS-Ergebnislisten sehen.
Drei Frauen und ein Mann aus dem chinesischen Team haben beim Grand Prix 2021 Punkte gesammelt. Plötzlich sind neue chinesische Athleten auf höchstem Niveau dabei und haben bereits auf Fis-Cup-Ebene und auf Continental-Cup-Ebene gewonnen. Beim GP der Damen sammelte China 73 Punkte. Das sieht auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders spektakulär aus, ist aber angesichts der Umstände absolut spektakulär - fast unglaublich.
"Alle diese Athleten, bis auf zwei, haben bei uns angefangen. Li Xueyao war bereits im Team von Heiz Kuttin und Dong Bing war nationale Nordische Kombiniererin.
Alles hat sich schnell entwickelt, aber Schritt für Schritt. Jetzt können wir Spitzenleistungen sehen und viele Athleten sind in der Lage, einzelne gute Sprünge zu machen, aber sie sind noch nicht konstant. Deshalb waren die Wettkämpfe in diesem Sommer eine Herausforderung.
Und wir dürfen nicht vergessen, dass die gesamte Wettkampfumgebung neu für sie ist. Niemand kommt hierher und fängt einfach an zu gewinnen. Das ist unmöglich. Das sind alles Dinge, die über Jahre hinweg wachsen müssen. Die Athleten aus China hatten diese Jahre noch nicht. Aber ich habe daran geglaubt, dass man bis zu den Olympischen Spielen Konstanz aufbauen kann, für die Wettkämpfe in der Heimat", erklärt Kojonkoski.
Überraschendes Ende der Mission - Tränenreicher Abschied
Nun sind es noch fast genau 4 Monate bis zum großen Ziel aller Skispringer, besser gesagt bis zum großen Ziel aller Wintersportler: den Olympischen Spielen, die im kommenden Winter in Peking (CHN) stattfinden werden. Überraschend hat sich der chinesische Verband am vergangenen Montag von Kojonkoski getrennt.
"Das Ende des Vertrages wurde mir am Montag telefonisch mitgeteilt, ich habe noch nichts Schriftliches", erklärt Kojonkoski.
"Das ist unglaublich bitter für uns alle, die Gruppe der Trainer hat sich am gleichen Tag getrennt, wir hatten gute Trainer und Mitarbeiter. Es gab einen tränenreichen Abschied von den Sportlern, das tut mir wahnsinnig weh", so Kojonkoski abschließend.