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Jan Matura: Ich habe immer an mich geglaubt

Erstellt am: 05.02.2013 12:13 / sk

Der tschechische Skispringer Jan Matura gab sein Debut im Weltcup im Jahr 2002, es dauerte aber elf Jahre, bis er in dieser Saison in Sapporo endlich seinen ersten Sieg feiern konnte. Am Samstag in Harrachov sprach er mit uns unter anderem über das Skispringen in Tschechien.

Berkutschi: Im Langlauf ist es oft so, dass die älteren Athleten viele Rennen gewinnen, weil sie erfahrener sind und mehr Trainingsjahre hinter sich haben. Du hast vor kurzem bewiesen, dass das auch im Skispringen der Fall sein kann und Springer wie du gegen die jungen Newcomer gewinnen. Wie kommt es, dass du mit 32 Jahren deinen ersten Weltcupsieg gefeiert hast und was hat deiner Meinung nach in deiner Karriere bisher gefehlt?

 

Jan Matura: Ich war eigentlich schon bei den Junioren ziemlich gut, aber danach hat sich meine Karriere nicht wirklich so entwickelt wie ich es mir vorgestellt habe. Ich war bis 2001 Nordischer Kombinierer und nachdem ich zum Skispringen gewechselt bin, hatte ich einige Jahre lang viele Ups und Downs. Ich hatte einige gute Ergebnisse damals als Vasja Bajc noch unser Trainer war und in diesem Jahr haben mir die neuen Anzugregeln mit der 2 cm Toleranz wirklich geholfen. Das ist ein Faktor meines Erfolges, danach hat bei uns auch das Material gepasst.

 

Berkutschi: Bei deinen Siegen in Sapporo hast du bereits nach dem ersten Durchgang in Führung gelegen. Welcher dieser Siege war für dich schwieriger – der Erste, weil du endlich die Chance hattest den lange erwarteten Weltcupsieg zu erreichen, oder der Zweite, weil du beweisen konntest, dass der erste Sieg kein Zufall war?

 

Matura: Beim ersten Wettkampf war ich nicht sehr nervös, weil ich wusste, dass ich ziemlich gut springe und ich fühlte keinen Druck. Wenn ich nicht gewonnen hätte, hätte es auch nichts gemacht, weil es keiner von mir erwartet hat. Für mich ist jeder Platz in den Top 10 ein gutes Ergebnis. Das ich gewonnen habe ist toll und ich freue mich, dass ich das in meiner langen Karriere erreichen konnte. Am zweiten Tag ging es für mich mehr darum es zu genießen. Ich legte keinen besonderen Wert darauf, mich nach dem ersten Tag noch einmal zu beweisen. Es hat dann noch einmal alles zusammengepasst und darüber bin ich sehr froh.

 

Berkutschi: Bevor du es geschafft hast im Weltcup zu gewinnen hattest du als Sportler schwierige Zeiten. Du hattest kaum das Geld deine Familie zu unterstützen und deine Eltern mussten finanziell aushelfen damit du weiter springen kannst. Was hat dich motiviert nicht aufzugeben?

 

Matura: Wie ich schon gesagt habe, ist meine Karriere schon relativ lang und ich wollte nicht aufhören bevor ich nicht wenigstens einmal am Podium gestanden habe. Bis dahin war ein vierter Platz in Sapporo mein bestes Ergebnis und das war so etwas wie die treibende Kraft für mich, weil ich immer daran geglaubt habe, dass es für mich möglich ist das Podium zu erreichen.

 

Berkutschi: Es gibt ein Sprichwort in Polen das besagt wenn ein Springer heiratet, springt er zehn Meter kürzer. Das gleiche passiert wenn sein erstes Kind geboren wird. Glaubst du, das hat auch auf dich zugetroffen?

 

Matura: Das höre ich zum ersten mal und ich würde auch nicht sagen, dass das in Polen zutrifft. Kamil Stoch hat geheiratet und springt noch immer gut, Piotr Zyla hat auch Kinder. Also ich glaube nicht, dass das so ist.

 

Berkutschi: Wenn wir schon von Kamil Stoch sprechen – es gab im polnischen Team immer einen Leader, Kamil hat diese Rolle von Adam Malysz übernommen. Gibt es das auch im tschechischen Team? Habt ihr auch eine Art Mannschaftskapitän?

 

Matura: Normalerweise ist es derjenige, der in der letzten Saison der Beste war. Also bei uns waren es Roman Koudelka und Lukas Hlava. Wir werden sehen, wie es im nächsten Jahr sein wird. Diese Führungsrolle ist eher eine Motivation, so dass die anderen Jungs fokussierter darauf sind, sich zu verbessern.

 

Berkutschi: Hast du das Gefühl, dass du jetzt in dieser Position bist nachdem du zweimal gewonnen hast?

 

Matura: Natürlich kann ich die anderen Jungs jetzt auch motivieren weil sie sehen, dass sie das gleiche Material und die gleichen Voraussetzungen haben und man damit gute Ergebnisse erzielen kann. Sie wissen also, dass sie das gleiche erreichen können.

 

Berkutschi: Du hast erwähnt, dass das neue Material jetzt für dich und dein Team passt. Skispringen ist nicht der populärste Sport in Tschechien und um zu trainieren und gutes Material zu bekommen braucht man Geld. Ist es schwer in deinem Land gute Sponsoren zu finden?

 

Matura: Die meisten Sponsoren des Skispringens kommen aus dem Ausland. Die Unterstützung die wir vom Skiverband bekommen ist gut, aber es ist sehr schwierig für einen Springer einen persönlichen Sponsor zu finden.

 

Berkutschi: Zu Beginn der Saison waren deine Ergebnisse nicht aussergewöhnlich gut und du hast deine Form konstant gesteigert. Nach dem ersten Teil der Vierschanzentournee sind deine Ergebnisse dann besser geworden.

 

Matura: Ich hatte bereits im Sommer, als ich mit Anders Jacobsen und Wolfgang Loitzl gesprungen bin, gute Momente. Der Beginn der Saison war dann für mich enttäuschend. Ich habe überlegt warum sie immer noch gut springen und ich nicht. Wir hatten Probleme mit dem Material, da unsere Skier und Anzüge nicht zu 100 % gepasst haben. Das konnten wir während der Tournee ändern und dann folgten auch die besseren Ergebnisse.

 

Berkutschi: Roman Koudelka hat eine Zeit lang mit Richard Schallert ein extra Training absolviert, Jakub Janda hat das mit Vasja Bajc gemacht. Hast du auch eine Art Privattrainer, der dir geholfen hat?

 

Matura: Ich bin bereits ein relativ erfahrener Springer, deshalb weiss ich mehr oder weniger was ich trainieren muss. Ich spreche mit den Trainern darüber, aber ich habe nie eine besondere Hilfe gesucht. Ich habe immer sehr gut mit Vasja Bajc zusammengearbeitet, was das Skispringen angeht hatte ich nie so ein gutes Verständnis mit Richi, obwohl er ein wirklich guter Mensch ist. Mit David Jiroutek spreche ich mein Training ab und ich glaube es funktioniert sehr gut.

 

Berkutschi: Glaubst du, das liegt daran, dass Richard Schallert einen eher österreichischen Weg verfolgt und der für Roman Koudelka gut funktioniert, aber nicht für dich?

 

Matura: Nein. Jeder Trainer hat eine etwas unterschiedliche Meinung über das Training und jeder Springer hat verschiedene Methoden die zu ihm passen. Wie ich schon gesagt habe, hat die Philosophie von Vasja Bajc besser zu mir gepasst, und die von Richi war besser für Roman.

 

Berkutschi: Hat Richard Schallert mit seiner österreichischen Philosphie deiner Meinung nach noch Spuren in deinem Land hinterlassen. Wie zum Beispiel ein System zum Training junger tschechischer Springer um in der Zukunft erfolgreich zu sein?

 

Matura: Das ist schwierig, weil es in Österreich viel mehr Springer gibt als hier. Wir haben nur eine relativ kleine Anzahl an talentierten jungen Athleten und so müssen wir mit den wenigen Springern arbeiten die wir haben. Natürlich ist es viel schwieriger für uns 5 – 6 auzuwählen, die im Weltcup starten können, besonders wenn man es mit Österreich vergleicht, wo es fünfmal so viele Springer gibt.

 

Berkutschi: In deinem Land gibt es mehrere Weltcupspringer die etwas älter sind, wie Jakub Janda, Lukas Hlava, Borek Sedlak und dich selber. Denkst du es haben jüngere tschechische Springer in naher Zukunft eine Chance den Durchbruch zu schaffen?

 

Matura: Wir haben ein paar talentierte Athleten. Aber es ist eine Frage der Zeit, weil das Skispringen ein sehr dynamischer Sport ist und die Leistungen sehr schwanken können. Wir werden sehen, wie sie durch die Pubertät kommen, wie sie mit diesem Lebensabschnitt umgehen. Wenn das erledigt ist, dann kannst du weiter daran arbeiten ein guter Springer zu werden.

 

Berkutschi: Deine Ergebnisse in Sapporo waren eine gute Werbung für das Skifliegen in Harrachov. Wie würdest du den Einfluss deiner Erfolge auf das Interesse deiner Landsleute am Skispringen einschätzen?

 

Matura: Ich habe mich immer sehr gefreut in meinem Heimatland zu springen und ich mag es, wenn ich tschechische Fahnen und Fans an der Schanze sehe. Ich würde mich freuen, wenn durch diese Siege mehr Fans an die Schanze kommen würden. Was ich gesehen habe, waren ziemlich viele Leute bei der Qualifikation gestern und ich glaube das zeigt, dass es heute noch besser werden könnte.

 

Berkutschi: Wie würdest du das Skifliegen in Harrachov und Vikersund vergleichen. Wie waren deine Sprünge und die Bedingungen an beiden Orten?

 

Matura: Die Schanze war gestern perfekt präpariert und die Bedingungen waren sehr gut. Heute schneit es und wir werden sehen, wie der Wind sein wird. Beide Schanzen sind komplett verschieden. Es ist schwer sie zu vergleichen weil Vikersund sehr modern ist und Harrachov zwar ein paar Mal umgebaut wurde, aber es trotzdem eigentlich eine ziemlich alte Schanze ist. Man ist sehr hoch in der Luft und landet ungefähr bei 200, 205 Metern, oder 215 wenn jemand einen wirklich weiten Sprung hat, das ist glaube ich das Maximum.

 

Berkutschi: Jaka Hvala hat gesagt, dass er etwas nervös war hier mit den neuen Anzügen zu springen. Wir würdest du das Gefühl im Vergleich zu den alten Anzügen beschreiben?

 

Matura: Wie ich schon gesagt habe, ist es ein kleiner Vorteil für mich, weil ich mit Gewichtsproblemen zu kämpfen hatte und das nun mit den engeren Anzügen nicht mehr so gravierend ist. Das war gut für mich. Roman Koudelka hat zum Beispiel etwas Probleme mit den Anzügen, aber so sind jetzt die Regeln und ich freue mich darüber.

 

Berkutschi: Wir ist die Stimmung in deinem Team vor den Heimwettkämpfen – gibt es da mehr Druck?

 

Matura: Die Heimwettkämpfe sind sehr wichtig für uns alle und wir sind alle sehr motiviert und freuen uns darauf.

 

Berkutschi: Du bist ein offener, freundlicher Mensch der immer ein Lächeln auf den Lippen hat. Sind deine Freunde hauptsächlich Springer aus Tschechien, oder bist du auch mit Athleten anderer Nationen in gutem Kontakt?

 

Matura: Natürlich bin ich mit mehr der Jungs befreundet. Mein engster Freund ist wahrscheinlich Robert Kranjec. In diesem Sommer habe ich an den Schanzen auch viel Zeit mit Anders Jacobsen und Wolfgang Loitzl verbracht und wir hatten einige gute Gespräche... und Simon Ammann, er ist auch ein sehr freundlicher Typ.

 

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