Vierschanzentournee - 10 Tage Wahnsinn

Erstellt am: 26.12.2019 09:27 / hn

Die Akteure sind die gleichen, die sportliche Leistung ist die gleiche, die Regeln sind - abgesehen vom KO Modus im ersten Wertungsdurchgang - die gleichen, die Rahmenbedingungen sind identisch, und doch könnte man manchmal den Eindruck bekommen, der ganze Skisprung-Weltcup, vor- und nach der Vierschanzentournee ist nur ein Warmup davor und ein Auslaufen danach - für eben diese Vierschanzentournee.

Der Skisprung-Weltcup des Internationalen Ski Verbandes FIS ist eine tolle Wettkampfserie. Beginnend derzeit Mitte November in Wisla (POL) bis zum Finale in Planica (SLO) stehen 22 Orte und knapp 40 Wettkämpfe auf dem Programm. Der sportliche Wert ist extrem hoch, das Format passt hervorragend ins TV, die Athleten sind Vollprofis - Draufgänger - Sympathieträger. 

Das Interesse von Fans und Medien am Skispringen ist im Pool der populären Wintersportarten absolute Spitze. Skispringen ist irgendwie immer angesagt - zu Recht.

Die Vier Wettkämpfe in Oberstdorf (GER), Garmisch-Partenkirchen (GER), Innsbruck (AUT) und Bischofshofen (AUT) sind eigentlich vier Orte auf dem Kalender des FIS Weltcups, wie alle anderen auch - eigentlich.
1953 wurden diese vier Orte zu einer Serie zusammengefasst und die in den vier Wettkämpfen erzielten Punkte zu einer Geamtwertung addiert, das war alles
Was aus ihrer Idee einmal werden würde hätten sich die Erfinder 1953 sicher nicht träumen lassen.

Vierschanzentournee - alles anders
An den 10 Tagen der Vierschanzentournee ist alles anders. An diesen 10 Tagen ist Skispringen Volkssport, da liegen die Einschaltquoten plötzlich nicht mehr auf dem Level der beliebtesten Wintersportart, sondern auf dem Level eines Fußball-Länderspiels oder eines Champions-League Knallers.

Das mediale Interesse während der Vierschanzentournee an der Sportart Skispringen steigt während der vier Tourneespringen um einen Faktor weit jenseits der 10.

Das Werbeengagement der Sponsoren steigt um einen Faktor weit jenseits der 10, Skispringen ist für 10 Tage DIE Sportart überhaupt.

Während der Vierschanzentournee gelingt es dem Skispringen nicht nur das Stammpublikum hinter dem gut geheizten Ofen vorzulocken, sondern auch die, die sonst wenig Interesse am Skispringen oder dem Wintersport haben - irgendwie alle.

Der Auftakt in der Arena von Oberstdorf hat den Charakter eines Fußballspiels in der Premier League, Skispringen am Neujahrstag geht immer, zwischen Weihnachten und dem 6. Januar gibt es nicht viel andere Sportangebote im TV. Skispringen ist so cool wie eigentlich immer - nur: es ist eben die Vierschanzentournee.

Ob man das kurzzeitige extreme Interesse negativ bewerten will und sagt: diese Aufmerksamkeit hat das Skispringen während der ganzen Saison verdient, oder als Glücksfall, dass die Sportart Skispringen für 10 Tage so extrem im Fokus steht, dass viele Zuschauer den Sport auch danach weiter verfolgen werden, bleibt jedem selbst überlassen.

Fakt ist, dass die Vierschanzentournee auf absehbare Zeit nichts von ihrer enormen Popularität verlieren wird.

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Ganz alleine ist die Vierschanzentournee übrigens nicht mehr auf dem Kalender des Skisprung-Weltcups: Eine zweite, vergleichbare, Wettkampfserie wurde 2017 von vier norwegischen Weltcup-Veranstaltern ins Leben gerufe: die RAW AIR.

An den 4 Wettkampforten Oslo, Lillehammer, Trondheim und Vikersund finden immer im März Weltcupspringen im Rahmen des FIS Weltcups statt. Die Einzelergebnisse werden ähnlich wie bei der Vierschanzentournee addiert. Die Top 3 erhalten Preisgeld in Höhe von 100.000,- Euro. Das Interesse ist noch nicht mit dem bei der Vierschanzentournee vergleichbar, wächst aber ständig.

RAW AIR

Die RAW AIR Serie hat sich in den vergangenen Jahren zu einer spannenden und hervorragend organisierten Wettkampfserie entwickelt.

Programm 68. Vierschanzentournee

68. Vierschanzentournee: die Favoriten

 

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