Polen fliegt zu erstem Team-Gold
Polen mit Einzel-Bronzegewinner Piotr Zyla (130,5/123), Dawid Kubacki (129/119,5), Maciej Kot (130,5/121,5) und Weltcup-Leader Kamil Stoch (130,5/124,5) holte sich mit dem Total von 1104,2 Punkten erstmals in der Geschichte des Teamspringens (seit 1982) den WM-Titel.
Auf Rang 2 kam Titelverteidiger Norwegen (Anders Fannemel 131/112,5; Johan André Forfang 126,5/138; Daniel André Tande 126/126 und Andreas Stjernen 127,5/125) mit einem Rückstand von 25,7 Punkten auf Polen. Beinahe in extremis Dritte wurden die Österreicher mit Michael Hayböck (130/118,5), Manuel Fettner (126,5/121), Gregor Schlierenzauer (124/113,5) und dem Doppel-Weltmeister Stefan Kraft (134/126), die Deutschland, das vor Schlussspringer Andreas Wellinger noch auf Rang 3 lag, mit dem achten Sprung noch aus den Medaillenrängen verdrängten.
Wie schon im Einzelspringen war das Niveau beim Teamwettbewerb auf der grossen Schanze überaus hoch. Dabei bekamen die Zuschauer nicht nur ein überragendes polnisches Team zu sehen, sondern zwei von den Bedingungen her völlig unterschiedliche Durchgänge. Wehte im ersten Teil beinahe kein Wind, herrschten im Finaldurchgang der acht besten Teams richtige Lahti-Verhältnisse mit steten Wechseln von Auf- zu Rückenwind und Böen.
Ständige Positionswechsel im Finale
Polen hatte bereits nach dem ersten Durchgang einen Vorsprung von 17,4 Punkten auf Österreich, 18,8 Punkte auf Deutschland und 27,6 Punkte auf Norwegen aufgewiesen. Auf den Rängen 2-4 wechselte das Klassement dann im Finale nach jeder Gruppe, weil die Springer dieser Teams mit Ausnahme des WM-Königs Stefan Kraft wegen der unterschiedlichen Bedingungen mehr oder weniger Glück hatten.
Polen von Zyla bis Stoch konstant
Einzig die Polen, die im Weltcup in dieser Besetzung, aber anderer Reihenfolge, am 28. Januar in Willingen das Teamspringen vor Österreich und Deutschland gewonnen hatten, wiesen keinen einzigen Aussetzer auf, obwohl Dawid Kubacki als Letzter der zweiten Gruppe wegen des zu starken Windes zweimal den Balken hatte verlassen müssen. „Es war schwierig, ich wusste nicht, was ich für Bedingungen habe, und ich fror“, sagte Kubacki danach. Umso grösser war am Ende die Freude über Gold: „Ich bin sehr glücklich. Es war eine harte Arbeit heute. Aber wir haben gezeigt, dass wir ein starkes Team sind.“
Ein kleiner Vorteil war zu Beginn für die Polen sicher, dass Trainer Stefan Horngacher in der ersten Gruppe für Piotr Zyla das Reglement ausnützte und den WM-Dritten des Einzelbewerbs eine Luke tiefer starten liess; damit gelang ihm hinter Anders Fannemel (131), Markus Eisenbichler (130,5) mit 130,5 m nicht nur die zweitgrösste Weite dieser Gruppe, sondern er holte sich auch noch 4,9 Gate-Punkte und brachte sein Team damit in Führung. Danach bauten die Polen den Vorsprung in jeder Gruppe weiter aus oder hielten ihn konstant. Im Finale hatten sie als einzige Mannschaft keinen Aussetzer und flogen so nach zweimal Bronze, vor 2 Jahren in Falun und 2013 im Val di Fiemme (damals in der gleichen Besetzung wie in Falun) erstmals überhaupt zu Team-WM-Gold; noch keine Mannschafts-Medaille haben sie an den Olympischen Spielen. „Das ist ein wunderbarer Moment für uns“, sagte Schlussspringer Kamil Stoch, der in den Einzelbewerben ohne Podestplatz geblieben war.
Dank Schanzenrekord von Forfang
Titelverteidiger Norwegen startete mit Anders Fannemel, der als einziger des Weltmeisterteams von 2015 noch dabei war, überaus unglücklich ins Final. Er setzte schon bei 112,5 m auf, und sorgte so für eine grosse Punkte-Hypothek, obwohl Norwegen den 4. Zwischenrang halten konnte. Für die Korrektur sorgte dann Johann Andre Forfang, der den Schanzenrekord aus dem Jahr 2006 von Andreas Widhölzl (AUT) mit einem Flug auf 138 m gleich um 2,5 m verbesserte. Damit brachte er die Truppe von Trainer Alexander Stöckl in den Medaillenkampf zurück. Daniel Andre Tande und Andreas Stjernen verteidigten diese Platzierung mit soliden Leistungen. „Es war unglaublich, zu Beginn waren wir voll dabei, dann waren wir weg, und dann kam Forfang und sprang Schanzenrekord“, beschrieb Stjernen, dessen Vater Hroar 1987 in Oberstdorf mit Norwegen ebenfalls Zweiter geworden war, nach dem Gewinn von Silber. Für Norwegen ist dies die fünfte Silbermedaille seit das Teamspringen eine WM-Disziplin ist.
Leyhe als Pechvogel
Während Forfang beinahe in der Ebene landete, setzte Stephan Leyhe schon bei 103.5 m auf, womit Deutschland auf Rang 4 zurückfiel und Österreich dank eines guten Sprungs von Manuel Fettner auf Rang 2 vorstiess. Schon nach der dritten Gruppe war diese Reihenfolge wieder Makulatur, weil diesmal der österreichische Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer, der in dieser Saison nach einer Wettkampfpause sein Comeback gegeben hatte, schon bei 113,5 m aufsetzte. So sah sich Österreich vor der alles entscheidenden vierten Gruppe plötzlich auf Rang 4 neben den Medaillen. Wie schon in den Einzelspringen, als sie sich um die Plätze 1 und 2 duellierten, fiel die Entscheidung um Bronze zwischen Stefan Kraft und Andreas Wellinger. Während dem Österreicher ein Sprung auf 126 m gelang, setzte der Deutsche schon bei 119,5 m auf und so blieb dem Team von Werner Schuster nur der vierte Platz. „Wir haben die Qualität für eine Medaille gehabt, bei uns waren sechs gute Sprünge dabei, aber leider haben wir auch zwei Fehler gemacht“, so der leicht enttäuschte deutsche Trainer Werner Schuster.“
Schlierenzauer sehr bewegt
Umso glücklicher waren die Österreicher. Gregor Schlierenzauer, der nun in den sechs WM-Teamspringen immer eine Medaille holte, davon viermal die Goldene, war am Ende nach dem Gewinn von Bronze den Tränen nahe. „Ich bin sehr bewegt, ich war froh, dass ich an den WM überhaupt dabei sein konnte. Ich danke meinem Umfeld und den Jungs.“ Einfach nur froh war nach dem turbulenten zweiten Durchgang der vierfache Medaillengewinner von Lahti, Stefan Kraft: „Einfach genial, war wir geschafft haben. Ich hatte im zweiten Durchgang Glück“, so der Salzburger. „Ich hätte mir nie erträumen können, dass ich hier vier Medaillen hole. Die Bronzene mit dem Team war ein schöner Abschluss.
Zu wenig konstant sprangen die Slowenen, die sich am Ende mit Rang 5 bescheiden mussten. Nachdem Finnland im Einzelbewerb drei der vier Athleten in den Final gebracht hatte, gelang dies nun auch im Mannschaftswettkampf. Und am Ende schaute der gute sechste Rang heraus. Punktgleicht Siebte wurden Japan und Tschechien. Deutlich neben dem Finale der besten acht Teams landeten Russland (9.) und die Schweiz als Zehnte, bei der erneut nur der zweifache Doppel-Olympiasieger Simon Ammann eine ansprechende Leistung zeigte.