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Andreas Mitter: "Es ist eine Ehre für Finnland zu arbeiten"

Erstellt am: 28.03.2017 19:34 / sk

Seit einem Jahr ist Andreas Mitter Trainer des finnischen Skisprungteams. Der Österreicher, der nach seiner Arbeit im Nachwuchsbereits seines Heimatlandes zum ersten Mal als Cheftrainer tätig ist, soll die ehemals große Skisprungnation zurück an die Spitze führen. 

In seiner ersten Saison waren Janne Ahonen und Jarkko Määttä als 50. die besten Finnen im Gesamtweltcup, junge Athleten wie Antti Aalto und Eetu Nousiainen konnten im Continentalcup sehr gute Ergebnisse erzielen. Der 21-jährige Aalto gewann bei den Weltmeisterschaften in Lahti die Qualifikation von der Großschanze. Solche Ergebnisse machen Hoffnung auf eine positivere Zukunft für das Team, auf Andreas Mitter wartet aber noch viel Arbeit, die er mit großer Motivation angehen will.

Wir sprachen im Rahmen des Weltcupfinales in Planica mit dem jungen Trainer aus Ramsau am Dachstein.

 

Berkutschi: Du bist nun seit einer Saison Trainer in Finnland, wie würdest du deine persönliche Erfahrungen nach diesem Jahr beschreiben?

Andreas Mitter: Es ist immer noch eine sehr spannende Aufgabe, es war ein Jahr mit vielen Auf und Abs. Man sieht eine stetige Entwicklung, auch wenn es sich vielleicht nicht auf den Ergebnislisten zeigt. Dieses Jahr war sehr spannend, sehr lehrreich, es war auch ein Kennenlernen-Jahr für die Athleten und mich. Ich freue mich jetzt schon auf die neue Saison, weil man von einem ganz anderen Punkt aus starten kann für nächstes Jahr.

Andreas Mitter, Ville Larinto

 

Interview: A. Mitter: "Unser Blick geht nach vorne"

 

Berkutschi: Wieviele aktive Springer gibt es aktuell in Finnland?

A. Mitter: In den Kadern und im Juniorenbereich sind das 15-20 Athleten, es gibt auch Kinder und Schüler, die sehr motiviert sind und auch skispringen.

 

Berkutschi: Bist du auch für die Nachwuchsarbeit verantwortlich? Hannu Lepistö hat einmal in einem Interview gesagt, dass es in Finnland nicht sehr viele Trainer gibt, die mit diesen jungen Leuten arbeiten möchten.

A. Mitter: Wir haben Trainer in Finnland, es ist auch die Arbeit der Klubs. In Lahti, Kuopio, Vuokatti, Rovaniemi, Kuusamo - Ruka und an einigen anderen Orten wird Nachwuchsarbeit geleistet. Natürlich ist es so wie überall, glaube ich, nicht so einfach. Der Kampf um die Talente ist groß, vom Eishockey, über Leichtathletik, über Langlauf - da muss man schauen, dass man die Talente mit Freude und Spaß zum Skispringen bringt. Aber es gibt schon Trainer in Finnland, auch ehrenamtliche.

 

Berkutschi: War es auch dein Ziel nicht nur gute Ergebnisse zu erzielen, sondern auch das österreichische System in Finnland einzuführen? Ist das überhaupt möglich?

A. Mitter: Man muss immer sehen wie die Gegebenheiten sind was das Schulsystem und das Umfeld betrifft. Man kann es nicht eins zu eins umlegen. Was wir gemacht haben ist, dass wir es jetzt mehr strukturiert haben. Es hat schon Strukturen gegeben, die haben wir vielleicht verfeinert oder ein bißchen geändert, von oben bis unten. Aber grundsätzlich muss so ein System wachsen, und da sind wir halt dabei.

 

Berkutschi: Es gibt nur eine Sportschule fürs Skispringen in Finnland in Vuokatti?

A. Mitter: Es gibt eigentlich an allen Zentren Partnerschulen, nicht nur für das Skispringen, sondern auch für andere Sportarten. Es ist etwas anders aufgebaut. Vuokatti ist sehr wichtig für den Sport. Dieses System gibt es auch für die Kombinierer und die Freestyler und es ist eine Möglichkeit für Athleten wie Antti Aalto oder Jarkko Määttä, die in Vuokatti zur Schule gegangen sind.

 

Berkutschi: Janne Ahonen ist der älteste Springer in deinem Team, dazu hast du auch sehr junge Athleten, mit denen man wahrscheinlich ganz anders arbeiten muss als mit den Erfahrenen.

A. Mitter: Grundsätzlich ist Janne ein super Sportsmann, ein super Athlet, er hat keine Allüren oder sonstiges und will auch das wir auch erfolgreich sind. Er gibt dem Team viel, er zieht keine Energie vom Team, er gibt dem Team Energie und es ist gut, ihn im Team zu haben. Wenn er an der Schanze ist, ist es eine Freude mit ihm zu arbeiten. Mit den Jungen möchte ich eine längerfristige Weiterentwicklung sehen, und die Richtung, in die es geht, ist sehr gut. Natürlich sind ein 19-jährige Antti Aalto und Janne Ahonen in einer anderen Lebensphase, das ist der Unterschied. Aber grundsätzlich folgen sie einem Plan, haben ein Ziel, und es geht auch jeder den Weg mit.

 

Berkutschi: Der polnische Cheftrainer Stefan Horngacher spricht oft über das Material. Das ist einer der wichtigsten Aspekte im Skispringen, neben der Technik.

A. Mitter: Ich sehe das ähnlich. Es gibt für mich drei wichtige Punkte: Das Material, die Technik und die Physis, wieviel Kraft man in den Beinen hat. Wenn man diese drei Dinge auf einem guten Niveau hat, kann man erfolgreich sein. Es bringt nichts, wenn man super Material hat, aber keine schnellkräftigen Beine.

 

Berkutschi: Werdet ihr vom Skiverband unterstützt?

A. Mitter: Natürlich, wir werden unterstützt, vielleicht nicht so wie die großen Nationen, aber diese Unterstützung haben wir immer. Daher können wir arbeiten, wir hoffen das bleibt auch so fürs nächste Jahr. Grundsätzlich hängt viel an meinem Team, also an mir und meinen Trainern, dass wir uns weiterentwickeln und auch den Anschluss finden.

 

Berkutschi: Alle Trainer sagen, dass Ville Larinto ein großes Talent ist. Was kannst du über ihn sagen?

A. Mitter: Ville ist ein sehr engagierter und ehrgeiziger Athlet. Er war in der Jugend sehr erfolgreich und hatte Verletzungsprobleme. Das Skispringen hat sich in dieser Zeit weiterentwickelt. Er hat sicher sehr viel Potenzial, konnte aber noch nicht zeigen was er drauf hat. Wir haben feine Sprünge gesehen von ihm im Training oder auch hin und wieder in Qualifikationen. Ville ist natürlich talentiert, aber zusätzlich ist er sehr fleißig, auch das bringt er mit.  Er arbeitet gut. Der letzte Schritt ist dann immer etwas schwierig, aber ich bin überzeugt, dass er auch diesen letzte Schritt machen wird.

 

Berkutschi: Wie sieht es mit Lauri Asikainen aus? Er war zu Beginn des Sommers verletzt.

A. Mitter: Lauri hatte eigentlich den ganzen Sommer über Rückenprobleme, war immer wieder mal krank, und hat so nie richtig durchtrainieren könnenIm Herbst waren es dann immer Kleinigkeiten, die sich summiert haben. Lauri ist jetzt hier in Planica und unterstützt das Team. Er hat sicher Potenzial und es wäre schön wenn er ohne Verletzungen durchkommt.

 

Berkutschi: Zuletzt stand mit Eetu Nousiainen auch ein neuer Name auf den Startlisten im Weltcup.

A. Mitter: Er ist nach Trondheim gekommen, das war sein erster Einsatz im Weltcup. Er war schon im Continental Cup in den Top 10, ist auch talentiert und hat Potenzial. In Trondheim konnte er sich gleich qualifizieren und es ist schön zu sehen, das wer nach kommt, genau wie Antti Aalto. Es ist das Ziel, dass sie Fuss fassen können, sich qualifizieren und Weltcuppunkte machen. Das ist vielversprechend für die Zukunft. Dass so junge Athleten in den Weltcup kommen spricht auch für die Arbeit die geleistet wird und zeigt, dass das System funktioniert. 

 

Berkutschi: Welche der jungen finnischen Skispringer werden wir im Sommer wieder an den Schanzen sehen können?

A. Mitter: Ich will jetzt keine Namen nennen, es gibt mehrere, vor allem bei den jungen. Generell kann es im Skispringen relativ schnell gehen. Es gibt eine Gruppe von Junioren, die gut arbeiten. Aus meiner Erfahrung als Trainer in Stams, als ich in Österreich Jugendliche betreut habe, kann ich sagen, dass die Mannschaft sehr viel Potenzial hat. Man muss es jetzt vernünftig aufbauen, entwickeln und ihnen auch Zeit geben, das ist sehr wichtig.

 

Berkutschi: Aus deiner Sicht als Trainer, war die WM in Lahti erfolgreich, oder warst du nicht 100% zufrieden?

A. Mitter: Für mich war es gemischt. Natürlich haben wir die besten Saisonleistungen dort gebracht, das ist immer positiv, auch mit dem sechsten Platz im Team haben wir gesehen was möglich ist. Wir sind konstant gewesen und es ist ein gutes Zeichen, wenn man eine Qualifikation im Weltcup gewinnt oder Continental Cup in den Top 10 dabei ist. Bei der WM haben wir einige Ziele erreicht. Wenn wir im Einzel jemanden in den Top 20 oder Top 15 gehabt hätten wären wir zu diesem Zeitpunkt glücklich gewesen. Aber man muss irgendwo anfangen. Der sechste Platz im Team war das beste Ergebnis bei einer Weltmeisterschaft seit 2007 von daher waren wir damit zufrieden. 

 

Berkutschi: Du bist der jüngste österreichische Trainer im Weltcup. Bekommst du da auch Ratschläge von deinen älteren Kollegen?

A. Mitter: Ich bin auch schon relativ lange als Trainer unterwegs, aber natürlich tauschen wir uns aus und sind auch befreundet. Mit Alex Stöckl kann ich zum Beispiel über fast alles reden. Es ist eine gute Zusammenarbeit und es ist schön, dass wir miteinander sprechen können. Im Endeffekt müssen alle  ihre Sachen machen, aber ich bekomme auch positives Feedback von meinen österreichischen Trainerkollegen. Wir haben kollegiales Verhältnis.

 

Berkutschi: In Österreich hast du auch mit Stefan Kraft gearbeitet. Glaubst du, dass er die große Kristallkugel gewinnen wird?

A. Mitter: Ja, es schaut gut aus. Ich habe mit Stefan gearbeitet, so wie viele andere auch. E haben sehr viele zu seinem Erfolg beigetragen: Landesverbandstrainer, Klubtrainer, bis nach oben hin. Da wird eine super Arbeit geleistet. Der Beste soll gewinnen. Stefan hatte eine sehr gute Saison, genau wie Kamil. 

 

Berkutschi: Früher hast du mit dem österreichischen Team im Continentalcup gearbeitet, dann kam das Angebot aus Finnland. Was war der wichtigste Grund, weshalb du dich für die Finnen entschieden hast?

A. Mitter: Es ist so, dass man es sich überlegen muss, man muss bereit sein für so etwas und neue Schritte gehen wollen. Ich habe es mir sehr gut überlegt, weil ich mich in Österreich sehr wohl gefühlt habe. Ich hatte ein funktionierendes Team, da hat alles gepasst und es gab keinen Grund zu wechseln. Dass Angebot war nicht so, dass ich gesagt habe, okay, ich mache das. Ich habe mir das angeschaut und es auch mit meiner Familie besprochen. Dann haben wir Gespräche geführt und ich habe gesagt okay, das nehme ich gerne an. Es ist eine Ehre für Finnland zu arbeiten und ich bin sehr froh, dass ich den Schritt gegangen bin.

 

Berkutschi: Du wirst also bis Olympia weiter in Finnland arbeiten? Und dann kannst du den Vertrag verlängern?

A. Mitter: Es ist ein 2-Jahresvertrag mit Option und eine Verlängerung ist möglich. Natürlich müssen die Ergebnisse stimmen, eine Entwicklung muss da sein. Dann werden wir uns zusammensetzen und darüber sprechen. Aber das ist noch zu weit weg. Jetzt fühle ich mich sehr wohl und ich freue mich auf die kommende Saison.

 

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