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„Es war mein Kindheitstraum“

Erstellt am: 06.05.2015 16:32 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Eva Pinkelnig (26), österreichische Skispringerin.

Eva Pinkelnig aus dem österreichischen Dornbirn ist im vergangenen Jahr quasi aus dem Nichts auf der Weltcupbühne erschienen. Nur zwei Jahre, nachdem sie zum ersten Mal überhaupt Ski gesprungen war. Beim ersten Weltcup in ihrer Karriere in Lillehammer sprang Pinkelnig auf Anhieb auf Platz 15. Eine unglaubliche Geschichte, die sogar noch durch einen großartigen siebten Platz im Gesamtweltcup in der Premierensaison gekrönt wurde.

 

Berkutschi: Eva, die Saison ist schon seit einigen Wochen vorbei. Wie hast du die freie Zeit seitdem genutzt?
Eva Pinkelnig: Ich war direkt nach der Saison im Urlaub, habe versucht, alles ein wenig zu verarbeiten. Auch positives will ja verarbeitet und vor allem auch realisiert werden. Seit einer Woche sind wir jetzt wieder im regulären Training. Die drei Wochen zuvor waren gemütlicher Bewegungs-Spaß mit Skifahren, Klettern, Wandern, Fußball spielen. Einfach sich bewegen.


Berkutschi: Du hast deine Geschichte sicher schon tausend Mal erzählt. Wir fragen aber trotzdem nochmal, weil sie sehr außergewöhnlich ist: Wie bist du zum Skispringen gekommen?
Pinkelnig: Ich wollte eigentlich immer schon Skispringen, das war ein geheimer Wunsch. Und ich habe immer gedacht, dass ich die Gelegenheit ergreifen möchte, wenn sie sich irgendwann ergibt. Auch unabhängig vom Alter. Im September 2012 gab es dann eine Werbeaktion für die EYOF hier in meiner Stadt und es wurde eine mobile Schanze aufgebaut. Da hab ich dann den ganzen Tag drauf verbracht. Dann hat man mir angeboten, dass ich doch mal beim Training vorbei schauen solle. Das war dann Ende September 2012. Im gleichen Winter bin ich dann schon auf 50-Meter-Schanzen gesprungen, im Winter darauf bin ich im Austriacup gesprungen und ein Jahr darauf war es der Weltcup.


Berkutschi: Hast du dir jemals eine Chance ausgerechnet, es tatsächlich bis in den Weltcup zu schaffen? Oder ging es einfach nur um den Spaß an der Sache?
Pinkelnig: Es war mein Kindheitstraum, 100 Meter zu springen. Ich dachte mir immer, dass muss Wahnsinn sein. Ich habe am Anfang im Verein auch gesagt, dass ich gern mit helfe, dass ich das Aufwärmtraining mit den Kindern machen kann und auch anderweitig mit anpacken kann. Aber ich wollte keine Wettkämpfe mehr. Das hatte mich nicht mehr interessiert, damit hatte ich abgeschlossen. Im Dezember 2013 hatten wir dann keine eigene 90-Meter-Schanze in Vorarlberg und da haben mir die Trainer es dann so verkauft, dass ich beim Austria-Cup teilnehmen soll, damit ich auf einer größeren Schanze springen kann. Das habe ich gemacht und hätte nie damit gerechnet, dass es so weit führen könnte.


Berkutschi: Inwiefern warst du sportlich vorbelastet bevor es zum Skispringen ging?
Pinkelnig: Ich war Alpine, bin Skirennen auf FIS-Niveau gefahren und war da auch auf einem Ski-Internat. Dazu bin ich viel geklettert, Ski gefahren, hab Fußball gespielt. Dadurch war ich, als ich mit dem Springen angefangen habe, top fit. Nicht Skisprung spezifisch, aber ich bin viel joggen gegangen, auch kurze Distanzen, was für die Schnelligkeit wichtig war. Das hat es sicher leichter gemacht, neue Bewegungsabläufe schnell zu lernen.


Berkutschi: Du bist ein hohes Risiko eingegangen für das Skispringen, hast deinen Job gekündigt und alles auf eine Karte gesetzt. Wie waren die Reaktionen in deinem Umfeld als du gesagt hast `Hey, ich werde Skispringerin´?
Pinkelnig: Ich war im öffentlichen Dienst, habe als Erzieherin gearbeitet. Ich hatte drei Monate Kündigungsfrist und musste daher auch relativ früh eine Entscheidung treffen. Im August 2014 habe ich dann gekündigt. Da war ich vom Weltcupniveau noch einiges entfernt. Aber schon nach dem ersten Bewerb war mir klar, dass die Entscheidung richtig war. Gewusst hatten es nur die allerengsten Freunde und Familie, dass ich mit dem Nationalteam mittrainiere. Das hatten wir bewusst klein gehalten. Es war dann schon eine ziemliche Überraschung. Meine Freunde und Familie haben mich unterstützt, da sie wussten, dass es immer mein Traum war. Es ich hatte volle Rückendeckung und ich wusste, dass man mir unter die Arme greifen würde, wenn es eng wird.


Berkutschi: Jetzt ist deine erste Weltcupsaison Geschichte. Wie fällt dein Fazit aus?
Pinkelnig: (lacht). Ganz glauben kann ich es immer noch nicht. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt im Springerzirkus, auch mit den anderen Athletinnen. Ich habe es genossen, neue Schanzen kennen zu lernen. Vorher kannte ich nur Oberstdorf und Hinzenbach. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, in Japan, in Slowenien, einfach in anderen Ländern zu springen und am Schluss auch am berühmt-berüchtigten Holmenkollen springen zu dürfen. Das war ein Fernziel zu Saisonbeginnen, es eventuell irgendwie unter die besten 30 zu schaffen und dort dabei sein zu können. Dass ich wirklich vorn mitspringen konnte, ist für mich immer noch ein kleines Wunder und eigentlich unglaublich.


Berkutschi: Wenn man relativ häufig, so wie du, in der Nähe des Podiums war, gibt es sicher auch den Wunsch, diesen letzten Schritt irgendwann noch zu nehmen. Ist das für dich auch so oder bist du einfach zufrieden, so wie es ist?
Pinkelnig: Für die erste Saison war es einfach genial und weit mehr als ich mir je ausgerechnet hätte. Jetzt, nachdem ich so nah dran war, ergibt sich natürlich der Wunsch, es dann auch mal aufs Podium zu schaffen. Dafür werde ich jetzt Vollgas geben, noch spezifischer fürs Skispringen trainieren. An erster Stelle geht es aber weiterhin darum, einen guten Sprung zu absolvieren und Spaß zu haben.


Berkutschi: Die meisten anderen Athletinnen haben wahrscheinlich mit fünf oder sechs Jahren angefangen zu trainieren, um es irgendwann in den Weltcup zu schaffen. Bei dir ist das innerhalb von nur zwei Jahren passiert. Gibt es Momente, in denen man ein wenig argwöhnisch angeschaut wird?
Pinkelnig: Ja doch, das gibt es schon. Wenn man in den Top-Ten ist, hat das aber glaube ich nichts damit zu tun, dass man eine Quereinsteigerin ist. Es ist Spitzensport und das gehört dazu und das kann man auch niemandem krumm nehmen. Es macht mir auch nichts aus. Es spornt eher dazu an, das ganze nochmal zu wiederholen.


Berkutschi:  Du hast den Blick aufs Damenskispringen sowohl von außen als auch von innen. Wo siehst du deine Sportart?
Pinkelnig: Es ist eine recht junge Sportart, die extrem viel Potenzial birgt. Die Wettkämpfe werden attraktiver, das Feld wird enger, das Niveau steigt. Es gibt immer mehr Athletinnen auf Topniveau. Was ich hoffe, ist dass wir in Zukunft bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften mehr Wettbewerbe bekommen und mehr Möglichkeiten, uns zu präsentieren und unser Können unter Beweis zu stellen. Die Sportart ist auf einem aufsteigenden Ast, es wird noch weit nach oben gehen in den nächsten Jahren.


Berkutschi: Wenn du von mehr Wettbewerben sprichst, möchtest du sicher auch auf die Großschanze?
Pinkelnig: Natürlich. Man hat in Oslo gesehen, dass zumindest die Top 30 diese große Schanze beherrschen. Und wenn wir nicht mehr Bewerbe auf diesen Anlagen bekommen, wie sollen wir uns dann verbessern?


Berkutschi: Letzte Frage: Welche Schlagzeile würdest du gern in Zukunft über dich lesen?
Pinkelnig: Puh, schwere Frage. Ich habe schon in der Vergangenheit nicht alles gelesen. Aber Ziele gibt es natürlich schon noch. Irgendwann Weltmeisterin zu sein wäre cool. Aber das ist noch ein weiter Weg.

Berkutschi: Wir drücken dir die Daumen und wünschen noch eine erfolgreiche Saisonvorbereitung.

 

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