Spannung zur Halbzeit der Vierschanzentournee
Die Spannung lebt zur Halbzeit der 67. Vierschanzentournee, es geht ausgesprochen knapp zu dieses Mal. Es ist ein Kopf an Kopf Rennen das sich viele erhofft, in dieser Konstellation aber nicht erwartet hatten. Dass Ryoyu Kobayashi um den Gesamtsieg kämpft, war zumindest wahrscheinlich, dass aber Markus Eisenbichler sein stärkster Konkurrent sein würde, war so nicht zu erwarten.
Da waren andere Namen auf der Liste derer, die Kobayashi den Sieg streitig machen können: Kamil Stoch, Piotr Zyla, Karl Geiger, vielleicht noch Stefan Kraft und der Norweger Johann Forfang. Aber Eisenbichler? Den hatten die wenigsten auf der Liste für den Kampf um den Gesamtsieg. Allerdings war Eisenbichler bei den vergangenen beiden Auflagen der Tournee auf Platz 7 gelandet - ein Spitzenergebnis. Dem 27-jährigen Bayern liegt diese Wettkampfserie die er als einen großen Kindheitstraum bezeichnet.
Vergleich: Ryoyu Kobayashi - Markus Eisenbichler
Irgendwie ist Markus Eisenbichler trotz starker Ergebnisse - besonders bei der Vierschanzentournee - viele Jahre im Schatten von Severin Freund, Richard Freitag und Andreas Wellinger, und zuletzt von Karl Geiger und Stephan Leyhe gesprungen. Alle Namen hatte man im Vorfeld der Tournee gehört, den von Eisenbichler nicht. Was fehlte war immer wieder die Fähigkeit zwei richtig gute Sprünge in einem Wettkampf abzurufen. Genau das also, was Eisenbichler jetzt in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen gelungen ist. Sollte ihm das in Innsbruck nochmal gelingen, ist alles möglich, denn dann setzt er den Top-Favoriten Ryoyu Kobayashi gewaltig unter Druck.
Die Fakten zum Bergiselspringen von Innsbruck:
Mit einem Sieg am Bergisel wäre Ryoyu Kobayashi der 11. Springer (und der dritte Japaner) nach Olav Björnstad (1953/54), Helmuth Recknagel (1958/59), Max Bolkart (1959/60), Toralf Engan (1962/63), Björn Wirkola (1968/69), Yukio Kasaya (1971/72), Kazuyoshi Funaki (1997/98), Sven Hannawald (2001/02), Janne Ahonen (2004/05) und Kamil Stoch (2017/18) der die ersten drei Wettkämpfe einer Vierschanzentournee gewinnt. Hannawald 2002 und Stoch 2018 gelang dann bekanntlich auch noch der vierte Sieg.
9 von den 10 oben genannten gewannen dann auch die Tournee-Gesamtwertung, nur Yukio Kasaya gelang trotz drei Siegen der Gesamtsieg nicht. Das lag allerdings daran, dass der Japaner zum Finale in Bischofshofen nicht mehr an den Start ging. Kasaya musste sich stattdessen auf Order der Teamleitung auf die Olympischen Spiele 1972 in Sapporo vorbereiten. Dort gewann er dann die Goldmedaille von der Normalschanze.
Kobayashi kann Kasai überholen
Mit seinen 6 Weltcupsiegen in diesem Winter hat Ryoyu Kobayashi in Sachen Weltcupsiege mit dem bisher erfolgreichsten Japaner gleichgezogen. Den Rekord hält bisher ein gewisser Noriaki Kasai. Im Winter 1998/1999 gelangen Kasai 6 Weltcupsiege. Der bisher letzte Sieg in Innsbruck gelang einem Skispringer aus Japan 1999, Noriaki Kasai gewann vor Janne Ahorne und Hideharu Miyahira. Miyahira ist heute Chefcoach in japan, er wird Kobayashi beim Wettkampf am Freitag abwinken.
Die meisten Siege am Bergisel konnten bisher die Teams aus Finnland (14 Siege), Österreich (13), Norwegen (12) und Deutschland (11, einschließlich Ost- und Westdeutschland) feiern.
Wer nach dem Bergisel führt, hat die besten Karten
In den letzten 19 Auflagen konnte der Führende nach dem Innsbrucker Springen die Gesamtwertung nur einmal nicht gewinnen - 2016/17 führte der Norweger Daniel-André Tande nach drei Veranstaltungen, wurde aber in einem dramatischen Finale noch von Kamil Stoch abgefangen.
Markus Eisenbichler wird natürlich versuchen den Wettkampf in Innsbruck zu gewinnen. Es wäre sein erster Weltcupsieg überhaupt. Der letzte Sieg bei einem Tourneespringen für einen Skispringer aus Deutschland liegt 3 Jahre zurück, Severin Freund gewann 2015 in Oberstdorf. Der letzte Sieg eines DSV Adlers in Innsbruck liegt 4 Jahre zurück, Richard Freitag gewann 2015 am Bergisel. Und bis ins Jahr 2002 muss man zurückschauen um den letzten deutschen Tournee-Gesamtsieg zu finden. Damals gelang Sven Hannawald der historische Grand Slam, noch unter der Leitung von Cheftrainer Reinhard Heß.