Keine einfachen Zeiten für Team USA

Erstellt am: 23.05.2010 16:13 / sk

Skispringer in den USA haben es nicht leicht. Seit dem Rücktritt von Alan Alborn und Clint Jones vor drei Jahren gibt es kein offizielles Nationalteam mehr, und damit bleibt auch die Unterstützung des Verbandes (USSA) komplett aus. Berkutschi sprach mit den drei amerikanischen Olympiateilnehmern von Vancouver über die vergangene Saison und ihre derzeitige Situation im Allgemeinen.

 

Berkutschi: Wie würdet Ihr die letzte Saison zusammenfassen?

Nick Alexander: Die letzte Saison war hart für mich. Ich konnte meine Ziele nicht erreichen und habe schnell das Interesse verloren. Aber es war eine gute Lernerfahrung weil ich jetzt weiß, was ich in den nächsten Saisonen nicht machen darf.

Peter Frenette: Für mich war es eine großartige Erfahrung. Ich habe an vielen Wettkämpfen teilgenommen und hatte die bisher besten Sprünge meiner Karriere. Ich habe das Gefühl, dass diese Saison ein großer Erfolg für mich war weil ich auf allen Levels meine besten Ergebnisse erreicht habe, auch bei den Junioren-Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen.

Anders Johnson: Die Saison war schwierig. Nach meiner Verletzung im Sommer musste ich mit dem Springen praktisch wieder bei null beginnen. Und dafür hatte ich vor dem ersten Wettkampf nur zwei Wochen Zeit. Die Ergebnisse waren nicht so gut wie erhofft. Andererseits war es eine gute Saison weil ich es geschafft habe bis zum Winter wieder auf Skiern zu stehen. Mit der Qualifikation für Olympia wurde ein Traum wahr, wenn mir das jemand im August erzählt hätte, hätte ich ihn für verrückt gehalten.

 

Berkutschi: Hast Du nach dem Kreuzbandriss vielleicht zu früh wieder mit dem Training begonnen? Was war der Grund für die zweite Operation?

Johnson: Es war schwer so schnell wieder zurückzukommen und ohne die Unterstützung eines der besten Chirurgen und Therapeuten in den USA hätte ich es auch nicht gemacht. Der Grund für die andere Operation war eine langwierige Verletzung im rechten Knie die von dem Kreuzbandriss links überschattet wurde. Ich habe mich entschieden die Saison früher zu beenden um dann für den Sommer und die Weltmeisterschaften wieder fit zu sein.

 

Berkutschi: Wie sehen die Pläne für die nächsten Monate aus?

Johnson: Seit meiner letzten Operation im März war ich im Fitnessstudio um wieder gesund zu werden, also hatte ich nicht wirklich eine Pause. Zusammen mit ein paar Freunden habe ich ein Haus gemietet und ich genieße die Zeit ohne Skispringen. Jetzt, da beide Knie wieder 100 % okay sind konnte ich zum Teil schon mit der Vorbereitung auf die Saison beginnen.

Alexander: Ich bin am 14. Mai nach Österreich gereist und werde da mit einem österreichischen Trainer bis September oder Oktober trainieren.

Frenette: In den nächsten Monaten werde ich weiter trainieren und wieder mit dem springen beginnen. Im Juli werde ich an den nationalen Meisterschaften in Park City teilnehmen, danach kann ich hoffentlich nach Europa zu FIS Cup und COC Wettkämpfen reisen.

 

Berkutschi: Nick, Du hattest letztes Jahr einen sehr guten Sommer. Was sind Deine Ziele für den diesjährigen Grand Prix?

Alexander: Ich hoffe wieder auf dem gleichen, oder einem höheren Niveau zu springen wie letztes Jahr während des Sommer Grand Prix. Aber am wichtigsten ist es wieder Spaß zu haben. Ich möchte einen neuen Weg finden das Skispringen zu betrachten und einige größere Veränderungen vornehmen.

 

Berkutschi: Ein Skispringer in den USA zu sein ist alles andere als leicht. Woher kommt die Motivation?

Frenette: Ich bekomme meine Motivation aus der Liebe zum Sport und der Tatsache, dass die USA nicht für großartige Skispringer bekannt sind und ich hoffe ein großartiger Springer zu werden.

Johnson: In einem Sport wie Skispringen aus den USA zu kommen macht dich zum Underdog. Aber nach einigen guten Ergebnissen von mir, Nick Alexander, Peter und Nick Fairall scheint es als ob wir nicht so weit weg sind. Ich ziehe meine Motivation aus der Liebe zu diesem Sport. Wenn ich es nicht so lieben würde, würde ich bestimmt nicht so viele Opfer bringen um versuchen das Top-Level zu erreichen. Aber am Ende des Tages musst du tun was du liebst und ich liebe Skispringen zu sehr um jetzt aufzugeben und einfach aufzuhören.

Alexander: Ich ziehe meine Motivation aus dem Sport. Es gibt kein vergleichbares Gefühl als wenn Du auf einer Schanze ganz nach unten springst, besonders im Wettkampf. Auch meine Fans und Unterstützer motivieren mich.

 

Berkutschi: Gibt es eine Chance dass das Skispringen in naher Zukunft vom Verband unterstützt wird?

Johnson: Ehrlich gesagt nein. Ich glaube dass USSA das Skispringen schon vor langer Zeit aufgegeben hat. Um das zu ändern müssten wir im Weltcup gewinnen. Es ist schade, dass sie uns nicht unterstützen. Es wäre für uns leichter unsere Ziele in der Karriere zu erreichen. Aber wir müssen damit umgehen, über die fehlende Unterstützung zu jammern bringt uns nicht weiter. Wir müssen nach vorne schauen und uns nur Gedanken machen über Dinge die wir ändern können, das ist: besser werden und Wettkämpfe gewinnen.

Alexander: Es ist sehr schwer von der USSA Unterstützung zu bekommen. Ihre Ansprüche an die Athleten sind sehr hoch. Wer weiß wann wir von ihnen unterstützt werden, vielleicht niemals. Project X könnte so etwas wie USA Ski Jumping werden. Wir werden sehen, die Zeit wird es zeigen.

Frenette: Ich weiß wirklich nicht wie groß die Chancen sind. Ich glaube wenn unser Team ein konstant hohes Level bei Wettkämpfen zeigt, werden wir Unterstützung bekommen. Bis es so weit ist müssen wir einfach so weiter machen wie bisher.

 

Berkutschi: Peter, wie überraschend war es für Sie bereits als 17-jähriger für Olympia nominiert zu werden?

Frenette: Ich war sehr überrascht. Ich habe überhaupt nicht erwartet ein Kandidat für das Team zu sein, deshalb war es ganz sicher eine riesen Überraschung.

 

Berkutschi: Du besuchst auch noch die High School. Wie schaffst Du es, das mit einem Sport zu vereinbaren bei dem man so viel reisen muss?

Frenette: Ich gehe noch zur High School und werde in ungefähr einem Monat meinen Abschluss machen. Es ist auf jeden Fall schwierig, die Schule und den Sport unter einen Hut zu bringen, besonders weil ich dieses Jahr so viel unterwegs war. Ich bin jetzt kurz davor alles aufzuholen was ich verpasst habe. Es war hart, aber es war es wert.

 

Berkutschi: Anders, als Teil der Olympiamannschaft hattest Du vor kurzem die Gelegenheit Barack Obama im Weißen Haus zu treffen.

Johnson: Ja, Präsident Obama und die First Lady zu treffen war eine Erfahrung die man nur einmal im Leben macht. Es ist etwas wozu nur wenige Menschen die Möglichkeit haben. Es war ein wirklich großartiges Erlebnis.

 

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