Von Alleinunterhaltern und Hoffnungsträgern
Aus den kleineren Verbänden haben sich in der Saison 2009/10 vor allem zwei Athleten hervor getan: Simon Ammann und Adam Malysz. An diesen beiden Athleten bissen sich die Österreicher ein ums andere Mal die Zähne aus. Am Ende hatte Ammann bei Olympia zweimal Gold in den Händen, Malysz zweimal Silber.
Für Ammann lief die Saison phänomenal. Von Beginn an war er zur Stelle, feierte neun Saisonsiege und war nie schlechter als auf Rang 12 platziert. Dazu der Sieg bei der Skiflug-WM. Und das, obwohl Ammann vorher niemals ein Skifliegen gewinnen konnte. Der 28-Jährige trieb die Konkurrenz zur Verzweiflung und bewies mit seinen taktischen Maßnahmen, dass er nicht nur ein guter Skispringer, sondern auch ein cleverer Fuchs ist.
Ammanns Saison übertrahlt die Probleme anderer
Allerdings muss man, wenn man den Blick auf die Schweizer richtet, konstatieren, dass die Leistung Ammanns eine schwache Saison des Weltmeisters überstrahlte. Andreas Küttel kam überhaupt nicht in Tritt. Küttel schaffte kein einziges Top-Ten-Resultat und beendete die Saison vorzeitig. Meist sah man ihn kopfschüttelnd den Auslauf hinunterfahren.
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So bleibt also auch den Schweizern genügend Arbeit über den Sommer: Küttel wieder in Form bringen, Ammanns Form konservieren und ihn für die Vierschanzentournee vorbereiten. Denn das ist das einzige Großereignis, bei dem Ammann noch nicht gewinnen konnte. Außerdem hat Trainer Martin Künzle auch mit dem Schweizer Nachwuchs alle Hände voll zu tun, schließlich ist die aussichtsreiche Teilnahme einer Schweizer Mannschaft beim Teamspringen der WM in Oslo ein erklärtes Ziel.
Die Polen wähnten sich einen Schritt weiter
Die Polen sind in dieser Richtung einen Schritt weiter als die Schweizer. Sie haben eine konkurrenzfähige Mannschaft, auch wenn es nach wie vor Adam Malysz ist, der für die großen Erfolge der polnischen Springer zuständig ist. Kamil Stoch ist nach wie vor der Kronprinz, doch die Fußstapfen von Malysz sind noch zu groß für ihn. Immerhin beendete er als 24. die Saison so gut wie noch nie. Allerdings hatten sich die Polen schon etwas mehr ausgerechnet, als zwei Athleten unter den besten 30 zu platzieren.
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Luft nach oben haben auch die Russen. Eine desaströse Saison ging für den Ausrichter der nächsten Olympischen Spiele zu Ende. Nach der Verletzung von Dimitri Vassiliev brach das Team auseinander. Keine Resultate, die Trainer Wolfgang Steiert und Bernie Schödler schmissen hin und kamen so ihrer Demission wohl zuvor. Dimitr Ipatov und Ilja Rosliakov blieben im einstelligen Weltcuppunkte-Bereich, die Entwicklung von Denis Kornilov stagnierte, nur auf Vassiliev war bis zum Zeitpunkt seiner Verletzung Verlass. Die Russen fangen vier Jahre vor Olympia im eigenen Land bei Null an.
Optimismus in Frankreich, Italien und Slowenien
Vorsichtig optimistisch hingegen darf man in Slowenien sein. Nicht nur, dass Robert Kranjec den Skiflug-Gesamtweltcup gewonnen hat, bei der Truppe von Matjaz Zupan tut sich auch im Nachwuchsbereich so einiges. Mitja Meznar und vor allem Peter Prevc gelten als Hoffnungsträger.
Hoffnungsträger gibt es auch in Italien und Frankreich. Während bei den Franzosen unter dem scheidenden Cheftrainer Pekka Niemelä nach Emmanuel Chedal auch Vincent Descombes Sevoie wenigstens ab und an mit den Besten der Welt mithalten kann, reifen in Italien schon Träume von einer richtig guten Mannschaft. Sebastian Colloredo gehört schon einige Jahre zur erweiterten Weltspitze und mit Andrea Morassi, Roberto Dellasega und Diego Dellasega steht eine junge, wilde Garde in den Startlöchern.
Kasai - und sonst?
Nicht mehr jung, aber immer noch wild, ist Noriaki Kasai, der gemeinsam mit Daiki Ito für Japan die Top-Ergebnisse erzielte. Leider ist außer diesen beiden Athleten kein weiterer derzeit Weltspitze. Platz acht in der Nationenwertung war nicht der erhoffte Schritt nach vorn. Kasai ist mit seinen 37 Jahren immer noch der beste Adler der ‚Air Nippon’. Ein unglaublicher Typ, das ist klar. Doch es kann nicht sein, dass Kasai in diesem Alter noch die Kastanien für Japan aus dem Feuer holen muss. Auch hier stellt sich die Frage: Wo sind die jungen Himmelsstürmer?
Davon haben die Tschechen nicht wenige. Antonin Hajek, Borek Sedlak, Jan Matura oder Roman Koudelka. Nachfolger für Jakub Janda, der wohl nach der nächsten Saison seine Karriere beenden wird, gibt es genug. Für vereinzelte Top-Resultate ist ein jeder von ihnen in der Lage. Es gilt allein, konstanter in die Spitze zu fliegen. Daran werden die Tschechen arbeiten.