Norwegischer Doppelsieg am Bergisel

Erstellt am: 04.01.2017 16:56 / sk

Die 65. Vierschanzentournee hat nach zwei störungsfreien Wettkämpfen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen ein überaus turbulentes Springen in Innsbruck erlebt. Ständig drehende Winde machten den Wettkampf für alle Beteiligten zu einer Geduldsprobe bei der das nötige Quentchen Glück erforderlich war um ganz oben zu stehen. Nach einem fast zwei Stunden dauernden Durchgang war der Norweger Daniel-Andre Tande der glückliche und verdiente Sieger. Auf den Plätzen zwei und drei landeten Tandes Landsmann Robert Johansson und der Russe Evgeniy Klimov.

Lange Zeit hatte der Norweger Robert Johansson in Führung gelegen. Dem 26-jährigen war bei idealen Bedingungen ein Sprung auf die Tagesbestweite von 133 Metern (123,1 Punkte) gelungen. Doch dann kam Tande mit einem Sprung auf 128,5 Meter und 125,7 Punkte und sicherte sich zunächst den Sieg im ersten Durchgang. Wegen der schwierigen Bedingungen und der einbrechenden Dunkelheit entschied sich die Jury dann kurz nach Ende des ersten Durchgangs, den Finaldurchgang abzusagen und das Ergebnis des ersten Durchgangs als Endergebnis zu werten.

 „Das war heute ein wirklich schwerer Tag für die Jury, das waren enorm schwierige Bedingungen. Ich habe aus meinem Sprung das beste rausgeholt und hatte natürlich auch Glück mit den Bedingungen, ohne das gewinnt man an einem Tag wie heute nicht. Ich hätte mir natürlich einen zweiten Durchgang gewünscht mit gleichen Bedingungen für alle Springer. Aber Skispringen ist eine Outdoor Sportart und da muss man eben manchmal mit Bedingungen leben, die man sich nicht aussuchen kann“, erklärte Tande nach dem Wettkampf seine Sicht der Dinge.

Ähnlich äusserte sich der zweitplatzierte Norweger Robert Johansson:"Bei Bedingungen wie heute ist das so eine Sache. Man weiß nicht, was einen nach dem Absprung erwartet. Da muss man sich blitzschnell auf die Bedingungen die zum Zeitpunkt des Sprunges herrschen einstellen, und dann alles geben. Man muss einfach zugreifen, diejenigen die das an einem Tag wie heute tun, werden dafür belohnt" so Johansson, für den der zweite Platz sein bestes Karriereergebnis bedeutete.

 

Podiumsplatz für Russland
Für das Team aus Russland bedeutete der dritte Platz von Evgeniy Klimov die erste Podiumsplatzierung seit dem 01.01.2011 als Pavel Karelin beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen den zweiten Platz belegt hatte. "Diesen Tag und dieses Podium werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen" freute sich der sichtlich beeindruckte Klimov."Ich habe hart gearbeitet und meine Sprünge werden kontinuierlich besser, aber heute habe ich natürlich auch gute Bedingungen gehabt", so Klimov.

 

Kamil Stoch kämpft wie ein Löwe

Mann des Tages war aber eigentlich der Pole Kamil Stoch. Stoch war bei seinem Probesprung gestürzt und hatte seinen Wettkampfsprung nur mit sichtbaren Problemen an seiner linken Schulter absolvieren können. Dennoch gelang dem gehandicapten Doppel-Olympiasieger der Sprung auf Platz vier in der Tageswertung - grandios.

Stoch hat zwar die Führung in der Tourneewertung an Tande verloren, dank seines enormen Kampfgeistes liegt Stoch aber nach dem heutigen Tag nur die Winzigkeit von 1,7 Punkten hinter dem Führenden Tande. Es wird also nun darauf ankommen, wie schwer die Verletzung von Stoch ist und ob dieser beim Finale in Bischofshofen noch in der Lage sein wird, den Kampf um die Gesamtwertung der 65. Vierschanzentournee bis zum Ende zu kämpfen.


Stefan Kraft mit Magen-Darm Problemen

Ohne etwas Glück war an diesem Wettkampftag aber schlicht nichts zu machen. Das mussten gleich mehrere der aussichtsreich im Rennen um die Gesamtwertung liegenden Athleten erfahren: Der Österreicher Stefan Kraft hatte nicht nur durch die Windbedingungen einen schlechten Tag erwischt, er war auch bereits angeschlagen durch einen Magen-Darm Virus in den Wettkampf gestartet. Kraft wurde mit dem 18. Platz der Tageswertung in der Tournee-Gesamtwertung auf Platz drei geweht. Allerdings besteht für Kraft mit derzeit 693,7 Punkten und einem Rückstand von 16,7 Punkten auf Tande noch eine Chance. Abschreiben wird Kraft die Tournee-Gesamtwertung sicher noch nicht.

 

Eisenbichler aus dem Rennen
Aus deutscher Sicht blieb ausgerechnet der bisher stärkste der deutschen Adler auf der Strecke. Markus Eisenbichler erwischte schlechte Bedingungen und landete nach einem Sprung auf 112 Metern abgeschlagen auf Rang 29 und fiel in der Tournee-Gesamtwertung vom aussichtsreichen vierten Platz auf den nun aussichtslosen sechsten Platz zurück.

„Ich hätte mir gewünscht, dass man sich bei den besten vier oder fünf Athleten etwas mehr Zeit lässt, aus meiner Sicht war ziemlich früh klar, dass es keinen zweiten Durchgang geben wird. Als Alternative hätte man das heute ja nur Absagen können. Aber man kann das nicht viel besser machen, ja, es wurde das Beste draus gemacht. Andreas Wellinger und Stephan Leyhe kommen besser in Form und jetzt kommt in Bischofshofen eine Schanze die Markus Eisenbichler sehr gut liegt. Ich denke, dass wir beim Finale noch eine gute Leistung des deutschen Teams sehen werden“ so DSV Coach Werner Schuster nach dem Wettkampf.

 

Der Tag von Innsbruck hatte bereits am frühen Morgen kurios begonnen. Zunächst war die Absage bzw. Abreise von Severin Freund wegen einem grippalen Infekt vom Deutschen Ski Verband DSV kommuniziert worden. Kurze Zeit später musste dann mit dem Österreicher Michael Hayböck auch der direkte Gegner von Severin Freund wegen einer Magen-Darm Erkrankungen seinen Startverzicht erklären. So waren nur 24 anstatt der sonst üblichen 25 Paare am Start. So ergab sich die bisher in der Tournee-Geschichte einmalige Situation, dass insgesamt 6 lucky loser die Startberechtigung für das Finale erhielten - das dann allerdings nicht stattfand.

 

Bereits morgen geht die Vierschanzentournee mit dem Training und der Qualifikation in Bischofshofen weiter.

 

Komplettes Ergebnis

Gesamtwertung Vierschanzentournee

 

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