Kraft: „Wir sind auf einem guten Weg“

Erstellt am: 07.03.2016 15:27 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Stefan Kraft (22).

Stefan Kraft ist neben Michael Hayböck die Führungsfigur im österreichischen Team. Spätestens seit dem Rücktritt von Thomas Morgenstern und der Pause von Gregor Schlierenzauer ist der Tourneesieger des letzten Jahres der Hoffnungsträger der Austria-Adler. Bei den Skiflugweltmeisterschaften in Bad Mitterndorf gewann er in diesem Winter Bronze mit der Mannschaft und im Einzel.


Berkutschi: Hallo Stefan, wie traurig warst du, dass der zweite Wettbewerb in Wisla abgesagt wurde? Du wolltest nach dem 21. Platz am Freitag doch sicher etwas gut machen?
Stefan Kraft: Es ist immer schade, wenn es eine Absage gibt. Aber da kann man nichts machen. Ich wäre schon gerne noch einmal gesprungen. Eigentlich bin ich immer sehr gern in Wisla und kommt dort gut zurecht. Am Freitag lief es leider nicht so. Jetzt muss ich eben bis Titisee-Neustadt warten.

 


Berkutschi: Wir sind schon in der Schlussphase der Saison. Wie zufrieden bist du mit deinem Winter?
Kraft: Sehr zufrieden. Ich habe eigentlich alles erreicht, was ich mir vorgenommen hatte. Das wichtigste Ziel war, eine Medaille bei der Skiflug-WM zuhause am Kulm. Es sind sogar zwei geworden. Auch Platz fünf in der Tourneegesamtwertung war sehr gut. Dazu gab es auch wieder einen Weltcupsieg. Trotzdem bin ich nie so ganz zufrieden mit mir selbst, weil ich merke, dass ich noch mehr könnte. Aber die anderen sind auch keine Nasenbohrer (lacht). Es war schon extrem schwer, die besten drei des Winters zu schlagen.

 


Berkutschi: Einer dem das gleich dreimal in Serie gelungen ist, war Michael Hayböck. Hättest du mit diesen drei Siegen in Finnland gerechnet?
Kraft: Ganz ehrlich gesagt nicht. Wir hatten natürlich auf Erfolge gehofft. Aber gerade in dieser Saison, in der Peter Prevc so überragend springt, war mit einer solchen Serie nicht zu rechnen. Es war genial. Da merkt man, dass es sehr schnell gehen kann. Vielleicht gelingt mir das auch mal (lacht).

 


Berkutschi: Wenn man an Österreich denkt, hat man immer diese überragenden Jahre in Erinnerung, in den ihr alles gewonnen habt. Spürst du trotz der sehr guten Saison eine leichte Unzufriedenheit?
Kraft: Man ist da natürlich verwöhnt von diesen Erfolgen. Das wird so schnell keine Mannschaft mehr schaffen, auch wir nicht. Dafür haben viele andere Teams zu sehr aufgeholt. Es sind ja auch sehr viele gute Trainer von uns ins Ausland gegangen. Wir sind ein völlig neues Team. Das ist nicht so einfach. Wer sich im Skispringen auskennt, dürfte aber sehr zufrieden sein mit dem, was wir in diesem Winter erreicht haben. Wir sind auf einem guten Weg.

 


Berkutschi: Gregor Schlierenzauer hat sich zumindest auf Zeit vom Skispringen verabschiedet. Spürst du mehr Druck auf deinen eigenen Schultern?
Kraft: Grundsätzlich ist es nichts schlechtes, eine Mannschaft zu führen und zu den Besten zu zählen. Aber um mehr geht es dabei nicht. Es gibt keinen Mannschaftskapitän. Und den meisten Druck macht man sich eh selbst.

 


Berkutschi: Du warst in Vikersund auf dem Podest und hattest, wie viele andere in dieser Saison, Peter Prevc vor dir. Was sagst du zu seinen Leistungen in diesem Winter?
Kraft: Es ist schon extrem, was er zeigt. Nicht erst in dieser Saison. Er war ja auch in den letzten Jahren im Gesamtweltcup immer unter den besten drei. Das ist beeindruckend. In diesem Jahr ist er den letzten Schritt gegangen und springt auch noch sehr konstant. Wenn man seine Punkte sieht, ist es schon fast erschreckend. Wahrscheinlich wird er auch den Punkterekord schaffen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er bei letzten Wettbewerben nicht mehr auf das Podest kommt. Er springt sensationell, seine Technik ist Wahnsinn. Gerade weil das Feld eigentlich sehr dicht zusammen ist, macht es umso mehr Eindruck, wie er uns um die Ohren fliegt.

 


Berkutschi: Peter hat in dieser Saison bei der Vierschanzentournee auch nach vielen Jahren die Österreicher schlagen können. Wie groß ist die Motivation zur Revanche?
Kraft: Die ist schon da (lacht). Aber jetzt redet ja auch keiner mehr von unserer Serie (lacht). Man sieht, dass man selbst noch Reserven hat und im Sommer umso härter arbeiten muss.

 


Berkutschi: Womit beschäftigst du dich kurz vor Ende der Saison? Denkt man schon an den nächsten Winter und die Weltmeisterschaften? Oder freut man sich nur darauf, dass bald eine Pause kommt?
Kraft: Sowohl als auch. Man ist schon froh, wenn eine wenig Ruhe einkehrt. Aber man macht sich auch Gedanken darüber, was man in der nächsten Saison vielleicht besser machen kann. Es gibt Vorbesprechungen zur Trainingsplanung.

 


Berkutschi: Wie groß ist nach der erfolgreichen Woche in Finnland die Vorfreude auf die WM in Lahti im nächsten Jahr?
Kraft: Ich mag die Schanze in Lahti sehr gern. Ich glaube, das wird ein sehr cooles Skifest da oben. Wir fühlen uns dort wohl. Und ich denke, wir werden eine schlagkräftige Truppe zusammen bekommen und um die Medaillen kämpfen.

 


Berkutschi: Was hast du dir für die letzten Wettbewerbe in Titisee-Neustadt und Planica vorgenommen?
Kraft: Schon noch einiges. Vor allem Planica ist nochmal ein absolutes Highlight. Da freut sich jetzt schon jeder extrem drauf. Das letzte Jahr habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Die Schanze in Planica ist perfekt gelungen. Ich möchte möglichst viele Sprünge auf 200 oder 220 Meter zeigen. Und vielleicht noch einmal auf dem Stockerl stehen. Die Stimmung wird sicher auch sensationell. Es waren schon am Kulm beinah mehr slowenische Fans als Österreicher. In Planica wird es sicher noch einmal so richtig abgehen (lacht).

 


Berkutschi: Hast du schon Pläne für den Urlaub?
Kraft: Noch keine genauen. Ich werde sicher erst einmal etwas Zeit zu Hause verbringen, Ski fahren und den Winter genießen. Danach werde ich sicher auch etwas Sonne tanken.

 


Berkutschi: Vielen Dank und alles Gute für das Finale der Saison.