Kranjec: „Muss mein Fluggefühl wieder finden“
In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Robert Kranjec (34).
Robert Kranjec, Skiflugweltmeister von 2013, war bereits beim Gewinn der Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb bei den olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City eine feste Größe im slowenischen Team. Neben einem Weltcupsieg im Skispringen, 2005 in Kuusamo, kam der Skiflugspezialist auch zu vier Erfolgen von den größten Bakken der Welt. Nach einem durchwachsenen letzten Winter konnte Kranjec im FIS Grand Prix mit drei Podiumsplätzen im vergangenen Sommer wieder auf sich aufmerksam machen, ehe er sich bei einem Trainingssturz in Innsbruck im Oktober einen Ellbogenbruch zuzog.
Berkutschi: Hallo Robert, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es dir?
Robert Kranjec: Insgesamt geht es mir gut. Ich habe noch starke Schmerzen. Heute bin ich zum ersten Mal wieder gesprungen, insgesamt fünf Versuche. Ich kann die Leistung aber noch nicht wirklich einschätzen, versuche erst einmal wieder ein Gefühl zu bekommen.
Berkutschi: Bist du direkt wieder von der Großschanze gesprungen?
Kranjec: Nein, es war eine kleinere Schanze in Kranj.
Berkutschi: Wie zuversichtlich bist du, dass du beim Weltcup-Opening in Klingenthal dabei sein kannst?
Kranjec: Ich hoffe es natürlich. Im Moment muss ich mich aber darauf konzentrieren, mein Fluggefühl wieder zu finden. Im Anlauf ist das schon ganz in Ordnung. In der Luft fühlt es sich aber seltsam an. Ich kann meinen linken Arm nicht durchstrecken.
Berkutschi: Du hattest eigentlich einen sehr starken Sommer mit mehreren Podestplätzen im Grand Prix. Wie zufrieden bist du mit diesen Monaten?
Kranjec: Es lief bis zu den Continentalcups in Stams gut. Die Sprünge waren nicht perfekt, aber in Ordnung, auf einem hohen Level. Dann kam leider der Sturz.
Berkutschi: Wie schwierig ist es jetzt in dieser kurzen Zeit wieder auf die Schanze zurück zu kommen?
Kranjec: Ich bin 15 Tage lang nicht gesprungen wegen der Operation, konnte nur Krafttraining machen. Ich muss hoffen, dass mein Fluggefühl zurückkommt. Ich werde auch morgen und übermorgen in Kranj springen. Nächste Woche sind wir wahrscheinlich in der Ramsau. Ich brauche einfach noch mehr Sprünge.
Berkutschi: Die letzte Weltcupsaison war nicht deine beste. Kannst du im nächsten Winter wieder die Spitze angreifen? Oder sind Vorhersagen momentan schwer möglich?
Kranjec: Es ist sehr schwer zu sagen. Bei meinen Sprüngen heute hatte ich Angst. Ich bin in Innsbruck unmittelbar nach dem Absprung gestürzt. Es war ein sehr schwerer Sturz, ich habe den linken Ski verloren. Nach einem solchen Sturz ist es nicht so leicht, wieder zu springen.
Berkutschi: Ergebnisse spielen im Moment also keine große Rolle für dich?
Kranjec: Genau. Ich möchte einfach in Klingenthal dabei sein. Nach dem Training und der Qualifikation werde ich sehen, wo ich stehe. Vielleicht Top 30 oder Top 15. Das weiß ich noch nicht.
Berkutschi: Lass uns etwas weiter schauen. Dein Highlight der nächsten Saison dürften die Skiflugweltmeisterschaften sein. Wie sehr freust du dich auf den Kulm?
Kranjec: Ich hoffe, dass ich dabei sein kann. Zunächst steht zuvor die Vierschanzentournee an. Das ist auch sehr wichtig. Man muss dort gut springen, denn kurz danach folgen bereits die Weltmeisterschaften. Ohne gute Ergebnisse zuvor, ist es schwer eine gute Weltmeisterschaft zu springen.
Berkutschi: Du hast auch sehr starke teaminterne Konkurrenz. Wie schwierig ist es, sich überhaupt für die Weltcupmannschaft zu qualifizieren?
Kranjec: Wir haben viele junge Leute im Team. Aber das ist gut so. Das ist ein toller Antrieb. Man muss jeden Tag hart arbeiten, um mit den Jungs mithalten zu können. Ich mag diese Situation.
Berkutschi: Welche Erinnerung hast du an das dramatische Saisonfinale in Planica?
Kranjec: Jurj war Vierter nach dem ersten Durchgang, Peter kam zuletzt. Niemand konnte wissen, wie es ausgeht. Jurj hat einen sehr guten Sprung gemacht. Niemand kann jeden Tag gewinnen. Alles war fair.
Berkutschi: Wie sehr wünschst du Peter, dass er sich den Traum vom Gesamtweltcup noch erfüllen kann?
Kranjec: Das werden wir sehen. Im Moment mischt ja plötzlich auch sein jüngster Bruder mit. Für den Gesamtweltcup braucht man auch etwas Glück. Es sind sehr viele Wettbewerbe, man muss permanent unter den besten Zehn oder sogar unter den besten Fünf sein.
Berkutschi: Was traust du dem slowenischen Team insgesamt in der neuen Saison zu?
Kranjec: Ich hoffe, wir können den nächsten Schritt in unserer Entwicklung nehmen. Das wäre gut. Wenn bei der Weltmeisterschaft alle Vier auf hohem Level springen, wird Slowenien sehr stark sein.
Berkutschi: Wir drücken dir die Daumen und hoffen, dass wir dich in Klingenthal sehen.