Nochmal Olympia wäre ein Traum

Erstellt am: 30.06.2015 09:25 / kb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Ulrike Gräßler (28), deutsche Skispringerin.

Der erste Contintentalcup der Damen auf Schnee vor mehr als 10 Jahren, die erste WM-Entscheidung, Weltcup- und Olympiapremiere im Damenskispringen – Ulrike Gräßler war immer dabei. Die Klingenthalerin, Vize-Weltmeisterin von 2009, konnte 15 Continentalcups gewinnen, stand im Weltcup zweimal auf dem Podest und zählt seit mehr als einem Jahrzehnt zu den besten Skispringerinnen der Welt.

 

Berkutschi: Hallo Ulrike. Wie hast du die skisprungfreie Zeit verbracht?
Ulrike Gräßler: Ich habe versucht, einmal ein bisschen Abstand zum Skispringen zu gewinnen. Erholung und Regeneration waren angesagt, Freizeit mit Freunden verbringen. Die unmittelbare Zeit nach der Wintersaison ist ja auch die einzige Gelegenheit Urlaub zu machen. Trotzdem war ich zweimal die Woche im Kraftraum und habe etwas zur Erhaltung gemacht. Nebenbei auch andere Sachen wie Rennrad fahren. Im Mai war ich dann wieder zur jährlichen Fortbildungswoche bei der Bundespolizei in Bad Endorf.

 

Berkutschi: Ging es im Urlaub in die Sonne oder in die Berge?
Gräßler: Eindeutig Sonne! Ich war zwei Wochen am Strand. Ich bin das ganze Jahr in den Bergen unterwegs, da zieht es mich doch in die Sonne und ans Meer.

 

Berkutschi: Es war gerade offizieller Trainingsstart beim DSV. Wie sehen die Planungen für die nächsten Wochen aus?
Gräßler: In den nächsten Wochen stehen zahlreiche Sprunglehrgänge an, dann ist es auch nicht mehr lange hin bis zu den Sommer-Grand-Prix-Wettbewerben. Für diese Springen möchte ich mich innerhalb des deutschen Teams qualifizieren und ordentliche Leistungen zeigen. Auch bei der Deutschen Meisterschaft in Oberstdorf möchte ich vorne mitkämpfen.

 

Berkutschi: Wie fällt dein Fazit zur letzten Saison aus?
Gräßler: Mit der letzten Saison bin ich natürlich nicht so zufrieden. Zwar hatte ich mich wieder für die WM qualifizieren können, aber im Weltcup lief es doch nicht wie erhofft. Der späte Einstieg ins  Training nach meiner Blinddarm-OP vor anderthalb Jahren hat sich dann doch wieder bemerkbar gemacht.

 

Berkutschi: Welche Ziele hast du noch als Sportlerin?
Gräßler: Ich möchte nach zwei weniger erfolgreichen Jahren wieder an mein früheres Leistungsniveau anknüpfen. Ein Traum wäre es, nochmal Olympia erleben zu dürfen - aber dann gesund und fit und nicht wie zuletzt krankheitsgeschwächt! In Sochi hatte mich leider zum ungünstigsten Zeitpunkt eine fiebrige Grippe erwischt. 2017 bei der WM möchte ich auch wieder im Mixedteam dabei sein.

 

Berkutschi: Wie siehst du die Situation im Damen-Skispringen allgemein? Was kann noch besser werden?
Gräßler: Mädchen auf den Schanzen sind heute etwas ganz normales, der Olympiatraum wurde für uns Springerinnen war, WM-Entscheidungen bringen hohe Einschaltquoten im Fernsehen, viele Verbände fördern intensiv das Frauenskispringen – eigentlich ist es eine richtige Erfolgsstory. Aber wenn ich mir den Wettkampfkalender der letzten Saison ansehe - der Sommer fand praktisch nicht statt und nur 14 Weltcups, dann ist das sehr Schade. Auch die hochinteressanten Mixed-Wettbewerbe finden keine Berücksichtigung. In der kommenden Saison sieht es ja schon etwas besser aus, aber man muss aufpassen, dass die Entwicklung nicht ins Stocken kommt. Mehr Continentalcups wären auch interessant, gerade auch wenn man nicht für das Weltcup-Team berücksichtigt wird. Und auch über mehr Wettbewerbe auf Großschanzen würde ich mich freuen.

 

 

Berkutschi: Wie schwierig ist es, sich als "Grande Dame" gegen die jüngeren Athletinnen im Team zu behaupten?
Gräßler: Danke für die "Grande Dame" (lacht). Die jungen Athletinnen drücken natürlich nach, aber ich konzentriere mich auf mich. Ich muss meine Leistungen bringen - so oder so!

 

Berkutschi: Welche Schlagzeile würdest du gern über dich lesen?
Gräßler: Vielleicht "Ulrike Gräßler findet zu alter Stärke zurück". Oder so ähnlich.

 

Berkutschi: Dann viel Erfolg für die weitere Vorbereitung und die kommende Saison!