„Weltmeisterschaft war das i-Tüpfelchen“

Erstellt am: 22.06.2015 12:32 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Markus Eisenbichler (24), deutscher Skispringer.

Markus Eisenbichler aus dem bayerischen Siegsdorf feierte sein Weltcupdebüt im Dezember 2011. Im vergangenen Winter zählte er durchgängig zum Weltcupkader des deutschen Skiverbandes, gehörte unter anderem zur Siegermannschaft beim Weltcupauftakt in Klingenthal.
Insgesamt achtmal gelang ihm der Sprung unter die besten 10, im Gesamtweltcup belegte er Platz 15.

 

Berkutschi: Hallo Markus, hattest du schon Zeit für Urlaub, seit Beendigung der Saison?
Markus Eisenbichler: Nein, bislang noch nicht. Ich absolviere eine Ausbildung bei der Bundespolizei.


Berkutschi: Wird es noch ein paar freie Tage im Sommer geben?
Eisenbichler: Ende August haben wir nochmal eine Woche frei. Dann geht es ans Meer. Fit halten muss man sich aber trotzdem. Dafür gibt es aber auch im Hotel genügend Möglichkeiten.


Berkutschi: Schauen wir zurück auf die letzte Saison. Es war dein erster kompletter Weltcupwinter. Wie fällt dein Fazit aus?
Eisenbichler: Es war besser, als erwartet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so mithalten kann und bis zum Ende dabei bin. Es war schon toll, wie es gelaufen ist.


Berkutschi: Was war dein persönliches Highlight?
Eisenbichler: Ganz klar, die WM-Teilnahme. Es ist gut zu wissen, dass man zu den fünf besten Skispringern der Nation gehört, und zu diesem Großereignis fahren darf. Das war mein Ziel und letztlich das i-Tüpfelchen in der Saison.


Berkutschi: Es war insgesamt eine sehr erfolgreiche Saison für das deutsche Skispringen. Vor allem natürlich für Severin Freund. Man sagt oft, dass Skispringen ein Einzelsport ist. Wie sehr freut man sich trotzdem, wenn der Mannschaftskamerad so viele Titel einsammeln kann?
Eisenbichler: Wir haben uns alle wahnsinnig gefreut. Wir haben eine ziemlich gute Dynamik im Team und da freut sich jeder mit dem Anderen mit. Es war unglaublich, dass es dann am Ende wirklich noch mit dem Gesamtweltcupsieg für Severin geklappt hat.


Berkutschi: Wieviel bedeutet dir der Nationencup?
Eisenbichler: Es war ein Ziel, dass wir uns mit der Mannschaft und den Trainern gesteckt hatten. Ganz so spannend wollten wir es am Ende zwar eigentlich nicht mehr machen. Aber es hat gereicht.


Berkutschi: Wenn man nach Norwegen oder Slowenien schaut, gibt es dort sehr viele hoffnungsvolle Talente. Wie gut siehst du das deutsche Skispringen im Vergleich dazu aufgestellt?
Eisenbichler: Ich denke, wir müssen uns nicht verstecken. Das sieht man zum Beispiel an Andreas Wellinger. Es rücken jedes Jahr Athleten auch im C-Kader nach, die viel Potenzial mitbringen. Wir haben gut gearbeitet, um zu verhindern, dass es dort wieder eine Durststrecke gibt.


Berkutschi: Inwiefern verschärft der starke Nachwuchs die Konkurrenzsituation in der Mannschaft?
Eisenbichler: Da mache ich mir nicht viele Gedanken drüber. Ich muss mich auf mich konzentrieren, meine Leistung abrufen. Dann passt das auch.


Berkutschi: Im vergangenen Jahr hast du dich gerade im Sommer für das Weltcupteam angeboten, mit sehr guten Ergebnissen im Grand Prix und auch im Continentalcup. Wie wichtig wird der nächste Sommer? Freust du dich auf den Grand Prix?
Eisenbichler: Der Sommer ist immer wichtig. Es geht darum, Grundlagen zu schaffen und auf ein gewisses Niveau zu kommen. Es wird viel getestet. Das Ziel ist es, so durch den Sommer zu kommen, dass man im Winter dann zu seiner Topform findet. Auch wenn sich das natürlich nicht immer planen lässt. Auf den Grand Prix freue ich mich schon. Wisla ist immer ziemlich cool, da sind ziemlich viele Zuschauer. Und es ist besonders schön, dass Hinterzarten wieder dabei ist.


Berkutschi: Worauf freust du dich mit Blick auf die neue Saison besonders?
Eisenbichler: Die Skiflug-WM am Kulm. Da möchte ich auf jeden Fall gern dabei sein. Die Schanze hat mir schon letztes Jahr sehr gut gefallen.


Berkutschi: Hast du so etwas wie eine Lieblingsschanze?
Eisenbichler: Klingenthal mag ich sehr gern und Vikersund habe ich auch lieben gelernt.


Berkutschi: Vikersund ist sehr speziell, es gibt nicht viele Springer, denen es gelingt, diese Anlage wirklich auszuspringen. Was ist das Geheimnis?
Eisenbichler: Gerade das macht den Reiz aus. Man merkt, wenn man den Sprung trifft, dass man mal eben 30, 40 Meter weiter fliegt. Da ist selbst unter den Flugschanzen etwas Besonderes. Ich habe aber im Allgemeinen noch nicht so viele Flüge gemacht, als dass ich ein Erfolgsgeheimnis haben könnte. Man muss dort einfach am Limit springen und viel riskieren, mit viel Geschwindigkeit über den Vorbau kommen. Das hat man auch bei den Rekordflügen von Prevc und Fannemel gesehen.


Berkutschi: Werner Schuster hat im Winter seinen Vertrag verlängert und wird dem DSV weiterhin erhalten bleiben. Du hast in deinem Sportlerleben sicher schon mit sehr vielen Trainern gearbeitet. Was ist besonders charakteristisch für ihn? Was zeichnet ihn aus?
Eisenbichler: Er ist sehr zielstrebig. Er weiß, was er will und er weiß auch, was er von den Sportlern ertwartet. Das geht er gemeinsam mit jedem Sportler durch, um ihn voran zu bringen. Das zeichnet ihn sehr aus. Und er lässt einen auch nicht hängen, wenn es mal nicht so läuft.
Er hat über die Jahre eine andere Struktur reingebracht. Das war ausschlaggebend. Auch für mich, als ich noch als jüngerer Springer im C-Kader war. Davon haben wir sehr profitiert.


Berkutschi: Wie sehen die nächsten Wochen in der Vorbereitung aus?
Eisenbichler: Unter der Woche steht wie gesagt die Ausbildung bei der Bundespolizei auf dem Programm, dazu das Training. Am Wochenende versuchen wir dann, irgendwo hin zu kommen, wo wir springen können. Bisher läuft es nach Plan.


Berkutschi: Letzte Frage: Welche Schlagzeile würdest du gern über dich im Lauf der Saison lesen?
Eisenbichler: „Eisenbichler steht auf dem Treppchen.“

Berkutschi: Dann drücken wir dir die Daumen und wünschen noch viel Erfolg für die weitere Vorbereitung.