Chika Yoshida: „Der Weltcupkalender ist ausbaufähig“

Erstellt am: 21.03.2015 16:15 / sb

Chika Yoshida, Jahrgang 1970, geboren in Tokyo, lebt seit über 20 Jahren in Innsbruck (AUT).  Bei Einführung  des Damen-Weltcups 2011/2012 war Yoshida zunächst  FIS Koordinatorin, ab 2012/2013 dann FIS Race Director Ladies Ski Jumping. Bei Berkutschi spricht sie über die zurückliegende Weltcupsaison der Damen sowie über die Planungen für die Zukunft.

Berkutschi: Gratulation Chika Yoshida zur vergangenen Saison der Skispringerinnen. Es gab hochklassige und spannende Wettkämpfe der Damen. Das Niveau ist sichtbar nochmal eine Stufe besser geworden und die Spitze enger zusammengerückt. Da hat es wirklich Spaß gemacht den Damen bei ihren Wettkämpfen zuzuschauen.

Chika Yoshida: Vielen Dank. Ja, der vergangene Winter war in der Tat sportlich hochwertig und die Spitze war so dicht zusammen wie nie zuvor. Wir hatten Athletinnen aus 5 Nationen in den Top 10, das zeigt, dass es eine ausgeglichene Saison war. Wichtig war aus meiner Sicht auch, dass wir während des ganzen Winters keine ernsthaften Verletzungen während der Wettkämpfe hatten, auch das spricht für die Qualität der Athletinnen.


Berkutschi: Ein Punkt, den fast alle Athletinnen aber dennoch kritisieren, ist die geringe Anzahl der Wettkämpfe im vergangenen Winter. Es gab lange Wettkampfpausen im Dezember und nach der Weltmeisterschaft in Falun.
Dazu außer bei der WM kein einziges Mixed-Team Springen. Warum hat es so wenige Wettkämpfe für die Damen gegeben?

Yoshida: Grundsätzlich war ich mit dem Kalender zufrieden, ich verstehe aber, wenn die Wettkampfpausen nicht allen Athletinnen gefallen.
Um den Hintergrund zu verstehen muss man sich das Prinzip der FIS Kalenderplanung ansehen.
Der Kalender der Damen, und das gilt auch für den Kalender der Herren, entsteht entsprechend der Anträge der Nationalen Ski-Verbände. Wir haben im vergangenen Winter an allen Weltcup-tauglichen Orten für die von dem jeweiligen Verband eine Anfrage vorlag, auch einen Wettkampf durchgeführt.
Der Verband stellt zu einem vorgegebenen Termin einen Antrag. Dann stellt die FIS anhand der Anträge und in Absprache mit den einzelnen Veranstaltern den Saisonkalender zusammen.
Wenn man sich als Vergleichsbeispiel den Weltcup-Kalender der Herren anschaut, ist dieser komplett voll und trotzdem können nicht alle Orte die einen Weltcup haben möchten auch einen bekommen. Es gibt deutlich mehr Anfragen als im Lauf eines Winters Weitzuspringen durchgeführt werden können.


Berkutschi: Das bedeutet, dass beispielsweise aus den USA, Finnland, Italien, Frankreich und Kanada gar kein Antrag auf die Durchführung eines Damen Weltcups vorlag? Aus Deutschland und Österreich jeweils nur aus einem Ort?

Yoshida: Ja, das ist richtig. In den USA (Park City) wurden beispiesweise in den vergangenen Jahren (2004 - 2008) zwar immer wieder hochklassige COC Springen der Damen durchgeführt, einen Antrag für einen Damen-Weltcup gab es danach aber nicht.
Aus Japan kamen dagegen beispielsweise Anträge aus Zao und Sapporo, an beiden Orten werden jeweils zwei Weltcups durchgeführt.


Berkutschi: Warum hat es in Lillehammer kein Mixed Team Springen gegeben? Damen und Herren waren gemeinsam dort, beide Schanzen waren fertig präpariert.

Yoshida: Weil der Norwegische Verband nicht für ein Mixed Team Springen angefragt hatte.


Berkutschi: Wenn also Anträge von weltcuptauglichen, neuen Orten bei der FIS eintreffen, würde der Kalender entsprechend ausgebaut werden?

Yoshida: Ja, die Verantwortlichen der Verbände kennen das Procedere. Die Nationalen Verbände haben die Möglichkeit, bis spätestens zur FIS Subkomitee-Sitzung Anträge auf Wettkämpfe zu stellen.