Hajek: Dem Tod von der Schippe gesprungen

Erstellt am: 13.01.2010 14:56 / os

Dass Antonin Hajek beim Skifliegen in Bad Mitterndorf auf Rang vier und sieben geflogen, ist nicht nur eine Überraschung, sondern fast schon ein Wunder. Denn der 22-Jährige wäre vor knapp zwei Jahren bei einem schweren Autounfall fast ums Leben gekommen.

 

Unweit seiner Wohnung war Hajek mit seinem Wagen von der Straße angekommen und blieb schwer verletzt im Wagen liegen. Mit letzter Kraft erreichte er per Handy seinen Vater, der die Rettung seines Sohnes in die Wege leitete.

 

Nach Not-OP nicht gewusst, ob er noch am Leben war

"Er ist dem Tod gleich zweimal von der Schippe gesprungen", sagte sein ehemaliger Trainer Richard Schallert im Gespräch mit Berkutschi. "Einmal beim Unfall und dann noch einmal in der Klinik. Er hatte zig innere Verletzungen und dann hatte er Blut im Bauchraum und musste einer Not-Operation unterzogen werden. Als er davon aufwachte, so sagte er mir, habe er nicht gewusst, ob er überhaupt noch am Leben war", beschreibt Schallert mit dramatischen Worten die Situation seines Schützlings, den er später auf der Intensivstation besuchte. "Da ging es einfach nur noch ums Überleben und nicht um Skispringen", erzählte der Österreicher, der mittlerweile beim Deutschen Skiverband arbeitet.

 

"Wir haben den Kontakt gehalten. Nach zwei oder drei Monaten fing er dann mit einer leichten Therapie an. Es war eine Art Maschine, die seine Beine führte. Er konnte sie noch nicht von alleine bewegen. In dieser Zeit war an eine Fortsetzung seiner Karriere nicht zu denken", so Schallert. Doch Hajek erwies sich als zäher Bursche. "Es war für mich sehr schwer. Ich konnte drei oder vier Monate gar nichts machen", sagte er im Interview mit Berkutschi.

 

Bei der WM in Liberec besuchte er die Kollegen

Er kämpfte weiter und schon bald zeichnete sich ab, dass eine vollständige Heilung nicht mehr unmöglich war. Nach einer gewissen Zeit, die er im Rollstuhl verbrachte, ging es stetig bergauf mit dem Leichtgewicht. Bei der WM in Liberec im vergangenen Jahr besuchte er seine Kollegen. Auch da humpelte er noch und zog ein Bein hinterher.

 

Im Sommer machte Hajek weiter gute Fortschritte und es deutete sich an, dass Schallerts Nachfolger David Jiroutek auf den 22-Jährigen hoffen durfte. "Ich habe ganz langsam mit dem Training angefangen. Das letzte halbe Jahr war viel besser. Ich konnte wieder 100 Prozent trainieren, das kostete aber viel Arbeit und Kraft, wieder so zu springen", erklärte Hajek.

 

Gutes Comeback im Continentalcup

Beim Continentalcup-Auftakt in Rovaniemi Anfang Dezember war Hajek dann mit am Start. Er kam auf Rang 43 bei seinem Comeback und am Tag darauf wurde er schon 29. In Engelberg kurz nach Weihnachten kam es dann zur Leistungsexplosion. Beim Continentalcup am 27. Dezember wurde er Fünfter und verpasste das Siegertreppchen nur um 0,4 Punkte. Am Tag darauf schaffte er es dann auf das Podest. Rang zwei mit nur 1,3 Zählern Rückstand auf den Sieger. Hajek war zurück.

 

Beim Skifliegen in Bad Mitterndorf gelang ihm dann der große Wurf. Wie aus dem Nichts flog der Tscheche von Dukla Liberec in die Weltspitze und zum besten Ergebnis seiner Karriere. "Ich bin jetzt wieder in guter Form", freute er sich nach dem vierten Platz in der Steiermark. Beim erste Wettkampf am Samstag ließ er sogar den größten Flieger aller Zeiten, Gregor Schlierenzauer, hinter sich.

 

"Ein ganz netter Kerl"

"Dass er so zuschlägt, ist schon eine Riesen-Überraschung", so Schallert. "Beim Fliegen kam er immer schon gut zurecht, da kommt ihm seine gute Technik zuhilfe", meinte Schallert. "Er war immer schon technisch sehr gut, hatte aber Defizite in den Kraftwerten. Er sagte mir, dass er jetzt natürlich noch viel weniger Kraft habe, was ja ganz logisch ist nach dieser schweren Verletzung und der langen Pause. Doch als er in Engelberg aufs Treppchen sprang, da dachte ich, hoppla, da geht was", beschreibt Schallert das grandiose Comeback seines ehemaligen Schützlings, über das er sich sehr freut: "Der Toni ist ein ganz netter Kerl. Das hat mich sehr gefreut!"

 

Jetzt ist Hajek wieder zurück und will vor allem auf den Flugschanzen die Großen ärgern. Und wer weiß: Vielleicht krönt er sein Comeback ja mit einer Medaille bei der Skiflug-WM in Planica am Ende der Saison. Dann wäre sein Comeback eines der größten, dass es im Sport je gegeben hätte, sicherlich vergleichbar mit dem eines Hermann Maier oder Thomas Muster, die ebenfalls nach schweren Verkehrsunfällen wieder zurück kamen.