Freud und Leid bei Jakub Wolny

Erstellt am: 09.10.2014 19:11 / sb

Gemeinsam mit dem Norweger Philipp Sjoeen zählte Jakub Wolny zu den Entdeckungen des Skisprung-Sommers. Bis zu seinem Sturz in der Qualifikation zum Grand Prix-Finale in Klingenthal beeindruckte der 19-jährige Beobachter und Teamkollegen gleichermaßen.

Doch auch die etwa 5- bis 6-wöchige Pause, die er nun wegen einer Knieverletzung einlegen muss, wird den jungen Polen wohl nicht aus der Bahn werfen.

Jakub Wolny wurde im südpolnischen Bielsko-Biala geboren und wuchs dadurch im absoluten Mekka des Skispringens auf. Wenige Kilometer von den Skisprungzentren Zakopane und Wisla entfernt, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als den Sprunglauf einmal selbst auszuprobieren. Mit sieben Jahren war es so weit - und er entdeckte sofort seine Leidenschaft.

Vom FIS-Cup zum Weltmeister

Bei seinem FIS-Cup-Debüt in Szczyrk landete der junge Pole im Januar 2011 nur auf einem undankbaren 57. Platz und kam auch in der folgenden Saison nicht über die hinteren Ränge hinaus. Umso grandioser waren die 13. und 17.Ränge, welche Wolny bei seinem ersten Continental Cup im August 2013 in Finnland erreichte. Der Knoten schien auf der windanfälligen Schanze Kuopios geplatzt zu sein, denn Wolny errang beim anschließenden FIS Cup in seiner Heimat Zakopane den 3. Podestplatz und legte den Grundstein für eine rasante Karriere.
Bei den Junioren Weltmeisterschaften im italienischen Val di Fiemme 2014 siegte er sowohl im Einzelwettkampf als auch im Mannschaftsbewerb mit seinen polnischen Teamkollegen Klemens Mura?ka, Krzysztof Biegun und Aleksander Zniszczo?.

Klingenthal als Fluch und Segen

Es schien fast so, als habe der 19-jährige 2014 als sein persönliches Siegesjahr auserkoren. Der Weltmeistertitel im Januar läutete eine Erfolgsserie ein, die seinesgleichen sucht.
Jakub Wolny startete im Sommer sowohl beim Continentalcup als auch im FIS Grand Prix und landete bei 22 von 24 Wettkämpfen unter den besten 30. In seiner Heimat Wisla wurde der Youngster zweimal vierter beim COC im August und verpasste nur haarscharf das Podest.
Im September folgte das erste denkwürdige Klingenthal-Wochenende des Riesentalentes. Der junge Pole hatte mit einer Weite von 140 Metern den Sieg bis zur Materialkontrolle sicher. Aufgrund eines nicht regelkonformen Anzugs wurde er auf den 30. Rang zurückversetzt. Zu neuen Höchstleistungen angespornt, siegte Jakub Wolny nur einen Tag später zum ersten Mal in seiner Karriere beim Continental Cup. Auch bei den folgenden Wettkämpfen im österreichischen Stams war das Nachwuchstalent den anderen Springern überlegen. Zwei Siege folgten, wodurch der Pole derzeit mit 515 Punkten die Gesamtwertung des Continental Cups anführt.


“Wir brauchen junge Kerle wie ihn!”

Auch beim FIS Grand Prix im österreichischen Hinzenbach brillierte Wolny, durch einen fantastischen vierten Rang bei der Qualifikation. Beim anschließenden Wettkampf konnte er sich mit einem 15. Rang ebenfalls gegen die Elite des Skisprungzirkus behaupten.
Jakub Wolny beendete den Sommer Grand Prix als drittbester Pole auf Rang 36 – bei nur vier absolvierten Wettbewerben. Seine Teamkollegen zeigen sich beeindruckt:
“Ich bin froh, dass Jakub dabei ist und sich so gut entwickelt”, sagt Doppelolympiasieger Kamil Stoch über seinen Teamkollegen. “Er beweist wie stark unser Team ist. Wir brauchen junge Kerle wie ihn”. Angst um seinen Platz im Team hat Stoch trotzdem nicht. “Jakub ist noch nicht lange dabei und muss sich erst konstant beweisen. Er ist gut, aber auch noch sehr jung, ich fühle mich, wie ich mich vorher gefühlt habe. Potential ist da, aber kein Druck für uns!”
Auch der beste polnische Springer des Sommers, Piotr Zyla, sieht großes Talent in dem Nachwuchsspringer. “Er ist wirklich gut im Moment und wenn er weiter so hart trainiert, kann er die gleichen guten Ergebnisse im Weltcup erzielen, wie im Conti-Cup.” Zusätzlicher Druck scheint im Team durch den Youngster auch bei ihm nicht aufgekommen zu sein. “Wir sind ein Team”, so Zyla. “Jeder mit Talent ist wichtig für uns!”

Talent und Siegeswille sind dem jungen Wolny nun wirklich nicht abzuerkennen und bestätigen die gute Förderung des Skisprungnachwuchses in Polen.

...wieder Klingenthal

Doch da war dann eben auch noch der zweite Wettbewerb in Klingenthal, das Grand Prix-Finale. Nach einem Sprung auf starke 138 Meter verkantete er bei der Landung, stürzte und zog sich eine unglückliche Knieverletzung zu.
Nach erfolgter Arthroskopie ist nun klar, dass Wolny etwa anderthalb Monate pausieren muss. Das Weltcup-Opening wird er damit wohl verpassen. In Klingenthal. Wo Freud und Leid des Jakub Wolny so nah beieinander liegen.
Zumindest muss er aber das Wolny-Jahr 2014 noch nicht völlig abschreiben.