Ahonen ein Glücksfall für Väätäinen
Janne Väätäinen betreut seit 2008 die finnischen Skispringer. Er löste Timmi Nikunen ab, unter dem er vorher schon vier Jahre Co-Trainer war. Bei der WM in Liberec blieben die Finnen ohne Medaille. Doch in dieser Saison wird Janne Ahonen wieder mit von der Partie sein und Väätäinen freut sich auf die Rückkehr des alten Haudegens. Im Interview mit Berkutschi.com erzählt der 34-Jährige unter anderem, wie wichtig Ahonen für das Team ist.
Berkutschi.com: Janne Väätäinen, der Sommer war nicht so überwältigend, sie landeten mit Finnland auf Rang sechs der Nationenwertung, nur Harri Olli wusste zu überzeugen. Belastete Sie das oder waren Sie ohnehin voll auf den Winter fixiert?
Janne Väätäinen: Naja, voll auf den Winter fixiert kann man nicht sagen. Wir haben schon mehr erwartet. Wir hätten gerne über die Quote zwei Weltcupstarter mehr für die erste Phase des Winters gehabt. Jetzt haben wir nur vier Starter und müssen mit dieser Situation leben. Das war so nicht geplant. Wir müssen nun das beste daraus machen. Immerhin dürfen wir in Kuusamo wegen der nationalen Gruppe mit acht Springern an den Start gehen, das hilft uns. Wir müssen bis zur Vierschanzentournee sehen, dass wir unsere Quote erhöhen, das ist unser vornehmliches Ziel für den ersten Teil der Saison.
Berkutschi.com: Mit Janne Happonen und Matti Hautamaeki sind zwei verletzte Springer wieder an Bord. Wie sind Ihre Erwartungen für den Saisonauftakt? Haben Sie die Chance in Kuusamo das Teamspringen zu gewinnen?
Väätäinen: Wir sind auf jeden Fall besser als im Sommer, das steht mal fest. Die letzten acht Tage haben wir sehr gut trainiert, wir waren in Rovaniemi und in Kuusamo. Alles sieht sehr gut aus momentan, so weit ich das überlicken kann. Ich habe keine Ahnung, auf welchem Level wir international stehen. Aber ich bin sehr zufrieden mit den letzten Tagen und bin sehr sicher, dass wir wesentlich weiter sind als im Sommer.
Berkutschi.com: Wie wichtig sind die ersten Wettbewerbe? Ist es ein Vorteil, gleich am Anfang vor eigenen Fans zu springen und womöglich mit einem Topresultat in die Saison einzusteigen oder spielt das keine Rolle?
Väätäinen: Auch diese Medaille hat zwei Seiten. Zum einen ist es ein Vorteil, vor eigenen Fans zu springen. Wir alle kennen die Anlage in Kuusamo sehr gut, weil wir da oft trainieren. Aber: Es gibt so viele andere Dinge um diesen Event herum, die wir beachten müssen und die auf uns einbrechen. Wir haben einfach eine ganze Menge Extraarbeit beim Auftakt. Insofern wäre es manchmal schöner, man könnte einfach irgendwo springen und müsste sich um nichts anderes als den Sport kümmern.
Berkutschi.com: Janne Ahonen feierte im Sommer ein großartiges und vielbeachtetes Comeback. Haben Sie ihm eine solche Leistung nach eineinhalb Jahren Pause zugetraut?
Väätäinen: Ich dachte, dass es wohl nicht so einfach für ihn werden würde. Aber er hat wirklich sehr hart gearbeitet und ist momentan in einer physischen Verfassung, wie ich ihn überhaupt noch nie erlebt habe. Er ist physisch in einer großartigen Form. Vor zwei Monaten war er noch nicht so gut, doch vor allem in den vergangenen Tagen ist er wesentlich besser geworden. Als er damals aufhörte, da war er nicht in seiner besten Verfassung. Er hatte viele kleinere Wehwehchen, Probleme, Verletzungen. Die vielen Jahre haben geschlaucht, er war müde und ausgebrannt. Vielleicht war diese Pause genau das, was er brauchte, um noch stärker zurück zu kommen.
Berkutschi.com: Ahonen arbeitet mit Tommi Nikunen zusammen. Was bedeutet das für Sie? Trainieren Sie oft gemeinsam?
Väätäinen: Er trainiert mit Tommi Nikunen, das ist richtig. Aber wissen Sie, das ist das System in Finnland. Alle Athleten haben ihre privaten Trainer. Sie trainieren in ihren Klubs mit den Heimtrainern. Ich übernehme die Springer dann bei den Lehrgängen und betreue sie während der Wettkämpfe. So ist das System und es funktioniert ja auch. Es wäre sehr schwer, das zu ändern. Wir haben sehr viele Vereine, viele kleine Vereine, in denen die Springer engagiert sind. Und diese Vereine liegen alle in verschiedenen Gegenden des Landes. Das kann man kaum anders auf die Beine stellen als mit dem System, das wir haben.
Berkutschi.com: Wie war denn die Reaktion in Finnland, als Ahonen seine Comebackpläne bekanntgab?
Väätäinen: Natürlich kam die Nachricht überraschend. Aber es war eine sehr positive Mitteilung für alle: Für die Medien, für den Finnischen Skiverband, für alle, die sich für Skispringen interessieren. Natürlich insbesondere für uns. Als Trainer gibt es nichts Größeres als einen Athleten wie Janne Ahonen in seinen Reihen zu haben.
Berkutschi.com: Hat das Comeback Ahonens irgendwelche Auswirkungen auf Ihre Arbeit? Ist es hilfreich, ihn im Team zu haben, allein weil er Druck von den jüngeren Springern nimmt?
Väätäinen: Ja, es ist genau das, was Sie gerade erwähnen. Er nimmt eine Menge Druck von den jüngeren Athleten. Er ist eine so ruhige Persönlichkeit, so wahnsinnig relaxed, das strahlt auf das gesamte Team aus. Ich denke, dass Janne mit seiner Art und seiner Erfahrung das geamte Team auf ein anderes Niveau heben wird.
Berkutschi.com: Wie oft werden wir Janne Ahonen denn in der kommenden Saison erleben?
Väätäinen: Oh, wir werden ihn ziemlich häufig sehen, denke ich. Er konzentriert sich auf Olympia, aber er wird mehrere Chancen wahrnehmen, sich mit den Besten der Welt zu messen, so lange er sich so fit fühlt wie momentan.
Berkutschi.com: Was sind Ihre Ziele für die kommende Saison? Mit Harri Olli, Ville Larinto und den Rückkehrern Janne Happonen und Matti Hautamaeki haben Sie ja auch ohne Ahonen eine starke Mannschaft.
Väätäinen: Es gibt drei Hauptevents in diesem Winter. Die höchste Priorität hat Olympia, dann kommt die Skiflug-WM und die Vierschanzentournee. Wir wollen bei allen drei Events erfolgreich sein.
Berkutschi.com: Erfolgreich sein, heißt das, sie wollen bei Olympia in Vancouver Medaillen sammeln?
Väätäinen: Absolut. Wir wollen unbedingt in Vancouver Olympiamedaillen holen.