Nur Schmitt übertrifft die Erwartungen
Die Saison eins unter Bundestrainer Werner Schuster ist Geschichte. Unter dem Strich steht ein gutes Jahr. Allen jahrelangen Unkenrufen zum Trotz hat es Martin Schmitt zurück in die Weltspitze geschafft. Er wurde Sechster im Gesamtweltcup, so gut war er seit 2002 nicht mehr, das ist sieben Jahre her! Die Silbermedaille auf der Großschanze bei der WM in Liberec bedeutet einen weiteren großen Triumph für Schmitt – und auch für Schuster.
Er hat ihm das Vertrauen in sein Können gegeben, er hat großen Anteil am Erfolg des mittlerweile 31-Jährigen. Acht Jahre nach seinem WM-Sieg in Lahti noch einmal eine WM-Medaille zu gewinnen, das ist eines der größten Comebacks des Skispringens.
Tiefpunkt war Platz zehn beim Teamspringen der WM
Tiefpunkt der Saison war der Tag nach dem großen Triumph: Beim Mannschaftsspringen der WM wollte der DSV unbedingt den Rückenwind aus Schmitts Coup nutzen und weiteres Edelmetall gewinnen, doch am Ende sprang Rang zehn heraus. Im Finale nur Zuschauer, nur Italien und Kasachstan hatte man in Schach gehalten. Es war das schlechteste Resultat seit der WM 1993 in Falun.
Bei der Tournee lief es gut, auch mannschaftlich. In Bischofshofen und in Oberstdorf waren drei Deutsche unter den Top Ten. Das war sehr erfreulich. Doch da sind wir auch bei dem zweiten Punkt, den es zu betrachten gilt. Im Schatten des Comebacks von Schmitt stagnierten Michael Neumayer und Michael Uhrmann. Erweitere Weltspitze, mehr war nicht drin. Martin Schmitt war nur in den beiden ersten Wettbewerben der Saison nicht der beste Deutsche. Das spricht Bände. Für Uhrmann ein verlorenes Jahr, für Neumayer ein Treten auf der Stelle. Sechste Plätze sind das Beste, was den beiden Bayern in dieser Saison gelang. Das ist nicht schlecht, aber den Mienen der Athleten konnte man ansehen, dass es nicht das ist, was sie sich gewünscht hatten.
Bodmer, Freund und Simon geben Anlass zur Hoffnung
Stephan Hocke zeigte gute Ansätze und gute Resultate, allein es fehlte der Ausreißer nach oben. Und das, was am dringlichsten gewünscht wird, nämlich ein schlagkräftiger Nachwuchs, will einfach nicht auf den Plan treten. Der Junioren-Weltmeister von 2008, Andreas Wank, vermochte es nicht, sich in der Spitze festzusetzen. Anlass zur Hoffnung geben Severin Freund, Pascal Bodmer und der Flieger Erik Simon. Auch Felix Schoft kann es schaffen, doch in der nächsten Saison ist die Schonzeit für die Jungen vorbei.
Hoffnungen setzt der Trainerstab auch in die Rückkehr von Georg Späth, der sich nach seinem Kreuzbandriss derzeit auf die nächste Saison vorbereitet. Doch sollten im kommenden Jahr bei Olympia in Vancouver Schmitt, Neumayer, Uhrmann und Späth das Team stellen, dann ist das die älteste deutsche Mannschaft der Geschichte. Das muss nicht einmal schlecht sein, aber es wirft definitiv kein gutes Licht auf den Nachwuchs im Lager der Deutschen.