Wimpernschlagfinale auf der Ziellinie
Die letzten drei Minuten des Skisprung Weltcups 2012-2013 waren bezeichnend für den gesamten Winter, es war so spannend wie noch nie.
Einzige Ausnahme: der einmal mehr überragende Gregor Schlierenzauer. Aber auch dem überragenden Schlierenzauer gelang es diesmal nicht, die Mannschaft der Österreicher im Nationencup zum neunten Sieg in Folge zu führen.
(Im Nationencup werden alle Weltcup-Punkte aus Einzel- und Teamspringen des gesamten Winters addiert. Am Ende gewinnt die Mannschaft mit den meisten Punkten).
Rückblende:
Mit der Winzigkeit von 46 Punkten Vorsprung (AUT 5096, NOR 5050 Punkte) auf Norwegen waren die Österreicher nach Planica gereist. Nach dem ersten Tag in Planica wurde der Abstand dann dank dem Sieg von Gregor Schlierenzauer - es war sein 50. Sieg - auf 92 Punkte ausgebaut, um dann am zweiten Tag nach dem Teamspringen wieder um 50 Punkte zu schrumpfen.
Soviel beträgt der Punktunterschied bei einem Teamspringen zwischen Platz 2 (Norwegen) und Platz 3 (Österreich).
Punkteverteilung Einzel- und Teamwettkampf »
Also betrug der Vorsprung der Österreicher vor Wettkampfbeginn am letzten Tag der Saison noch 42 Punkte.
Keine wirkliche Verschiebung gab es am Sonntag nach dem ersten Durchgang.
Wenn die Norweger die Österreicher jetzt noch überholen wollten, benötigten sie mindestens einen Spitzenplatz und mussten gleichzeitig darauf hoffen, dass den Österreichern im direkten Vergleich kein Spitzenplatz gelingt.
Bester Norweger nach dem ersten Durchgang am Sonntag: Rune Velta auf Platz 6, direkt dahinter der beste Österreicher Wolfgang Loitzl auf Platz 7 der Gesamtwertung.
Keine echte Chance also zu diesem Zeitpunkt für Norwegen, den Nationen-Coup am letzten Tag doch noch zu landen.
Doch dann rutscht im Finale Wolfgang Loitzl mit einem schwächeren Sprung zurück, und direkt danach gelingt Rune Velta - was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß - der entscheidende Traumflug. 217,5 Meter fliegt Velta und übernimmt die Führung. Velta behält die Führung auch nach den Sprüngen von Severin Freund, Kamil Stoch und Michael Neumayer, ist also bereits sicher auf dem dritten Endplatz. Das reicht aber immer noch nicht, um Norwegen in Führung im Nationencup zu bringen. Noch einen Platz muss Velta gut machen, Gesamtplatz zwei würde 20 Punkte mehr bedeuten als Platz 3, das würde reichen.
Slowenen machen den Unterschied
Wenn also einer der beiden noch oben stehenden Slowenen, Peter Prevc oder Jurij Tepes mit dem zweiten Sprung hinter Velta zurück fällt, wäre Norwegen Sieger im Nationencup. Zwei Slowenen in Top-Form sind das Zünglein an der Waage.
Peter Prevc springt, landet nach 212,5 Metern und das bedeutet in der Gesamtabrechnung 1,2 Pünktchen weniger als Rune Velta.
Der ist damit sicher mindestens auf Platz 2 und Norwegen beendet eine 8 Jahre dauernde Siegesserie der Österreicher. Letztlich mit einem grandiosen Flug am Finaltag von Planica.
Am Ende zwei Zahlen in einer Rangliste:
5605 Punkte für Norwegen - 5599 Punkte für Österreich.
Endstand Nationencup 2012/2013 »
Die Geschichte dahinter war ein großartiger Skisprungwinter und ein phantastisches Wimpernschlagfinale, das durchaus auch zwei Sieger verdient gehabt hätte.