Halbzeit-Bilanz: Was ist neu, was ist bewährt?

Erstellt am: 23.01.2012 23:19 / os

Mehr als die Hälfte aller Weltcupspringen der laufenden Saison ist bereits über den Bakken gegangen. Was brachte die Sprungzeit 2011/12 Neues, was wurde sozusagen zu einer Tradition? Wo gab es Veränderungen, worauf können sich die Fans verlassen?

 

Fangen wir mit dem Neuen an. Zuerst einmal gab es auf der norwegischen 'Trainerbank' nach neun Jahren Mika Kojonkoski einen neuen Coach: Wer dachte, ohne Mika Kojonkoski kann es doch gar keinen Skisprung-Weltcup mehr geben, der sah sich getäuscht. Es geht auch ohne den charismatischen Finnen. Und Alex Stöckl macht bei den Norwegern einen richtig guten Job. Stöckl und Kojonkoski kannten sich noch von ihrer Zeit beim ÖSV und die Empfehlung des scheidenden Finnen war keine schlechte. Anders Bardal ist in der Form seines Lebens, er hat in dieser Saison schon achtmal auf dem Treppchen gestanden, mehr als in den all den langen Jahren zuvor. Und das sind viele Jahre, denn Bardal ist schon seit 2001 im Weltcup dabei.

 

Die Ergebnisse von Rune Velta »

 

Doch bei den Norwegern gibt es auch bei den jungen Springern positive Tendenzen. Vegard Haukoe Sklett und Rune Velta haben sich etabliert, beide rangieren unter den Top 20 in der Weltcup-Gesamtwertung. Sie sind mit ihren 25 bzw. 22 Jahren zwar nicht mehr ganz jung, doch sie haben noch Entwicklungspotenzial und genügend Zeit für den Sprung nach ganz vorn.

 

Die Karriere von Richard Freitag »

 

Neu ist auch Richard Freitag - und zwar ganz vorne. Ein Sieg, vier Treppchen, der junge Deutsche ist mitten in der Weltspitze gelandet. Auch in Zakopane zeigte er wieder, dass er gute Nerven und eine Spitzentechnik hat. Freitag ist gut für weitere Siege. Neu unter den Besten der Welt ist auch Roman Koudelka. Der 22-jährige Tscheche springt extrem konstant. 7 - 10 - 7 - 8 - 5 - 6 - 6, das ist eine Ergebnisserie, die der sprungstarke Koudelka in dieser Saison abgeliefert hat. Die nächsten Treppchenplatzierungen sind nur eine Frage der Zeit. Die ruhige und gewissenhafte Arbeit der Tschechen hat auch bei Lukas Hlava gefruchtet. Der mittlerweile schon 27-Jährige war noch nie so gut wie derzeit.

 

Japaner haben gute junge Springer

 

Und sonst? Neu sind einige junge Japaner, die wenigstens ab und an weit nach vorne springen. Taku Takeuchi sprang eine fantastische Tournee, der 24-Jährige klopft an den Top Ten der Welt an. Und Daiki Ito ist ohnehin ein Top-Athlet. Die Japaner haben den Generationswechsel vollzogen und sie werden das auch an ihrem Heim-Wochenende in Sapporo beweisen.

 

Nicht neu sind die Siege der Österreicher. Fast schon Tradition ist es ja nun, dass der Tourneesieger vom ÖSV gestellt wird. Zum vierten Mal in vier Jahren hat mit Gregor Schlierenzauer ein ÖSV-Adler die Tournee gewonnen. Schlierenzauer kann ein ganz besonderes Jahr krönen: Im Februar 2011 wurde er in Oslo dreimal Weltmeister, dann gewann er die Tournee und nun könnte er in Vikersund wiederum in Norwegen mit dem Titel des Skiflug-Weltmeisters eine Wahnsinns-Siegesserie perfekt machen.

 

Schlierenzauer rüttelt schon an Nykänens Thron

 

Apropos neu: Wenn der Tiroler so weiter gewinnt, ist Matti Nykänen spätestens 2013 seinen 1. Platz in der Statistik mit den meisten Weltcupsiegen los. Der Finne steht bei 46 - Schlierenzauer fehlen sieben bis dahin. Neu ist auch ein Andreas Kofler im Gelben Trikot. Die Chancen für seinen erstmaligen Gewinn der Gesamtwertung stehen nicht schlecht.

 

Andreas Kofler in der Hall of Fame »

 

Neu ist auch eine Saison ohne Adam Malysz. Doch es hat sich gezeigt, es geht auch ohne das große polnische Sportidol. In Zakopane war trotzdem super Stimmung, die Hütte war voll und es gewann auch noch ein Pole: Kamil Stoch holte den emotionalen Heimsieg.

 

Wind- und Gatefaktor sind unverzichtbar geworden

 

Neu ist auch, dass die Finnen in der Team-Wertung nicht mehr unter den besten acht Teams rangieren. Ein schlimmes Resultat für die skisprungverrückte Nation. Die Gründe für das derzeitige Abschneiden sind sicher vielfältig, es bleibt einfach zu hoffen, dass die Finnen wieder auf die Beine kommen, sie sind ein wichtiger Bestandteil des Zirkus'.

 

Slowenen gut gerüstet

 

Das sind ohne Zweifel auch die Slowenen, die in Person von Robert Kranjec auch schon einen Sieg in dieser Saison feiern durften. Peter Prevc stand knapp vor dem Treppchen und viele andere Adler von Goran Janus sind wenigstens punktuell dazu in der Lage, nach ganz vorne zu fliegen. Den Slowenen braucht nicht bange zu sein vor der Zukunft.

 

Die Statistik des finnischen Teams »

 

Bewährt haben sich im Übrigen der Wind- und der Gatefaktor. Denn bei den Wetter- und Windbedingungen, mit dem die Veranstalter und die Jury in diesem Winter zu kämpfen hatten, wäre mit den alten Regelungen kaum ein Ergebnis zustande gekommen.