Freitag feiert historischen Triumph

Erstellt am: 11.12.2011 16:36 / os

Es ist eine dieser unglaublichen Geschichten, die nur der Sport schreibt. Richard Freitag hat knapp 29 Jahre nach dem einzigen Weltcupsieg seines Vaters Holger Freitag seinen ersten Weltcup gewonnen - und das an der gleichen Stelle, in Harrachov in Tschechien. Dort siegte Holger - damals noch für die DDR - am 8. Januar 1983.

 

Abgebrüht wie ein ganz Großer ließ sich Freitag im Finale nicht beeindrucken und bewahrte als Erster des ersten Durchgangs die Nerven. Der 20-Jährige segelte auf 137,5 Meter hinunter und gewann mit 292,4 Punkten souverän vor dem wieder erstarkten Thomas Morgenstern aus Österreich (283,9). "Ich kann schlecht beschreiben, wie es mir vor dem Finale ging. Es ist einfach der Wahnsinn", sagte Freitag und rang sichtlich gerührt nach den richtigen Worten: "Mein Vater wird sich ähnlich gefreut haben wie ich. Mal sehen, was jetzt zu Hause los ist, die freuen sich bestimmt riesig." Und dann fügte er an: "Mein Vater gewann nur einen Wettkampf, ich hoffe, dass ich das verbessern kann."

 

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Bestes DSV-Ergebnis seit knapp zehn Jahren

 

Das beste Ergebnis, das die Deutschen unter ihrem Trainer Werner Schuster erzielten, komplettierte der zweite DSV-Adler auf dem Podest, Severin Freund, der mit 277,8 Punkten Dritter wurde. "Die Österreicher sind schon stark, aber in Harrachov waren jetzt mal andere dran. Es freut mich wahnsinnig für den Richie, dass es hier geklappt hat", sagte Freund, der der Zimmergenosse des Tagessiegers ist. "Wir werden jetzt hoffentlich so weiter machen." Zuletzt standen zwei Deutsche am 13. März 2002 im schwedischen Falun auf dem Treppchen. Damals hatte Matti Hautamaeki gewonnen, Martin Schmitt und Sven Hannawald komplettierten das Treppchen vor fast zehn Jahren.

 

Sieger-Interview mit Richard Freitag »

 

Die Deutschen haben also die Lücke zu den Österreichern noch ein bisschen mehr schließen können, zumal Michael Neumayer als Neunter sein bisher bestes Saisonergebnis erzielte. Allerdings boten die ÖSV-Adler auch ein absolut fantastisches Mannschaftsbild: Andreas Kofler zeigte am Sonntag seine stärksten Sprünge in Harrachov und wurde Fünfter, David Zauner kam als Siebter einen Rang vor Gregor Schlierenzauer. Vier Österreicher also unter den besten Acht.

 

Video: Interview mit Thomas Morgenstern »

 

"Ich habe an diesem Wochenende sehr viel weiterentwickelt. Endlich konnte ich wieder jenes Gefühl im Sprung finden, das ich gesucht habe und das mich in der Vergangenheit stark gemacht hat. Vom Gesamtpaket bin ich zwar noch nicht perfekt aufgestellt, aber das sind Kleinigkeiten, die ich bis zur Tournee noch hinbekommen werde", meinte Morgenstern, der den Organisatoren für "zwölf Sprünge unter guten Bedingungen" an diesem Wochenende dankte. 

 

Bardal stark - Kranjec etabliert sich ganz vorne

 

Rang vier ging an die Norweger, der starke und stabil fliegende Anders Bardal ist derzeit der mit Abstand beste Adler von Trainer Alexander Stöckl. Sechster wurde Robert Kranjec, der sich richtig fett eingeigelt hat inmitten der Weltspitze. Bei Simon Ammann zeigt die Formkurve nach Rang zehn eine Woche vor seinem Heimspiel in Engelberg nach oben.

 

Video-Interview mit FIS Renndirektor Walter Hofer

 

Damjan von 28 auf 11 - Hlava stabil

 

Jernej Damjan zeigte einen außergewöhnlichen Wettkampf. Der Slowene, der schon beim Teamspringen der beste seiner Equipe war, lag nach dem ersten Durchgang nur auf Rang 28, verbesserte sich aber im Finale mit einem Wahnsinnssprung auf den 11. Platz. Die Slowenen werden also zufrieden sein mit ihrem Sonntags-Ergebnis.

 

Die Certak-Schanze in Harrachov »

 

Die Polen müssen momentan etwas kleinere Brötchen backen. Kamil Stoch war als 13. der beste Springer seiner Mannschaft. Neben ihm hatte es nur Piotr Zyla (25.) ins Finale geschafft. Für die Tschechen war einmal mehr Lukas Hlava (ebenfalls 13.) der Beste. Er kompensierte das Fehlen des gestürzten Roman Koudelka, der aber in Engelberg schon wieder in den Weltcup zurückkehren wird.

 

Kornilov und Koivuranta bleiben schon in der Quali hängen

 

Etwas überraschend hatte Andrea Morassi nach zuletzt vorzüglichen Leistungen den Sprung ins Finale verpasst. Auch Martin Schmitt holte keine weiteren Weltcupzähler. Mit Anton Kalinitschenko (26.) hatte es nur ein Russe ins Finale geschafft, Denis Kornilov war schon in der Qualifikation hängengeblieben. Auch für Finnland sammelte nur Janne Happonen Punkte - er wurde 17. Anssi Koivuranta war auch schon in der Quali gescheitert. Ebenfalls einen Athleten brachten die Italiener und die Franzosen in die Punkte. 22. wurde Sebastian Colloredo, der Franzose Mayer holte als 29. zwei Zähler.

 

In der Weltcup-Gesamtwertung fährt Kofler als souverän führender nach Engelberg. Mit 358 Punkten führt der ÖSV-Adler vor seinem Landsmann Schlierenzauer (302) und Freitag (294).

 

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