Formbarometer nach der Skandinavien-Tour

Erstellt am: 07.12.2010 11:49 / os

Die ersten Wettkämpfe der Saison sind vorüber und es hat sich in Skandinavien relativ eindeutig abgezeichnet, wer zum Saisonstart schon in WM-Form ist und wer noch aufholen muss.

 

5 Fragen - 5 Gesichter mit Thomas Morgenstern »

 

Es sind zwei Österreicher, zwei Finnen, ein Schweizer und einige Norweger, die einen super Start in die Saison zeigten. Mit Andreas Kofler und Thomas Morgenstern verfügen die ÖSV-Adler über zwei Siegspringer, die derzeit ihre Sprünge voll automatisiert und stabil abspulen. "Ich denke, dass ich nach den zwei Wochen in Skandinavien ein sehr positives Resümee ziehen kann", analysierte Tourneesieger Kofler seine ersten Ergebnisse. Der Tiroler durfte zum ersten Mal in seiner Karriere mit dem Gelben Trikot springen. Ein weiterer Schritt nach vorn in der Entwicklung des 26-Jährigen, der sich trotz seines noch jungen Alters schon in seiner neunten Saison befindet.

 

Morgenstern in seiner Persönlichkeit gereift

 

Auch sein Teamkollege Morgenstern zeigt nicht nur grandiose Sprünge, sondern präsentierte sich auch menschlich und mental sehr gereift. "Ich habe in der Vergangenheit viel gearbeitet, meine Basis ist nun viel breiter ausgebaut. Das betrifft den mentalen und technischen Bereich, aber auch meine Persönlichkeit", sagte der 24-Jährige, der auch schon im neunten Jahr durch den Weltcup tingelt.

 

Ammann zeigte sich überrascht über seinen Leistungsstand. Er schaffte es in drei von vier Wettbewerben aufs Podium, obwohl er im Sommer nicht wie gewohnt trainieren konnte und eigentlich dachte, er könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit den Besten der Welt mithalten. Doch er kann. Selbst seinen Trainer Martin Künzle überraschte der Schweizer mit seinen Flügen.

 

Ob überraschend oder nicht - auch die Finnen haben wieder einen Siegspringer. Ville Larinto ist es. Der 20-Jährige feierte nicht nur in Kuopio seinen ersten Weltcupsieg, sondern platzierte sich bei allen vier Einzel-Wettkämpfen unter den besten Acht. Neben Larinto hat der neue finnische Trainer Pekka Niemelä auch dem Urgestein Matti Hautamaeki wieder Flügel verliehen. Die schlechteste Platzierung des 29-Jährigen war Rang sieben. Die Finnen können also auch ohne Harri Olli, der nach der x-ten Eskapade aus dem Team geflogen war. Bleibt abzuwarten, ob Janne Ahonen rechtzeitig zur Tournee in Form kommt und was mit Neuling Anssi Koivuranta ist. Der ehemalige Kombinierer hat im Weltcup bisher noch nicht Angst und Schrecken verbreitet.

 

Norweger mannschaftlich richtig gut

 

Mannschaftlich gesehen sind die Norweger mittlerweile auf Augenhöhe zu den Österreichern. Schon 12 Top-Ten-Platzierungen ersprangen die Athleten von Mika Kojonkoski - das sind im Schnitt drei Springer unter den besten Zehn. Ob Johan Remen Evensen, Tom Hilde, Anders Bardal oder Anders Jacobsen, die Norweger sind offenbar jetzt schon bereit für den großen Showdown, die WM auf ihrem nationalen Heiligtum, dem Holmenkollen in Oslo. Mit Newcomer Rune Velta haben die Norweger schon fünf Springer in dieser Saison unter den Top Ten platziert - beachtlich. Lediglich Bjoern-Einar Romoeren hinkt den Erwartungen noch etwas hinterher. Doch es ist ja noch massig Zeit für den Mann aus Oslo bis zu den Titelkämpfen im Februar.

 

Auch stark, aber ohne den ganz großen Ausreißer nach oben präsentierten sich bisher Daiki Ito und Adam Malysz. Sie sind in Schlagdistanz zu den Besten der Szene, doch absolute Top-Resultate gab es noch nicht. Sie gehören zum erweiterten Kreis der Sieg-Aspiranten.

 

Die unglaubliche Karriere des Gregor Schlierenzauer »

 

Kommen wir zu den Problemkindern. Da ist als erstes Gregor Schlierenzauer zu nennen. Für den Mann, der schon 32 Weltcups gewonnen hat, steht bisher als beste Platzierung ein 14. Rang zu Buche. Zu wenig gemessen an seinen Ambitionen. "Für mich lief es bisher nicht nach Wunsch. Ich brauche einfach noch ein bisschen Zeit, ein paar Trainings und bin ich mir sicher, dass ich dann mein Potenzial abrufen kann. Es stimmt noch nicht richtig zusammen", gibt sich der Tiroler auf seiner Website selbstkritisch.

 

Impressionen aus Lillehammer »

 

Schlierenzauers Konkurrenz schläft nicht. Aus dem eigenen Lager drängte sich Manuel Fettner für Nominierungen für das starke ÖSV-Team auf. Wolfgang Loitzl befindet sich nach schwachem Start mittlerweile im Formanstieg, für Martin Koch sieht es hinsichtlich einer Teamnominierung derzeit duster aus.

 

Bei den Deutschen sind Michael Neumayer und vor allem Severin Freund positiv hervorzuheben. Martin Schmitt, Michael Uhrmann und vor allem Pascal Bodmer kämpfen noch um ihre WM-Form. Die Trainer bauen in erster Linie auf den 22-jährigen Freund, der schon außergewöhnlich gute Einzelsprünge zeigte.

 

Der Weg in die Spitze ist hart und steinig

 

Für die Polen steht unter dem Strich nach der Skandinavien-Tournee ganz klar ein Minus. Hatten sie im Sommer noch die Teamwertung mit riesigem Vorsprung für sich entschieden, ist der derzeitige fünfte Rang in der Teamwertung und eine fünfte Platzierung von Malysz in den Einzelwettbewerben nicht wunschgemäß. So ist Dawid Kubacki, der im Sommer noch Gesamt-Fünfter wurde, ist noch ohne Weltucp-Punkt.

 

Interview mit Vincent Descombes-Sevoie »

 

Dass der Weg in die Weltspitze hart und steinig ist, haben die ersten vier Einzelwettkämpfe auch gezeigt. Neben den jungen Polen, die derzeit auf der Stelle treten, mussten beispielsweise auch die ambitionierten Vincent Descombes-Sevoie aus Frankreich oder der junge Bulgare Vladimir Zografski erkennen, dass die Weltcup-Trauben sehr hoch hängen.