Das sagen die deutschen Skispringer vor Beginn der 74. Vierschanzentournee
Seit 2002 wartet ganz Deutschland auf den Sieg bei der Vierschanzentournee. Dieses Mal könnte es klappen - aber nur, weil niemand so wirklich damit rechnet.
Die Konkurrenz ist stark und es würde schon eine echte Überraschung bedeuten, wenn Philipp Raimund oder Felix Hoffmann am 6. Januar den goldenen Adler in den Himmel hält.
Was sagen die Skispringer aus Deutschland vor Beginn der Vierschanzentournee?
Stefan Horngacher, Bundestrainer Skisprung Männer
"Wir freuen uns sehr auf die 74. Vierschanzentournee. Speziell auf die vollen Stadien, die Unterstützung unserer Fans und die großartige Atmosphäre in Deutschland und Österreich. Die Tournee zeigt jedes Jahr auf beeindruckende Weise das große Interesse, den Stellenwert unseres Sports. Das ist für uns alle eine zusätzliche Motivation, uns bestmöglich zu präsentieren.
Wir werden die Tournee mit insgesamt neun Aktiven bestreiten. Neben der Weltcup-Gruppe mit Philipp Raimund, Felix Hoffmann, Pius Paschke, Karl Geiger und Andreas Wellinger werden wir auch unsere Nationale Gruppe an den Start bringen. Ihr gehören Luca Roth, Ben Bayer, Max Unglaube und Constantin Schmid an.
Philipp Raimund, aktuell Vierter der Weltrangliste, und Felix Hoffmann (8.) haben in der bisherigen Saison konstant gute Leistungen gezeigt. Aufgrund ihrer Konstanz firmieren sie aktuell unter den besten Zehn der Weltrangliste und zählen ergo zum großen Kreis der Mitfavoriten. Top-Favoriten sind allerdings andere, wie beispielsweise der Seriensieger Domen Prevc aus Slowenien oder der mehrfache Tourneesieger Ryoyu Kobayashi. Auch die österreichische Mannschaft hat gleich mehrere heiße Eisen im Feuer und ist nach dem Dreifacherfolg im letzten Jahr sicher hochmotiviert, diesen zu wiederholen.
Unser Ziel ist es, weiterhin konstant gute Leitungen auf höchstem Niveau zu zeigen. Gleichzeitig gilt es, Pius Paschke, Karl Geiger und Andreas Wellinger wieder auf Top-Niveau zu bringen. Karl Geiger und Andreas Wellinger haben den Weltcup in Engelberg ausgelassen und stattdessen mit Max Mechler auf den Schanzen von Oberstdorf, Planica und Predazzo trainiert. Die Tournee mit den kurz aufeinanderfolgenden Wettkämpfen bietet die Chance, den Wettkampfrhythmus schnell wieder aufzunehmen.
Unsere Nationale Gruppe wird uns sowohl in Oberstdorf als auch in Garmisch-Partenkirchen verstärken. Wir freuen uns auf die Unterstützung durch die Athleten aus dem B-Kader und unterstützen die Aktiven, sich mit guten Sprüngen auf großer Bühne in Szene zu setzen."
Karl Geiger
"Ich habe die letzten beiden Weltcup-Wochenenden vor der Tournee pausiert und stattdessen eine Trainingsphase eingelegt. Zusammen mit Andreas Wellinger und Trainer Max Mechler waren wir auf den Schanzen in Oberstdorf, Planica und Predazzo. Das Training war intensiv, und jetzt freue ich mich, bei der Tournee wieder in den Weltcup einzusteigen. Gerade auf meiner Heimschanze und vor heimischem Publikum ist das eine große Motivation für mich. Mein Ziel ist es, über die rasche Abfolge der Tournee-Wettkämpfe den Rhythmus schnell wieder aufnehmen zu können."
Felix Hoffmann
"Ich freue mich sehr auf die Vierschanzentournee und darüber, dass ich derzeit gut in Form bin. Ich bin ja schon öfter in der Nationalen Gruppe an den Start gegangen, konnte bisher aber noch nie eine komplette Tournee absolvieren.
Die Schanze in Garmisch-Partenkirchen springe ich am liebsten. 2023 habe ich hier erstmals Weltcup-Punkte sammeln können. Aber auch die Anlage am Bergisel in Innsbruck ist sehr schön und kommt mir entgegen.
Die Tournee ist schon sehr prestigeträchtig und vor allem mit den vielen Zuschauern in den Stadien ein tolles Erlebnis. Die Komplexität mit vier Wettkämpfen auf vier verschiedenen Schanzen ist enorm hoch. Das Duellformat erhöht die Spannung zusätzlich, und darauf freue ich mich besonders."
Pius Paschke
"Der Start in die Saison ist mir nicht so gut gelungen wie im letzten Jahr. Aktuell muss ich noch an der der einen oder anderen Stellschraube drehen, um Fluss, Leichtigkeit und Konstanz in meinen Sprung zu bringen. Insgesamt aber bin ich optimistisch, und gerade die Tournee mit den rasch aufeinanderfolgenden Wettkämpfen bietet die Möglichkeit, wieder besser in die Spur zu kommen. Dabei möchte ich den Rückenwind der Fans in den vollen Stadien nutzen, die Energie aufsaugen und mich von der großartigen Atmosphäre motivieren lassen."
Philipp Raimund
"Ich freue mich extrem auf die Tournee, auf die Stimmung in den Stadien. Ein bebendes Stadion erleben zu dürfen, ist schon eines der besten Erlebnisse, die man als Skispringer haben kann. Dass ich zum Kreis der Mitfavoriten gezählt werde, empfinde ich als großes Privileg. Mein Fokus aber richtet sich auf meine Sprünge. Dass die so durchlaufen wie bisher in der Saison, das ist für mich das Wichtigste. Wenn ich das schaffe, bin ich auch in Schlagdistanz. Das Ergebnis kommt, wenn meine Sprünge passen. Daher konzentriere ich mich auf die Technik und nicht auf das Ergebnis. Wichtig ist, Schritt für Schritt zu gehen, auf jeder Schanze direkt anzukommen, ein gutes Gefühl aufzubauen, den Zugriff zu finden, auf welche Details ich mich fokussieren muss – und das alles in mein Grundsystem zu integrieren.
Die Erwartungen von außen sind natürlich groß bei der Tournee. Die kommen dann zu den eigenen Erwartungen dazu. Ich fokussiere mich daher auf die beiden Sprünge – wie bei jedem anderen Wettkampf auch. Positive Einflüsse von außen sauge ich auf, alles, was mich abbringen könnte, versuche ich auf ein Minimum zu reduzieren. Stattdessen fokussiere ich mich auf die Parameter, die ich beeinflussen kann."
Andreas Wellinger
"Nach Klingenthal habe ich in Absprache mit den Trainern die Notbremse gezogen und für den Weltcup in Engelberg pausiert. Stattdessen habe ich die Zeit genutzt, um über mehrere Tage methodisch, also mit unterschiedlichen Ansätzen, an meiner Sprungtechnik zu arbeiten. Zusammen mit Karl Geiger und Trainer Max Mechler sind wir in Oberstdorf, Planica und Predazzo gesprungen. Dort habe ich die Trainingsphase mit einem Wettkampf, den italienischen Meisterschaften, abgeschlossen. Nun freue ich mich auf den Wiedereinstieg in den Weltcup. Mit den Tourneeschanzen verbinde ich positive Erlebnisse, daher passt der Zeitpunkt gut."