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Severin Freund: "Man merkt, es kommt langsam ins Rollen"

Erstellt am: 23.09.2016 12:43 / sk

Severin Freund musste nach einer Hüftoperation eine lange Pause einlegen, erst Ende August konnte der beste deutsche Skispringer der letzten Jahre auf die Schanze zurückkehren.
Jetzt könnte ein Wettkampf-Comeback aber bereits am kommenden Wochenende beim Sommer Grand Prix in Hinzenbach (AUT) möglich sein.
Berkutschi.com hat mit dem 28-jährigen gesprochen.

Berkutschi: Wie geht es Dir Severin? Wie ist dein momentaner gesundheitlicher Zustand?

Severin Freund: Wenn man von der medizinischen Seite her sprechen würde, dann ist alles traumhaft. Als Sportler neigt man aber relativ schnell dazu zu sagen es stimmt da und dort was nicht und es fühlt sich nicht so an wie es sollte. Die fünf Monate hat man schon gemerkt, das ist eine relativ lange Zeit. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich wahrscheinlich schon den ganzen Winter über Dinge unterbewusst  gemacht habe, weil ein Problem da war. Deswegen hat man gemerkt, dass am Anfang beim Springen das richtige Gefühl nicht da war. Mittlerweile habe ich ein paar mehr Sprünge gemacht und man merkt, dass es langsam ins Rollen kommt.

Die Ergebnisse von Severin Freund

News: Severin Freund wieder auf der Schanze

 

Berkutschi: Auslöser der ganzen Probleme war dein Sturz in Innsbruck. Ist das richtig? Du bist aber trotzdem weiter gesprungen.

Freund: Ja. Einen Labrumriss kann man nicht mit, zum Beispiel, einem Kreuzbandriss vergleichen, wo sofort klar ist, das es nicht mehr geht. Das ist eine Verletzung, mit der du an sich noch ganz gut leben kannst. Aber die Dinge, die du im Skispringen brauchst, wie die extreme Beweglichkeit in der Anfahrtshocke und die Explosivität, leiden halt darunter. Ich hatte dann schon immer wieder Therapie und habe auch Schmerzmittel genommen. Das normale Gefühl war nicht da, es war immer etwas komisch und das ist nicht mehr weggegangen. Die Einschränkung war jetzt nicht so groß, dass es gar nicht mehr ging und die Ergebnisse waren gut. Da beendet man als Zweiter im Gesamtweltcup dann nicht einfach die Saison. Nach der Saison hat man dann gehofft, dass es sich mit der Ruhe wieder erledigt. Es ist zwar besser geworden, aber das grundlegende Problem ging nicht weg. Nach einer weiteren Röntgenuntersuchung war klar, dass man etwas machen muss und das war dann die Hüftathroskopie. Man darf die Hüfte dann erstmal nicht belasten und deshalb ist es etwas langwieriger. 

Es hört sich jetzt zwar komisch an, aber ich war sogar froh über die Diagnose. Als Sportler hast du ein anderes Verhältnis zu deinem Körper und auch ein anderes Gefühl. Wenn du merkst, dass irgendwas nicht hundertprozentig stimmt, und dann wäre gesagt worden es ist alles okay wäre es schwieriger gewesen wieder in die neue Saison zu starten.

 

Berkutschi: Jetzt bist du wieder an der Schanze. Wie sieht dein weiterer Zeitplan aus? Wann glaubst du, kannst du wieder im Wettkampf starten?

Freund: Zu Beginn der Wintersaison will ich auf jeden Fall dabei sein. Das ist sehr, sehr realistisch. Was für Hinzenbach oder Klingenthal möglich ist, ist noch offen. Ich bin jemand, der gerne schon vor dem Winter einen Wettkampf hat. Es ist immer einfacher, wenn du bei den letzten Sommer Grand Prixs schon mal ein ganz gutes Ergebnis hast, aber das wäre für mich heuer nicht so wichtig. Es wäre eher eine Möglichkeit zu testen wie ich unter Wettkampfbedingungen funktionieren würde: Mache ich dasselbe wie im Training, falle ich ab im Vergleich zum Training oder gelingt mir vielleicht sogar ein besserer Sprung. Da muss man halt nächste Woche schauen ob es geht, oder ob man lieber trainiert. 

 

Berkutschi: Das heißt wir haben eine Chance dich in Hinzenbach zu sehen. Wann wirst du dich endgültig entscheiden?

Freund: Das kann ich gar nicht sagen, weil ich diese Entscheidung nicht alleine treffen werde, sondern mit den Trainern. Das haben wir damals bei den Rückenproblemen auch gemacht. Damals wollte ich schon unbedingt wieder springen, die Trainer haben aber gesagt: "So locker sieht das aber bei einem normal Sprung vom Boden weg noch nicht aus. Lass' dir lieber noch eine Woche Zeit." So kann es in beiden Richtungen gehen. Es kann auch sein, dass es von aussen besser aussieht als man es fühlt. Das Gefühl ist einfach anders, als wenn du schon Hunderte von Sprüngen hast. Deshalb wird die Entscheidung mit dem Trainer zusammen getroffen und da kann ich jetzt noch gar nichts sagen. Sollte ich in Hinzenbach springen und es läuft gut, dann werde ich auch in Klingenthal dabei sein. 

Severin Freund

 

Ergebnisvergleich: Severin Freund vs. Peter Prevc

 

Und abschließend wollten wir von Severin Freund noch in Kurzform wissen, was einige der derzeit stärksten Skispringer besonders auszeichnet. Hier sind  die Antworten von Severin Freund:

Andreas Wellinger:
Was ihn stark macht sind die Hebel und der lange Weg auf dem er den Druck am Schanzentisch aufbaut und was er damit direkt nach dem Tisch für einen wahnsinnigen Höhengewinn erzielen kann.

Peter Prevc:
Konstanz, Konstanz, Konstanz auf einem wahnsinnig hohen Niveau.

Anders Fannemel:
Wie schnell er die Flugposition erreicht und wie effektiv der Flug bei ihm ist.

Maciej Kot:
Er hat eigentlich ein sehr unscheinbares System, aber wenn man etwas genauer hinschaut sind die Dinge wie V-Form und Körperposition schon sehr ausgeklügelt und es kann auch sehr effektiv sein.

Severin Freund:
Ich glaube, dass ich ziemlich detailverliebt bin und mich somit mit den ganzen Feinheiten ziemlich beschäftigen kann. Wenn ich in Form bin, ist mein Sprung nicht großartig von den Bedingungen abhängig, sondern kann bei allen Bedingungen erfolgreich sein.

 

Berkutschi: Vielen Dank Severin! Wir würden uns sehr freuen dich in Hinzenbach zu sehen.

Webseite Severin Freund

 

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