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„Der Zeitplan ist ambitioniert“

Erstellt am: 11.08.2015 19:01 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Stefan Huber, Geschäftsführer der Skisport- und Veranstaltungs GmbH Oberstdorf.
Stefan Huber ist Generalsekretär des Oberstdorfer Organisationskomitees für Weltcupveranstaltungen im Skispringen, Skilanglauf, der Nordischen Kombination sowie der Alpinen.
Auch bei der Organisation der Skiflugweltmeisterschaften 2018 im Allgäu hat Huber den Hut auf.

Berkutschi: Hallo Stefan, mit Blick auf die Skiflug-WM in zweieinhalb Jahren konntet ihr gerade wichtige Weichen stellen. Wie ist der Stand der Dinge bei der Modernisierung der Heini-Klopfer-Schanze?
Stefan Huber: Wir waren zuletzt, neben der Planung, in erster Linie mit der Finanzierung der Arbeiten befasst. Seit knapp zwei Wochen ist die Finanzierung gesichert. Wir konnten vom Bund und dem Land Bayern sehr gute Unterstützung für diese Maßnahmen erfahren. Das Gesamtprojekt hat ein Volumen von knapp 11 Millionen Euro. Darüber hinaus wurde vom Oberstdorfer Gemeinderat und dem Landkreis Oberallgäu die Restfinanzierung gesichert. Wir sind jetzt mitten in der Detailplanung. Die erforderlichen baulichen Maßnahmen werden im Laufe des nächsten Jahres komplett abgewickelt. Somit sind wir rechtzeitig zur Vorweltmeisterschaft 2017 mit der generalsanierten Anlage bereit.


Berkutschi:  Der Zeitplan ist relativ eng. Anfang Februar 2017, ein Jahr vor den Weltmeisterschaften, soll die Generalprobe stattfinden. Siehst du ein Risiko, dass etwas dazwischen kommen könnte?
Huber: Wir haben ja schon mehrere Baumaßnahmen zuverlässig und erfolgreich abgewickelt und gehen davon aus, dass wir mit unserem bewährten Team auch diese Maßnahme nicht nur fristgerecht sondern auch im Rahmen des vorgeschriebenen Budgets durchführen können. Wir haben das zu den Weltmeisterschaften 2005 bewiesen und auch im Rahmen der Baummaßnahme Flutlichtanlage, Rollerbahn und bei unseren HS 106 und HS 60 Schanzen. Wir sind immer im Rahmen der Zeit- und Budgetplanung geblieben. Das ist gerade beim Schanzenbau nicht einfach.
Es gibt derzeit keinen Grund daran zu zweifeln, dass uns das auch diesmal wieder gelingt. Es stimmt, der Zeitplan ist eng und ambitioniert. Aber wir sind nicht besorgt und gehen sind mit vollem Enthusiasmus an der Arbeit.


Berkutschi: Welche Maßnahmen müssen konkret durchgeführt werden?
Huber: Es gibt verschiedene Bereiche. Schwerpunkt ist die Profilanpassung. Unsere Zielstellung war, die architektonische Einzigartigkeit der Schanze, den „schiefen Turm von Oberstdorf“, als freitragendes Bauwerk zu erhalten. Das heißt, wir werden auf die Schanze aufbauen, den Schanzentisch zurück bauen und den Aufsprunghang den neuesten Erkenntnissen entsprechend profilieren und anpassen. Das geschieht in enger Abstimmung mit dem Sport. Es sind nicht nur Planer beteiligt, sondern wir haben auch Athleten und Trainer mit eingebunden. Wir versuchen auch die Erkenntnisse der Umbauarbeiten in Vikersund, Planica und Bad Mitterndorf zu nutzen. Am Ende soll eine HS 225 entstehen. Es wird also auch etwas weiter gehen, allerdings ist das nicht das Hauptanliegen. Wir möchten in erster Linie eine Schanze, die spannende Wettkämpfe zulässt, ein enges Starterfeld. Dazu eine hohe Sicherheit, sowohl für die Durchführung des Wettbewerbes als auch für den einzelnen Athleten. Der alte Sprungrichterturm bleibt als Funktionseinheit erhalten. Allerdings wird es eine zusätzliche Position für Wettkampfleitung und Sprungrichter geben, da Absprung und Hang von der alten Position nicht mehr einsehbar wären. Wir werden im Zuschauer- und Veranstaltungsbereich keine Gebäude oder feste Infrastruktur bauen, sondern Flächen schaffen und die vorhandenen Flächen optimieren. Das Athletendorf soll ins Stadion integriert werden, um näher am Publikum zu sein. Die Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur muss optimiert werden, da sie den Ansprüchen an eine Großveranstaltung nicht mehr genügt. Die Beschneiungsanlage wird erneuert, um weiterhin Schneesicherheit gewährleisten zu können. Darüber hinaus soll der alte Sessellift durch einen modernen Schrägaufzug ersetzt werden.


Berkutschi: Du hast die größeren Weiten angesprochen. Wird sich Oberstdorf an der Weltrekordjagd von Planica und Vikersund beteiligen?
Huber: Nein, daran beteiligen wir uns nicht. Aus unserer Sicht, ist es wichtig spannende Wettkämpfe und viele Flüge über 200m zu bieten. Das ist uns in den vergangenen Jahren oftmals gelungen. Die Weltrekorde sind letztlich Eintagsfliegen, da es im nächsten Jahr wahrscheinlich schon wieder einen neuen gibt. Das Geld, das dafür investiert werden müsste, wollen wir verwenden, um Athleten, Zuschauern und Medien eine bessere Infrastruktur zu bieten. Mit unserer jetzigen Planung ist es aber auch nicht ausgeschlossen, auf die Anlage irgendwann einmal so aufzubauen, dass man nicht zu stark gebunden ist.


Berkutschi: Welche Zuschauerkapazität wird es für die Skiflug-WM geben?
Huber: Wir gehen davon aus, dass wir Platz für 20.000 bis 25.000 Zuschauer haben. Mit temporären Maßnahmen wäre das noch erweiterbar. Wir möchten versuchen, allen Interessenten bei der WM Platz zu bieten. Gleichzeitig soll das Gelände so gestaltet werden, dass auch in Jahren mit etwas geringerem Zuschauerinteresse eine gute Atmosphäre entsteht und wir gute Bilder transportieren können. Es werden auch keine festen Tribünen gebaut, sondern es spielt sich alles im Geländebereich ab. Im Skifliegen lässt sich nur bedingt langfristig planen. Die Infrastruktur wird daher temporär, entsprechend der jeweiligen Anforderungen, umgesetzt.

 

Hintergrund: Die Heini-Klopfer-Skiflugschanze

Foto: Skisport- und Veranstaltungs GmbH Oberstdorf

 

Berkutschi: Zum Zeitpunkt der Bewerbung um die Weltmeisterschaften war klar, dass das aktuelle Schanzenzertifikat nicht bis 2018 gültig ist. Hattet ihr mit einem solchen Modernisierungsbedarf gerechnet?
Huber: Das Zertifikat wurde zuvor mehrfach verlängert. Es war auch klar, dass Maßnahmen notwendig sind, auch wenn wir ursprünglich davon ausgegangen sind, dass es weniger umfangreich wäre. Aber die Planungen und Überlegungen haben ergeben, dass eine größere Investition nötig ist und Sinn macht. Das ist auch kein ungewöhnlicher Vorgang. Letztlich ist der Zuschlag für die Weltmeisterschaften ja auch ausschlaggebend, für die große Unterstützung, die wir jetzt erfahren.
Die Vergabe erfolgte auch relativ früh und gerade im Skifliegen ergeben sich ständig neue Entwicklungen, denen man Rechnung tragen muss. All diese Erfahrungen und neuen Anforderungen können wir jetzt umsetzen.

Foto: Skisport- und Veranstaltungs GmbH Oberstdorf

 

Berkutschi: Oberstdorf bemüht sich auch bereits seit etlichen Jahren darum, die Nordischen Skiweltmeisterschaften wieder ins Allgäu zu holen. Die Entscheidung für 2021 fällt nächstes Jahr. Wie groß ist der Optimismus, dass es im vierten Anlauf endlich klappt?
Huber: Zum einen war die Stimmung nach der letzten Vergabe schon etwas gedämpft. Wir haben danach etwas Zeit verstreichen lassen und dann in großer Runde im Ort und mit allen Beteiligten die Stimmung abgefragt. Die Meinung war einhellig: Man darf nicht aufgeben und soll sich nicht von dieser Entscheidung entmutigen lassen. Deshalb haben wir gemeinsam gesagt, wir greifen noch einmal an. Oberstdorf möchte diese Weltmeisterschaft und wir werden alles dafür geben, dass es klappt. Wie es am Ende ausgeht, ist offen. Es gibt starke Mitbewerber mit Planica und Trondheim. Es wird keine einfache Vergabe sein.


Berkutschi: Eine solche Bewerbung setzt auch den notwendigen Optimismus voraus, dass es klappt. Gibt es nach den negativen Erfahrungen der letzten Jahre auch Überlegungen, was im Falle einer erneuten Niederlage passiert?
Huber: Dieses Szenario ist für uns derzeit nicht relevant. In dieser Situation waren wir bereits mehrfach. Natürlich möchten wir die Weltmeisterschaften nach Oberstdorf holen und die Wahl gewinnen. Aber es spielen sehr viele Faktoren eine Rolle. Wir müssen in erster Linie für den Sport, für den Ort und für Deutschland entscheiden, ob wir diese Weltmeisterschaften wollen. Wenn wir sie wollen, müssen wir uns bewerben. Das ist der Gang der Dinge. Und wir wollen die Weltmeisterschaften. Wie das für die Zukunft aussieht, ist ein anderes Thema. Jetzt konzentrieren wir uns auf die aktuelle Bewerbung.


Berkutschi: Oberstdorf hat traditionell mit der Vierschanzentournee ein weiteres jährliches Highlight zu bieten. Wie ist der Vorbereitungsstand für dieses Jahr?
Huber: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Es wird einige Neuerungen geben, an denen wir momentan arbeiten. Der Termin unter der Woche ist für uns ein wenig schwierig. Wir glauben fest daran, dass unsere deutschen Athleten ihre Erfolge aus der letzten Saison fortsetzen und die Österreicher wieder in die Spur finden können. Neben den anderen starken Nationen ist gerade bei der Tournee das traditionelle deutsch-österreichische Duell besonders spannungsvoll. Wir freuen uns auf die Tournee. Neben den weiteren Veranstaltungen, Damen-Weltcup im Skispringen, Tour de Ski und Alpin-Weltcup, ist der Auftakt der Vierschanzentournee natürlich unser absolutes Highlight.


Berkutschi: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für eure Veranstaltungen!

 

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